Penzberger Baupolitik:Ganz schön teuer

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Neues Wohnquartier an der Birkenstraße wird etwa 56 Millionen Euro kosten

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Große Bauvorhaben bringen oft Überraschungen mit sich, meistens unliebsame. Zwischen der ersten Kostenschätzung und einer exakten Berechnung liegen viele Monate, weshalb ein solches Projekt schnell mal teurer werden kann, als ursprünglich prognostiziert. So ist es auch der Fall beim Neubaugebiet an der Penzberger Birkenstraße. Die Stadt tritt dort selbst als Bauherrin auf, um ihren Bürgern preiswerten Wohnraum anbieten zu können. War im Frühjahr noch von Kosten in Höhe von 48 Millionen Euro die Rede, belaufen sich diese nach neustem Stand auf gut 53 Millionen Euro. Um sich künftig für derartige Kostensteigerungen nicht mehr öffentlich schelten lassen zu müssen, möchte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) Schätzungen nur noch in nicht öffentlicher Sitzung nennen.

Dabei waren es gar nicht die Mehrkosten, die zu einer Diskussion vor Kurzem im Stadtrat führten. Vielmehr erregte Kerstin Engels Wortbeitrag Unmut. Die Fraktionssprecherin der Grünen monierte die Planung der Wohnblöcke. Weil die sieben viergeschossigen Baukörper auf einem Hanggrundstück errichtet werden, ragen die geplanten Tiefgaragen deutlich sichtbar hervor. Das, so Engel, erwecke den Anschein, als wären die Häuserblocks fünfstöckig. "Das war mit nicht bewusst. Damit bin ich nicht glücklich", sagte sie. Die Grünen-Stadträtin plädierte für ein Umdenken, konkret: für eine Umplanung, um die Wohndichte zu entzerren und mehr Freiraum für Begegnungen in dem autofreien Quartier zu ermöglichen. Ein "Modul" könnte ausgelagert werden, sagte sie. Also 16 Wohnungen auf einem separaten Grundstück errichtet werden. Engel fürchtet angesichts der massiven Bebauung, dass es zu sozialen Spannungen unter den Bewohnern kommen könnte.

Das löste Kopfschütteln im Stadtrat aus. Kämmerer Johann Blank warnte vor einer Neuausrichtung der weit fortgeschrittenen Planung und sprach von "massiven Problemen". Etwa würde dadurch der vorzeitige Vorhabensbeginn gefährdet, wie auch die von der Regierung von Oberbayern zugesagten Zuschüsse. Wolfgang Sacher (Bürger für Penzberg) erinnerte daran, dass die Stadt "seit Jahren mit dem Projekt herumtue". "Wir müssen endlich einmal was fertigstellen. Über Geschmack lässt sich streiten." Hardi Lenk (SPD) fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Wie bei keinem anderen Vorhaben sei die Stadt bei diesem Schritt für Schritt von den Planern mitgenommen worden. Er ist sich sicher, dass das neue Quartier "wunderschön" werde. Die Grünen stimmten gegen den Entwurf samt Kostenberechnung.

Auf einer Grundstücksfläche von etwa 18 000 Quadratmetern entstehen 171 barrierefreie Wohnungen. Zwölf Prozent der Wohnungen haben vier Zimmer, 44 Prozent drei und weitere 44 Prozent zwei Zimmer. 198 Stellplätze sollen in den sieben Tiefgaragen Platz finden. Die Tiefgaragen mit vier Zufahrten bedingen viele Rampenbauwerke, was sich unter anderem in den Kosten widerspiegelt. Insgesamt kommen die Planer auf 53,4 Millionen Euro. Allerdings ist darin der Baukostenindex, also die jährlichen Preissteigerungen, nicht berücksichtigt. Die Experten haben daher einen Risikopuffer von 1,4 Millionen Euro (drei Prozent) eingeplant, wonach die Gesamtkosten bei 55,6 Millionen Euro für die Wohnungen an der Birkenstraße lägen. Der Stadtrat möchte auf Nummer sicher gehen und den Risikopuffer auf fünf Prozent anheben. Fertiggestellt sein soll das Quartier im Januar 2024.

© SZ vom 31.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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