Brunnen:Penzberger Stadtrat beschließt den Esel

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Allen Protesten zum Trotz wird der "Wasserträger"-Brunnen des Bildhauers Michael von Brentano gebaut.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es wird der Esel: Mit dieser Entscheidung hat der Penzberger Stadtrat den Streit über den geplanten Brunnen auf dem Stadtplatz beendet. In seiner Sitzung am Dienstag beschloss das Gremium, den Entwurf des Seeshaupter Bildhauers Michael von Brentano umzusetzen - und zwar schnellstmöglich. Allein Richard Kreuzer (CSU) stimmte dagegen. Der Bürgerantrag von Kulturpreisträger Franz Wagner und seiner Tochter Tatjana Patermann, einen Säulen-Brunnen auf dem Platz zu realisieren, wurde einstimmig abgelehnt. Die Stadträte räumten ein, dass das Verfahren, in dem der Wasserträger-Brunnen, auch Esel genannt, ausgewählt worden war, unglücklich gelaufen sei. Doch der Wettbewerb sei gültig. Man habe den "Sturm an Bevölkerungsecho" vernommen und Anregungen für künftige derartige Entscheidungen notiert, sagte Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD).

Zehetner ließ den zeitlichen Ablauf Revue passieren. Im Jahr 2012 habe es das erste Plangutachten für einen Brunnen auf dem neuen Stadtplatz gegeben. 2014 wurde ein Wettbewerb ausgelobt. 45 Künstler nahmen daran teil. Eine Jury wählte unter den Entwürfen zwei aus, über welche die Penzberger wiederum abstimmen sollten: zum einen den Wasserträger, ein Esel-ähnliches Fabeltier mit diversen bunten Wasserbehältern auf dem Rücken; zum anderen den sogenannten Polyeder, ein geometrischer Körper aus Stein. Vom 16. März bis zum 2. April konnten die Bürger im Rathaus ihre Stimme abgeben. Die Wahlbeteiligung war niedrig. Nur 6,8 Prozent der 14 039 Wahlberechtigten nahmen teil. Gut 430 Penzberger sprachen sich für den Esel aus, etwas mehr als 340 für den Polyeder; 167 Zettel waren ungültig, einige Bürger machten darauf deutlich, dass sie keinen der beiden Brunnen für gut befinden.

Viel Kritik habe es im Nachgang gegeben, sagte Zehetner - etwa, dass es kein Quorum gegeben habe oder keine Möglichkeit zur Online-Abstimmung. Einige Penzberger wollten das Ergebnis partout nicht hinnehmen. Am 22. April reichten Wagner und Patermann einen Bürgerantrag im Rathaus ein, samt 615 Unterschriften für den Alternativvorschlag.

Ehe die Fraktionen ihr Votum abgaben, erklärte die Bürgermeisterin, dass es nur staatliche Zuschüsse gebe, wenn der Wasserträger-Brunnen als Wettbewerbsgewinner umgesetzt werde. Die Kosten für den Künstlerwettbewerb belaufen sich auf knapp 14 000 Euro, die Förderung hierfür beträgt gut 8200 Euro. Der Brunnen inklusive Wasserinstallation kostet etwas mehr als 68 000 Euro; die Zuschüsse belaufen sich auf gut 37 000 Euro, bleiben noch knapp 31 000 Euro Anteil für die Stadt.

Demokratie sei, das Ergebnis der Abstimmung zu akzeptieren, sagte Zehetner. Sie verwahrte sich dagegen, den Entscheidungsprozess als "unheimlich peinlich" zu bewerten oder gar von "Posse" zu sprechen. "Kunst ist streitbar. Den Willen der Bevölkerung herauszufinden ist ehrbar", sagte sie. Regina Bartusch erklärte für die SPD-Fraktion, der Wasserträger sollte noch in diesem Jahr realisiert werden, sonst würde die Brunnen-Debatte nie ein Ende finden. Dem schlossen sich die übrigen Redner an.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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