Penzberg:Hier schmeckt's dem Bullen

Lesezeit: 4 min

Das Hoisl-Bräu in Promberg verdankt seinen guten Ruf aber keineswegs nur der Tölzer Kult-Serie

Von Sabine Näher, Penzberg

Rein zufällig fährt man hier nicht vorbei. Wer zum Gasthaus Hoisl-Bräu kommt, hat es gezielt angesteuert. So wird die Fahrt durch Wald und an Wiesen vorbei schon zur Einstimmung auf die Auszeit hier oben in Promberg. Ruhig und beschaulich ist das Lokal, mit herrlicher Aus- und Weitsicht, im schön angelegten Garten oder in der behaglichen Stube mit Kachelofen.

"Ich wollte nie aus Promberg weg", sagt Maria Dehmelt. Die 41-Jährige ist hier im Gastronomiebetrieb ihrer Eltern aufgewachsen. "Und da ich es nicht ertragen hätte, zusehen zu müssen, wie hier jemand anderes die Zügel in die Hand nimmt, war klar, dass ich übernehme." Also absolvierte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und dann noch zur Hotelmeisterin, nachdem die Eltern beschlossen hatten, der Tochter nicht nur eine Gastwirtschaft, sondern auch wieder einen Hotelbetrieb zu übergeben.

Seit 1900 hatte es in Promberg den Dreiklang aus Brauerei, Gastwirtschaft und Fremdenzimmern gegeben. Die Brauerei wurde unter Dehmelts Großvater 1960 geschlossen; die Zimmervermietung hatte Familie Gattinger mit der Vergrößerung des Restaurants Mitte der 80er-Jahre eingestellt. 2002 wurde das neue Hotel mit 23 Zimmern eröffnet. Es ist ganzjährig gut ausgelastet und damit eine wichtige Ergänzung zum saisonal schwankenden Restaurantbetrieb. Dessen Gäste kommen zu 80 Prozent aus München, schätzt Maria Dehmelt. Und wenn die Wetterprognose ungünstig ausfällt, bleiben viele eben lieber in der Stadt. Die Leute aus dem Umland feiern im Hoisl-Bräu gerne Geburtstag, Kommunion oder Taufe, kommen auch mal zum Essen vorbei, aber hier sieht Dehmelt die vielen italienischen Restaurants als große Konkurrenz.

1 / 6
(Foto: Harry Wolfsbauer)

Hereinspaziert ins Hoisl-Bräu.

2 / 6
(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ruhig und beschaulich ist das Lokal, mit herrlicher Aus- und Weitsicht, im schön angelegten Garten oder in der behaglichen Stube mit Kachelofen.

3 / 6
(Foto: Harry Wolfsbauer)

Es ist angerichtet: Wirtin Maria Dehmelt mit Ehemann Volker - der eigentlich Elektriker ist.

4 / 6
(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Essensgäste, schätzt Wirtin Maria Dehmelt, kommen zum allergrößten Teil aus München. Die Leute aus der Umgebung feiern Taufe oder Kommunion.

5 / 6
(Foto: Harry Wolfsbauer)

2002 wurde das neue Hotel mit 23 Zimmern eröffnet.

6 / 6
(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein ausgestopfter Marder wacht über den Frühstücksraum.

An einem Sonntagmittag mit Ausflugswetter verlassen aber schon einmal rund 300 Essen die Küche. Der Renner ist, wie in allen bayerischen Traditionsgaststätten, der Schweinsbraten. Aber auch die Ente und der Loisachtal-Saibling zählen zu den Hausspezialitäten. Obwohl Maria Dehmelt als alleinige Geschäftsführerin eingetragen ist, legt sie Wert auf die Feststellung, diese Aufgabe nur gemeinsam mit ihrem Mann meistern zu können.

Volker Dehmelt ist gelernter Elektriker, hatte aber, wie seine Frau lachend sagt, "das Pech, sich ausgerechnet in mich zu verlieben. Jetzt ist er hier der 'Depp vom Dienst', schaut in der Küche nach dem Rechten, ist für die gesamte Haustechnik zuständig und überall dort, wo's gerade brennt". Ihr Ehemann nimmt es gelassen: "Ich hatte ursprünglich schon mit dem Hotelfach geliebäugelt, mich aber von den extremen Arbeitszeiten abschrecken lassen. Und dann musste ich als Elektroniker auch in der Nachtschicht arbeiten. Ich bin sehr froh, dass sich das alles so gefügt hat. Mein Tätigkeitsfeld hier ist sehr vielseitig und macht mir viel Spaß."

