Penzberg:Ländlich, aber nicht provinziell

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Penzberger Musik-Reihe unter Leitung von Günther Pfannkuch feiert 25-jähriges Bestehen

Von Sabine Näher, Penzberg

Als 1991 die ersten "Ländlichen Konzerte Penzberg" aus der Taufe gehoben wurden, ahnte wohl keiner der Initiatoren, dass man ein Vierteljahrhundert später die stolze Bilanz von über 250 Veranstaltungen und mehr als 51 000 Besucher würde aufweisen können. Die Reihe mit ihren zehn Terminen im Jahr hat sich zu einer festen Größe des Kulturlebens im Oberland entwickelt. Motor und künstlerischer Leiter ist Günther Pfannkuch.

Der 1955 in Gießen geborene Musiker kam mit den Eltern als Vierjähriger nach Benediktbeuern. 1965 zog die Familie nach Penzberg. Nach einem Studium des Gesangs und der klassischen Gitarre am Münchner Konservatorium kehrte Pfannkuch nach Penzberg zurück und gründete dort 1987 ein Vokalensemble, drei Jahre später ein Kammerorchester.

In erster Linie entstanden die "Ländlichen Konzerte", um seinen Ensembles regelmäßige Aufführungen zu ermöglichen. Von Beginn an wurden aber auch Gäste eingeladen. So teilen sich im Jubiläumsprogramm 2016 Chor und Orchester Pfannkuchs die Bühne mit sechs Gast-Ensembles, die einen breiten stilistischen Rahmen abstecken.

Im Januar brachte "Louva Marguerite" einen Hauch von südamerikanisch geprägter Weltmusik; im Februar setzte "KlezMotion" mit traditioneller jüdischer Volksmusik Akzente. Am 13. März steht Pfannkuchs erstes eigenes Konzert an mit geistlichen Werken von Purcell, Monteverdi und Haydn.

"Es ist immer wieder ein gigantisches musikalisches Abenteuer und eine ebensolche Herausforderung, die großartigsten Werke der Musikgeschichte, wie Bachs "Weihnachtsoratorium" und "Johannespassion", Mozarts große Sinfonien und "Requiem", Mendelssohns "Elias" und "Paulus", Verdis "Missa da Requiem", Rossinis "Stabat Mater" oder Puccinis "Missa di Gloria", zusammen mit Spitzensolisten aufzuführen", sagt Pfannkuch. Seine Begeisterung kann offensichtlich motivieren, denn von den etwa 80 Laiensängern seines Chors sind etliche von Anfang an dabei, aus dem Streichorchester immerhin seine "hochgeschätzte Konzertmeisterin" Pia Janner-Horn, die Geiger Johanna Weber und Markus Helferich sowie der Cellist Stefan Horn.

Bis auf die Konzertmeisterin sind auch die Streicher begeisterte Laien, die wie der Chor allwöchentlich proben; für die Bläserbesetzung werden Profis engagiert. Bei Bedarf erweitert sich das Kammerorchester zum "Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel". Die bislang größte Orchester- und Chorbesetzung erforderte 2001 das Requiem von Giuseppe Verdi: "Da drängten sich 64 Orchestermitglieder, allein sieben Trompeten, und knapp 100 Choristen im Chorraum der Penzberger Stadtpfarrkirche Christkönig", erinnert sich Pfannkuch. Nur durch das Zusammenwirken von Kirche und Stadt, von Musikschule und Verein Musikfreunde Penzberg sowie das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Helfer sei eine solch engagierte Reihe auf Dauer zu leisten, betont Pfannkuch.

In den 25 Jahren fanden Liederabende statt, Kammerkonzerte und große Oratorien; die Klassische Moderne war ebenso vertreten wie Experimentelle Musik, Musical, Volksmusik und hochkarätiger Jazz; sogar Dichterlesungen und mehrere Uraufführungen wurden geboten. Gab es da nicht einmal Durststrecken und die Versuchung, die Verantwortung abzugeben? "Klar, auf jeden Fall", gesteht der Leiter. "Aber das ist mein Leben." Und je mehr man im Dienste der Musik an den Meisterwerken probe, umso mehr wachse die Bewunderung, wenn man die unendlich vielen charaktervollen Feinheiten erkenne.

"Zugleich ist das auch immer wieder neuer Ansporn, das Musizieren, das gemeinsame einfühlsame Hören, Fühlen und Erleben, absolut ernst zu nehmen und zu versuchen, sich selbst und natürlich auch dem Publikum gegenüber das Bestmögliche zum Klingen zu bringen."

25 Jahre Ländliche Konzerte Penzberg : Sonntag, 13. März, 19 Uhr, Stadtpfarrkirche Christkönig, Claudio Monteverdi: Confitebor tibi Domine, Henry Purcell: Lord, how long willt thou be angry, Johann Michael Haydn: Requiem c-moll. Katharina Burkhart, Sopran, Florence Losseau, Alt, Nikolaus Pfannkuch, Tenor, Daniel Holzhauser, Bass, Vocalensemble Penzberg; Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel, Leitung Günther Pfannkuch. Weitere Termine der "Ländlichen Konzerte Penzberg": 28. April: Penzberger Mordnacht, 29. April: Kammerkonzert, 19. Juni: Musica Burana, 17. Juli: Sinfoniekonzert, 24.Juli: Vocalensemble, 8. Oktober: Folk, 11. Dezember: Puccinis Missa di Gloria.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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