Penzberger Hotelprojekt:Vorauseilendes Unbehagen

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Hannelore Jaresch, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Penzberg, wünscht sich mehr Visionen zum Projekt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bund Naturschutz stellt Standortsuche infrage

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Penzberg ist nicht Chicago. Dort plante Ende der 1960er-Jahre der amerikanische Architekt Bertrand Goldberg die Marina City mit zwei markanten Zwillingstürmen direkt am Chicago River. Die untersten 16 Stockwerke gehören zu einem Parkhaus mit etwa 89o Stellplätzen pro Gebäude. Solch visionäre Architektur wird es wohl in der oberbayerischen Kleinstadt im Landkreis Weilheim-Schongau nicht geben - zumindest nicht auf dem Bahnhofsareal und nicht als Hotel-Neubau. Was wiederum der Bund Naturschutz bedauert. Vorsitzende Hannelore Jaresch warb um mehr Visionen beim Hotel-Projekt, am besten schon während die Standortsuche. Doch das ist nicht das Einzige, was die Naturschützer umtreibt. Sie stellen die gesamte Bewertung der 16 Hotel-Standorte durch Kriterien infrage, für die Punkte von eins bis zehn vergeben werden. Sie fürchten, dass dieses Verfahren zwangsläufig zu einem Bauplatz auf der grünen Wiese mit entsprechender Flächenversiegelung führen werde.

Was am Dienstag als spontan einberufenes Pressegespräch im Penzberger Rathaus geplant war, geriet zu einem kontroversen Schlagabtausch. Ursprünglich hatte Daniel Schreyer vom Büro Hendricks & Schwartz, der im Auftrag der Stadt den Bürgerdialog zur Hotel-Standortsuche moderiert, über das Ergebnis eines Treffens mit dem Gewerbeverband Pro Innenstadt, Susanne Lengger vom Tourismusverband Pfaffenwinkel und dem Bund Naturschutz berichten. Jaresch und ihr Mitstreiter Martin Janner nutzen die Gelegenheit, ihr Unbehagen über das Dialogverfahren in Worte zu fassen. Beide betonten, dass sich beim ersten Bürgerworkshop erstaunlich viele Anwesende für ein Hotel am Bahnhof ausgesprochen hätten. Ein solches ließe sich realisieren mit dem richtigen Architekten. Was Schreyer unter Berufung auf das Stadtbauamt verneinte. Denn das Raumprogramm für das Hotel ließe sich nur verwirklichen, wenn alle Pendlerparkplätze wegfielen. Eine teure Tiefgarage könne man einem Investor nicht zumuten, ein oberirdisches Parkhaus sei nicht machbar aus Platzmangel. Außerdem würde ein solches Hotel nicht alle Gäste ansprechen, die man künftig nach Penzberg holen möchte.

Janner mag sich nicht mit der Punktevergabe für die Standortkriterien anfreunden. Er plädierte dafür, dass es auch Minuspunkte geben sollte. Auch kritisierte er, dass es bereits eine Vorabauswahl durch die Stadtverwaltung gegeben habe. Und Jaresch sieht die Bürger, die beim ersten Workshop von jetzt auf gleich mit den Kriterien konfrontiert worden waren, überfordert darin, diese richtig gewichten zu können. Den Bürgern sollte mehr Zeit eingeräumt werden, bat sie.

Tatjana Patermann von Pro Innenstadt warb darum, den Prozess doch erst einmal zu Ende zu führen. "Sonst diskutieren wir uns schwindelig", sagte sie. Im Übrigen halte sie das Punktesystem für neutral und ausgewogen. Das sieht Jaresch anders: "Es wird auf einen Standort hinauslaufen, der dem Landschafts- und Naturschutz am heftigsten wehtut. Das geht bei diesem System gar nicht anders."

Gegen diese Äußerung verwahrten sich Schreyer, Zweiter Bürgermeister Johannes Bauer (Grüne) und Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). Der jetzige Prozess führe zu einem Ranking, sagte Bauer. "Dieses ist eine Entscheidungsgrundlage aber nicht verpflichtend für den Stadtrat." Das Gremium entscheidet am Dienstag, 24. Juli, über den Hotel-Standort, über den die Bürger beim Bürgerentscheid am Sonntag, 14. Oktober, mit Ja oder Nein abstimmen dürfen. Zunächst geht allerdings die Standortsuche weiter. Der zweite Workshop findet an diesem Mittwoch, 27. Juni, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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