Die "extremen Arbeitszeiten" in der Gastronomie sind aber durchaus ein Thema. Das Ehepaar hat einen zwölfjährigen Sohn und eine fünfjährige Tochter, und die Schwierigkeiten, den Job mit dem Familienleben zu vereinbaren, sind das einzig Negative, das Maria Dehmelt aufzählen kann. "Als ich Kind war, hatten die Eltern wenig Zeit für uns. Deshalb wollte ich diesen Beruf zuerst eigentlich nicht ergreifen. Rund um die Uhr zu arbeiten macht mir zwar eigentlich nichts aus, aber wenn keine Zeit für die Familie mehr bleibt, fehlt einfach etwas."

Aus diesem Grund haben die Dehmelts nun die Betriebsferien familienfreundlicher gestaltet. Ein gemeinsamer Urlaub im Sommer, also in der absoluten Hochsaison, ist natürlich nicht drin. Die Kinder tragen das mit Fassung, gestalten die Sommerferien auf eigene Faust, und freuen sich auf die Reise mit den Eltern in den Pfingstferien. Eine große Unterstützung im Betrieb sind die Eltern Gattinger. "Meine Mutter ist für das Hotel-Frühstück verantwortlich und backt wunderbare Kuchen, kümmert sich um die Wäsche, versorgt die Blumenpracht rund ums Haus, hilft nach wie vor in der Küche - und findet daneben auch noch Zeit für die Enkel. Und der Vater ist am Wochenende in der Getränkeausgabe im Lokal und leistet den Hoteldienst, "damit wir als Familie am Montag ein paar freie Stunden verbringen können", erzählt Maria Dehmelt. Trotzdem ist es ihr wichtig, möglichst viel selbst im Haus zu sein. "Dann bekommt man gleich mit, wenn es irgendwo hakt, sei es beim Personal oder im Kontakt zu den Gästen, kann sich sofort darum kümmern und meist klären, ehe ein wirkliches Problem entsteht."

Nörgelige Gäste gibt es hier natürlich wie überall. "Wenn das Fleisch durchgebraten bestellt wird, wir es nicht ganz durchbraten, damit es nicht trocken ist, es deswegen zurückkommt, wir es dann auf Wunsch des Gastes nachbraten - und der sich dann beschwert, das Fleisch sei trocken. Darüber kann man erst zwei Tage später lachen", führt Volker Dehmelt als Beispiel an.

Der zunehmende Bewertungswahn im Internet hat ebenfalls nicht nur positive Seiten. "Wenn es 500 Leuten gefällt, schreibt vielleicht einer davon eine Bewertung. Wenn es fünfen nicht gefällt, schreiben drei", mutmaßt Maria Dehmelt. Ein guter Internetauftritt sei heute zwar unumgänglich, aber großen Werbe- oder Marketingaufwand betreibe sie nicht. "Ich setzte da ganz auf Mundpropaganda: Wem es bei uns gefallen hat, der sagt es hoffentlich weiter." Und manchmal ergibt sich die beste Werbung ganz von alleine. Fans der Kult-Serie "Der Bulle von Tölz" werden sich an die Folge erinnern, in der Benno Berghammer in Promberg ermittelt. "Der Effekt war unglaublich: Selbst nach jeder der vielen Wiederholungen wurden wir noch darauf angesprochen."

Und neulich hat nun das Drehteam der ARD-Krimiserie "Hubert und Staller" angefragt. "Ich mag die Serie zwar wirklich gerne, aber das hätte ein Freitag sein sollen - und wir hätten für die Dreharbeiten zusperren müssen. Wie soll ich das meinen Gästen erklären?", fragt Maria Dehmelt. Schade für Hubert und Staller. Die müssen dann halt einfach einmal privat im Hoisl-Bräu einkehren.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: