Penzberg:Teure Kabine

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Frau stürzt mitsamt Umkleidezelle und fordert Schmerzensgeld und Schadenersatz

Von Stephan Handel, Penzberg

Eine Umkleidekabine am Eitzenberger Weiher wird die Stadt Penzberg einiges an Geld kosten - nur wie viel ist noch nicht klar: Eine Frau fiel im Sommer 2016 mitsamt der Kabine um und verletzte sich schwer. Nun verklagt sie die Stadt auf Schmerzensgeld und Schadenersatz.

Es sollte schon nach Hause gehen an jenem späten Nachmittag im Juli vor gut eineinhalb Jahren - deshalb wollte Karin M. ihre nassen Badesachen gegen trockene Kleidung wechseln. Die Toiletten erschienen ihr für ihr Vorhaben nicht hygienisch genug, also ging sie zu einer der Kabinen, die die Gemeinde seit vielen Jahren jeweils zu Beginn der Badesaison auf den Liegewiesen aufstellte: Nicht viel mehr als ein Metall-Rahmen mit vier hölzernen Seitenwänden, 1,50 Meter hoch, ein Quadratmeter Grundfläche und nicht im Boden verankert. Karin M. betrat die Kabine, legte ihre Sachen ab, drehte sich um, um die Tür zu schließen - und rutschte aus, geriet ins Fallen, versuchte noch, sich an der Kabinenwand abzustützen, jedoch umsonst: Mitsamt des ganzen Gestells stürzte sie zu Boden, und als sie dort lag, fiel ihr noch die Tür auf den Kopf.

Die Folgen waren fatal: ein Anbruch des Schienbein-Kopfes, eine Schädelprellung, weitere Prellungen und Stauchungen sowie zahllose Hämatome. Es dauerte fast ein halbes Jahr, bis die 58-jährige Lehrerin wieder arbeiten gehen konnte.

Dafür möchte sie nun Schmerzensgeld und Schadenersatz - von der Gemeinde Penzberg, denn die hat die Badefläche am Weiher von einem Privatmann angemietet, sie stellt auch die Umkleidekabinen auf. 10 000 Euro für die Schmerzen, 5000 Euro für erlittenen Schaden möchte die Klägerin haben.

Die Stadt hingegen ist der Meinung, sie müsse gar nichts bezahlen: Immerhin würden Mitarbeiter das Gelände mindestens einmal wöchentlich kontrollieren, in der Badesaison sogar täglich, außerdem stehe da ein Schild, dass Baden und Aufenthalt auf eigene Gefahr stattfänden - der Richter kommentierte das so: "Die Welt ist nun mal eine gefährliche Veranstaltung."

Allerdings machte der Richter auch klar, dass die Stadt ganz schadlos nicht herausgehen würde aus der Sache - mit dieser Maßgabe sollen Karin M. und die Stadt nun noch einmal über einen Vergleich verhandeln. Einen Effekt aber hat der Unfall bereits jetzt: Christian Eberl, der Leiter des Städtischen Bauhofs, berichtete, dass die Bürgermeisterin nun entschieden habe, im kommenden Sommer keine Kabinen mehr am Eitzenberger Weiher aufzustellen.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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