Penzberg:Kinder für "Penzberger Urmel"

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Eine zehnköpfiges Erwachsenen-Team hat die Vorauswahl getroffen. Nun entscheiden Schüler über den Preisträger für das beste Kinderbuch. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine Jury aus Schülern entscheidet über den Buchpreis

Von Klaus Schieder, Penzberg

Elke Zehetner würde auch gerne wieder zu einem normalen Buch greifen. Aber einer Bürgermeisterin gibt der Job nun einmal weitgehend die Lektüre vor. "Ich lese andere Materialien, zum Beispiel Konzeptstudien zum Altenwohnen", sagt sie. Das klingt ein wenig neidisch auf die Erwachsenenjury, die etwa 70 illustrierte Kinderbücher sichtete, davon 25 bis 30 von der ersten bis zur letzten Seite las und am Ende zehn auswählte, die für den Urmel-Preis 2017 in Frage kommen. Über die Auszeichnung, die von dem Wahl-Penzberger Max Kruse und Schöpfer des Klassikers "Urmel aus dem Eis" angeregt wurde, befindet nun eine Kinderjury. Es sei bundesweit einmalig, dass ein Kinderbuchpreis von den jungen Lesern selbst vergeben wird, sagt Katrin Fügener, Leiterin der Stadtbücherei.

Ein zehnköpfiges Team von Mitarbeitern der Stadtbücherei, Lehrern, Grafikern, Künstlern sowie zwei Leserinnen - einer Erzieherin und einer Sozialpädagogin - traf die Vorauswahl. Sandra Schantz zufolge spielten zwei Kriterien eine Rolle: Zum einen müsse es sich um einen "tollen Text" handeln, spannend, in kindgerechter Sprache, aber nicht eindimensional, erklärt die Mitarbeiterin der Stadtbücherei. Zum anderen komme es auf die Illustration an, die ansprechend sein solle, "keine 08/15-Bilder, wie man sie leider oft findet". Künstler, Lehrer und Grafiker in der Jury sahen sich die Bilder an und prüften, ob sie etwa nur Reproduktionen oder am Computer entstanden sind. Kinderbuchserien waren von vorneherein ausgeschlossen. Weil die sich ohnehin gut verkauften, wie Schantz mitteilt.

Bis zum Frühjahr 2017 hat die Kinderjury nun Zeit, die ausgewählten Bücher zu lesen und sich in mehreren Treffen mit dem Büchereiteam auf einen Preisträger festzulegen. 17 Mädchen und Jungen sind momentan bereits dabei, vom Grundschüler bis zum Gymnasiasten. Weitere Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren können sich bis zum Samstag, 30. Juli, in der Bücherei noch als "Leseratte" anmelden.

Zugleich gibt es einen zweiten Wettbewerb. Für jedes der zehn Bücher soll sich eine Patenklasse, respektive Patengruppe von Kindern finden, mit dem Werk intensiv auseinandersetzen und dazu eine Präsentation erarbeiten. Irgendwelche Vorgaben müssen sie nicht beachten. Die Gestaltung sei frei wählbar, es sollte aber "etwas Kreatives" sein, sagt Bibliotheksleiterin Fügener. Die Vorstellung findet in einem "Contest" im Juli kommenden Jahres statt, die Kinderjury kürt dann ebenfalls den Gewinner. Dabei könne es durchaus sein, dass der Kinderbuchpreis an ein anderes Buch gehe als der Preis für die Präsentation, so Schantz.

Erst im September oder Oktober 2017 soll der Urmel-Preis - die Auszeichnung wird alle zwei Jahren verliehen - vergeben werden . Die Zeitspanne erklärt Schantz damit, dass Autor und Illustrator erst einmal benachrichtigt werden müssen: "Wer weiß, wo sie herkommen, aus England oder aus Australien, das braucht einen Vorlauf."

Ausgewählt wurden folgende Bücher: "Die fliegenden Bücher des Mister Morris Lessmore (Autorin Joyce William/Illustrator Joe Bluhm); "Jonas Weg ins Lesen- ein Schatz für Bingo" (Christa Ludwig/Katja Gehrmann); "Super-Bruno" (Hakon Ovreas/Oyvind Torseter); "Rigo und Rosa - 28 Geschichten aus dem Zoo und dem Leben" (Lorenz Pauli/Kathrin Schärer); "Du spinnst wohl! Eine außergewöhnliche Adventsgeschichte" (Kai Pannen, auch Illustrator); "Sterngucker" (Beatrijs Oerlemans/Peter-Paul Rauwerda); "Der Krokodildieb" (Taran Bjornstad/Christoffer Grav); "Gangsta-Oma" (David Walliams/Tony Ross); "Nelli und der Nebenhort" (Annika Scheffel/Joelle Tourlonias); "Handschuh-Kid" (Julie Hunt/Dale Newman).

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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