Penzberg:Purer Pragmatismus

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Thomas-Wimmer-Stiftung bietet Novita einen Vier-Jahres-Vertrag an

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Noch kehrt keine Ruhe ein in den Betrieb des Penzberger Seniorenzentrums. Grün sind sich die neue Besitzerin des Areals, die Thomas-Wimmer-Stiftung, und die designierte Betreiberin, die Novita Stiftung, nicht. Dennoch können sich die Münchner eine Zusammenarbeit mit dem Träger aus Hohenwart vom 1. Oktober dieses Jahres an vorstellen - allerdings höchstens für die nächsten vier Jahre. Danach will die Thomas-Wimmer-Stiftung wie in anderen Häusern auch mit der Arbeiterwohlfahrt München-Stadt (Awo) kooperieren.

Diese Zusammenarbeit könne nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen, sagte Stiftungsvorsitzender Jürgen Salzhuber am Mittwoch bei einem Pressegespräch. So müsse die Novita dulden, dass die Thomas-Wimmer-Stiftung innerhalb dieser vier Jahre den Altbestand an der Gartenstraße saniere und umbaue; ebenso sei ein neuer Anbau im Westen geplant. "Das muss die Novita hinnehmen", sagte Salzhuber. Sein Stellvertreter Max von Heckel betonte, dass die Novita auch öffentlich geäußerte Vorwürfe, wie die Thomas-Wimmer-Stiftung wolle das Seniorenzentrum minderwertig sanieren oder die Stiftung wolle das Landratsamt in Weilheim verklagen, zurücknehmen. "Das sind glatte Lügen", sagte Heckel.

Da die Gräben tief sind, macht Salzhuber keinen Hehl daraus, dass ihm lieber wäre, er könnte von Oktober an in bewährter Weise mit der Awo München-Stadt als Trägerin einen Neuanfang in Penzberg hinlegen. Doch man wolle etwaige Rechtsstreitigkeiten vermeiden, so Salzhuber. Wobei sich die Thomas-Wimmer-Stiftung sicher ist, vor Gericht nichts befürchten zu müssen. Anders könnte das für die Stadt Penzberg aussehen, die bis vor Kurzem Eigentümerin des Seniorenzentrums samt denkmalgeschützten Pfründnerbaus war. Sie hatte dieses Jahr die jetzige Trägerin des Heims, die Awo Oberbayern, beauftragt, einen neuen Betreiber für die Senioreneinrichtung zu suchen. Zu diesem Schritt war es gekommen, da sich der Bezirksverband Oberbayern und die Stadt nicht auf die Modalitäten für einen Heimneubau einigen konnten. Die Stadt hatte der Awo eine Liste mit möglichen Trägern und Investoren weitergereicht, darunter auch die Novita. Grundlage für den Betriebsübergang ist ein Eckpunktepapier mit der Stadt, aus dem wiederum die Novita einen Rechtsanspruch ableitet, der ihr die Übernahme des Seniorenzentrums an der Gartenstraße gewährleistet.

"In unserem notariellen Kaufvertrag steht nichts dergleichen", sagte Max von Heckel, selbst Jurist. Wenn die Thomas-Wimmer-Stiftung beschließe, einen anderen Träger einzusetzen, dann sei das Recht auf ihrer Seite. "Wir müssen mit der Novita keinen Pachtvertrag abschließen." Dennoch wolle man nichts eskalieren lassen, erklärte Salzhuber. Nächste Woche am Dienstag treffen sich die Vertreter beider Stiftungen zu einem klärenden Gespräch. Salzhuber hofft immer noch, dass sich die Novita freiwillig zurückziehen werde. Die Crux sei, dass die Novita bereits einige neue Verträge mit den Mitarbeitern im Penzberger Heim geschlossen habe. Das müsste geklärt werden. Ansonsten hätten die Mitarbeiter mit der Awo München-Stadt die gleichen Konditionen wie bisher zu erwarten.

Ein weiterer Gesprächspartner für die Thomas-Wimmer-Stiftung wird die Heimaufsicht im Weilheimer Landratsamt sein. Da das Seniorenzentrum nicht mehr dem Pflege- und Wohnqualitätsgesetz mit 75 Prozent Einzelzimmern entspricht, muss es bis 2022 saniert werden. Neben der stationären Pflege sollen künftig Betten für Kurzzeitpflege sowie acht bis zehn neue Plätze in der Tagespflege angeboten werden. Betreutes Wohnen ist nicht vorgesehen.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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