"Zwischenraum":Kunst und Kebap

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Susanne Hanus (Mitte) hat den "Zwischenraum" aufgetan und gestaltet ihn mit Jette Hampe (li.) und Shinae Kim. Der Mann im Hintergrund: Thomas Grubert. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Penzberger Stadtmuseum ist wegen Umbaus geschlossen. Susanne Hanus von der Kunstzeche hat sich deshalb etwas einfallen lassen. Am Freitag öffnet der "Zwischenraum"

Von Stephanie Schwaderer, Penzberg

Da die Moschee, daneben eine Dönerbude und drei Schritte weiter vier junge Frauen, die zeitgenössische Kunst unter die Leute bringen wollen - allein schon diese Mischung macht Lust auf das neueste Projekt der Penzberger Kunstzeche. Bis das Stadtmuseum nach dem Umbau wieder eröffnet wird, hat der Kunstverein eine unkonventionelle Zwischenlösung aufgetan, genauer: einen "Zwischenraum". So steht es auch in großen Lettern über der Glasfassade des einstigen Rollerladens an der Bichler Straße geschrieben, der in diesen Tagen von sehr unterschiedlichen Künstlerinnen wiederbelebt wird.

Treibende Kraft ist Susanne Hanus, eine burschikose Frau mit Esprit und leuchtend blauen Augen. Vor drei Jahren ist sie mit ihrer Familie nach Penzberg gezogen und hat dort Kontakte zu Gleichgesinnten geknüpft. Sie war es auch, die den leeren Laden neben der Moschee entdeckt und ihn als vorübergehende Kunstbühne ins Spiel gebracht hat. Eine solche "Zwischennutzung" sei immer spannend, sagt sie: "Weil man näher an die Leute kommt. Weil die Barriere, einfach mal vorbeizuschauen, viel niedriger als in einem Museum ist."

Zur Freude von Gisela Geiger und Thomas Grubert, den beiden Köpfen der Kunstzeche, hat Hanus die Sache gleich tatkräftig in die Hand genommen: Sie verhandelte mit dem Eigentümer, erstellte ein Konzept und gewann drei Künstlerinnen für das Projekt, die sie von der Akademie in München kennt: Maria Berauer, Shinae Kim und Jette Hampe. "Wir sind sehr glücklich, dass plötzlich eine neue Generation aktiv wird", sagt Gisela Geiger. Und Grubert konkretisiert: "Wir drohen ja zu vergreisen." Es sei höchste Zeit, dass sich in der Kunstzeche, die vor 20 Jahren gegründet wurde, wieder junge Leute engagierten. Umgekehrt profitieren die vier Ausstellungsmacherinnen natürlich vom Knowhow und der Infrastruktur des angesehen Vereins.

Was es bei der Vernissage zu sehen gibt, bleibt bis zuletzt spannend. Am Montag herrschte im Zwischenraum noch große Leere. Seither sind die Frauen dort am Werk, denn das gehört zu Hanus' Konzept: "Dass Kunst in diesem und für diesen Raum entsteht." Sie selbst arbeitet an einer Installation, die geschnitzte Holzstelen mit einem großen Fensterbild verbindet. In die schwarze Farbe an der Glasfassade will sie Strukturen und Gucklöcher kratzen, die Einblicke von innen nach außen und umgekehrt ermöglichen. Während Maria Berauer eine Performance vorbereitet, folgt die Koreanerin Shinae Kim einem konzeptionellen Ansatz, bei dem es um Farbe und Lichtfelder geht. Jette Hampe präsentiert neben stark vergrößerten Polaroids, die Schemen von Alltagssituationen zeigen, eine Installation mit 400 Büchern, die sie in schwarze Tinte getaucht, durchbohrt und aufgespießt hat.

Die Vernissage am Freitag, 26. Juni, beginnt um 19 Uhr und soll zugleich ein buntes Sommerfest werden. Hungrige Gäste sind ausdrücklich willkommen: Das Catering übernimmt Ferdi Akkas, der Nachbar von der Dönerbude.

Zwis chenraum, Bichler Straße 13, Penzberg, bis 19. Juli, Mi 16-18 Uhr, So 10-12 Uhr und nach Vereinbarung: shalaun@gmx.de

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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