Penzberg:Hilfspolizisten auf Patrouille

Lesezeit: 2 min

Weil die Polizei personell überfordert sein soll, führt Penzberg eine Sicherheitswacht ein. Die Hilfspolizisten dürfen unter anderem Platzverweise aussprechen.

Klaus Schieder

Die Stadt Penzberg sucht Freiwillige für eine Sicherheitswacht. Mit ihnen will sie die hohe Zahl der Sachbeschädigungen verringern. Absperrgitter, die in die Baugrube in der Bahnhofstraße geworfen wurden, zerschlagene Lampen, zertrampelte Blumen: Durch Vandalismus entstand der Kommune 2009 ein Schaden von fast 140.000 Euro. "Die Alternative wäre eine Videoüberwachung", sagt Bürgermeister Hans Mummert (SPD). "Aber davon bin ich nicht unbedingt ein Freund."

Die Sicherheitswacht darf Platzverweise aussprechen und - wie jeder Bürger - eine Person vorläufig festnehmen. Ansonsten hat sie keine Befugnisse. Die Freiwilligen tragen keine Waffen, ebenso wenig eine Uniform. Sie werden in Penzberg mit einer grünen Armbinde, einem blauen Blouson und einem Abzeichen ausgestattet. Ihre Aufgabe ist es, zu beobachten und Konflikte zu entschärfen.

Penzberg steht mit dieser Art Hilfspolizei nicht alleine da. 59 Städte und Gemeinden im Freistaat Bayern haben bereits eine solche Wacht. Insgesamt 538 Freiwillige patrouillieren durch Wohnsiedlungen und Parks, beobachten Bushaltestellen oder andere neuralgische Orte. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will die Sicherheitswacht in den nächsten zwei Jahren auf tausend Engagierte aufstocken. Für das Material und die Aufwandsentschädigung von 7,16 Euro pro Stunde stellt die Regierung knapp 750.000 Euro im Jahr bereit. Bürgermeister Mummert kritisiert dies. Stattdessen sollten besser die Einsätze der Polizei erhöht und nicht Stellen in den Inspektionen abgebaut werden, sagt er. "Wir haben eine sehr gut funktionierende Polizeiinspektion in Penzberg, aber sie ist personell zu der Überwachung echt nicht in der Lage. Das ist bedauerlich."

Bewerben können sich Frauen und Männer zwischen 18 und 60 Jahren. Sie müssen eine abgeschlossene Schul- und Berufsausbildung haben, in Penzberg oder Umgebung wohnen und bereit sein, 15 Stunden im Monat Dienst zu leisten, meist am Wochenende ab 22 Uhr. Und sie müssen vor allem charakterlich geeignet sein. ,,Es werden in der Regel Leute aus der Gemeinde sein, die man kennt'', sagt Polizeihauptkommissar Bernd Schewe, stellvertretender Dienststellenleiter in Penzberg. Zur Überprüfung der Freiwilligen werde die Polizei dennoch das gesamte Datensystem nutzen, das ihr zur Verfügung stehe - ,,das geht weit über das polizeiliche Führungszeugnis hinaus''.

Die Wachleute werden in 40 Unterrichtsstunden geschult. Neben juristischen Belangen umfasst der Kurs praktische Übungen. Die Teilnehmer lernen, ,,wie man sich in bestimmten Situationen verhält'', so Schewe. Wenn die Freiwilligen im Ernstfall nicht klarkommen, können sie über ein Funkgerät die Polizei rufen. ,,Wir wollen keine Helden'', sagt Schewe. Gesucht seien vielmehr gute Beobachter. Eine Garantie für richtige Auswahl der Wachleute gibt es trotz Prüfung nicht. ,,Man kann nicht komplett aussieben, das zeigt sich immer erst im Einsatz'', sagt Schewe.

Was die Zahl der Sachbeschädigungen angeht, liegt Penzberg laut stellvertretendem Dienststellenleiter teils weit über dem bayerischen Durchschnitt (2009 waren es 207 Fälle). ,,Das ist schon ein Problem.'' Dies sieht der Zweite Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Johannes Bauer, nicht anders. Vandalismus sei in Penzberg ein Phänomen. Die Sicherheitswacht sei ,,nicht die Optimallösung'', sagt er. Aber immer noch besser, als Videokameras zu installieren. ,,Ich bin grundsätzlich gegen Totalüberwachung.''

© SZ vom 14.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: