Penzberg:Wechsel im Seniorenzentrum

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Novita hat am Montag die Einrichtung in der Penzberger Gartenstraße übernommen - gegen den Willen der Stiftung, der das Gebäude gehört. Nun soll der Betreiber einen Pachtvertrag eingeklagt haben

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Das neue Schild am Eingang des Seniorenzentrums an der Gartenstraße lässt keine Zweifel offen: Die eigens gegründete Novita Seniorenzentrum Penzberg GmbH hat das Haus am 1. Oktober übernommen. Damit aber ist die Auseinandersetzung zwischen der Betreiberin und der Thomas-Wimmer-Stiftung, die das Grundstück samt den beiden Heimgebäuden von der Stadt gekauft hat, noch nicht beendet. Der Novita-Anwalt soll am Montag Klage bei Gericht eingereicht haben auf einen Pachtvertrag. Noch ungeklärt ist die Rolle der Stadt. Der alte Träger, der Awo-Bezirksverband Oberbayern, spart jedenfalls nicht mit Kritik. Kaum sei der Vertrag mit der Novita unter Dach und Fach gewesen, "sorgte die Stadt Penzberg, namentlich Bürgermeisterin Elke Zehetner, durch den Blitzverkauf des gesamten Anwesens an die Thomas-Wimmer-Stiftung erneut für Komplikationen und Verwirrung", heißt es in einer Pressemitteilung der Awo Oberbayern.

Symbolische Schlüsselübergabe ohne Pachtvertrag: Die neuen Betreiber der Novita vor dem Seniorenzentrum in Penzberg. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Etwa 100 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit sind an der Gartenstraße beschäftigt. Zwei hätten der Übernahme durch Novita nicht zugestimmt. Auch der bisherige Heimleiter Thomas Redel hat das Haus verlassen und arbeitet nun im Awo-Heim in Benediktbeuern. Sein Nachfolger ist der bisherige Pflegedienstleiter Michael Zimmermann. Viele Gespräche mit den Mitarbeitern, Angehörigen und Heimbewohnern habe es gegeben, sagt Novita-Geschäftsführer Lorenz Weichselbaumer. 82 Bewohner hat das Seniorenzentrum derzeit. Im April hatte der alte Träger, die Awo Oberbayern, sich selbst einen Aufnahmestopp auferlegt. Dieser sei nun aufgehoben, sagt Zimmermann. Pro Woche könnten drei neue Bewohner aufgenommen werden. 116 Bewohner sollen es werden. Bei diesem Stand müsse dann auch neues Personal eingestellt werden, so Zimmermann.

Michael Zimmermann ist neuer Heimleiter. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Skurril ist die Tatsache, dass die Novita noch keinen Pachtvertrag hat, und die GmbH demnach keine Miete zahlt. "Wir wüssten momentan auch nicht, wem wir die Pacht überweisen sollten", sagt Weichselbaumer. Noch stehe die Stadt Penzberg als Eigentümerin im Grundbuch. Die Thomas-Wimmer-Stiftung hatte nach dem Kauf des Seniorenzentrum-Areals keinen Hehl daraus gemacht, mit der Awo München-Stadt als Betreiberin zusammenarbeiten zu wollen. Einigungsversuche mit der Novita schlugen jedoch fehl. Vor dem Landgericht München II erwirkte die Betreiber-GmbH eine einstweilige Verfügung, um am 1. Oktober die Arbeit in Penzberg aufnehmen zu können. Dass die beiden Awo-Kreisverbände sich als Kontrahenten in der Auseinandersetzung um das Seniorenzentrum an der Gartenstraße gegenüberstanden, werde ein Nachspiel haben, erklärt Michael Mauerer-Mollerus, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Awo Oberbayern. "Wir müssen über den Umgang sprechen. Es wird eine verbandliche Nachbearbeitung der Situation geben."

Nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen der Stadt und der Awo Oberbayern über einen Heimneubau suchte der Bezirksverband einen Nachfolger für die Trägerschaft. Die Novita war der Awo ausdrücklich von der Stadt als einer von mehreren Bewerbern genannt worden. Mit der Schlüsselübergabe ende eine "zermürbende Hängepartie für den alten und den neuen Träger, aber vor allem für die Mitarbeiter und Bewohner des Hauses sowie deren Angehörige", teilt die Awo Oberbayern mit.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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