Penzberg:Herrlich changierende Farben

Lesezeit: 1 min

Das "Vocalensemble Penzberg" in der Stadtpfarrkirche Christkönig unter Leitung von Günther Pfannkuch (re.) und mit Tenor David Fischer. (Foto: Neubauer)

"Vocalensemble" und Sinfonieorchester geben ein überzeugendes Penzberger Jubiläumskonzert

Von Sabine Näher, Penzberg

Wie eine typische Aufführung Alter Musik begann das erste Konzert des Vocalensembles Penzberg und des Sinfonieorchesters im Pfaffenwinkel im 25. Jubiläumsjahr der "Ländlichen Konzerte": Von der Orgelempore herab musizierten Tenor und Orgel Claudio Monteverdis "Salve Regina", darauf Sopran, Tenor, zwei Geigen, Cello und Orgel dessen Psalm 111. Zarte, fein gesponnene Klänge, sprechende Phrasierungen, transparente Virtuosität. Der große Apparat, Chor und Orchester, saß derweil versammelt im Altarraum - und hörte gemeinsam mit dem Publikum in der nahezu vollbesetzten Stadtpfarrkirche Christkönig zu. Ein ebenso ungewöhnlicher wie gelungener Konzertbeginn. Darauf folgte die zweite Überraschung, denn nun präsentierte sich der Chor in einem A-capella-Werk: Henry Purcells Psalm 79. Das Orchester durfte wiederum zuhören. Von den Prinzipien einer Alte-Musik-Aufführung wich Dirigent Günther Pfannkuch damit aber ab, sonst hätte das Ensemble nicht mehr als drei bis vier Sänger pro Stimme aufweisen dürfen. Hier aber stand ein etwa 70-köpfiger Chor, der naturgemäß nicht die Transparenz und Leichtigkeit eines klein besetzten Ensembles entfalten kann, der aber mit spürbarem Engagement und großer Singfreude eine beachtliche Leistung bot.

In Johann Michael Haydns Requiem c-moll waren dann endlich alle gefragt. Der jüngere Bruder Joseph Haydns, der ab 1763 in Salzburg wirkte und mit Mozart befreundet war, hat sein Requiem 1771 geschrieben. Die bedeutungsschwere Orchestereinleitung lässt kurz an Mozarts "Zauberflöte" denken, die wie dessen Requiem im Todesjahr 1791 entstand, doch in der Folge entwickelt Haydns Werk nicht die erschütternde Tiefe, die Mozart erreicht. Das soll das durchaus hörenswerte Werk aber keinesfalls abwerten, zumal Pfannkuch mit seinen Ensembles und einem jungen, hervorragend zusammenpassenden Solistenquartett (Katharina Burkhart, Florence Losseau, David Fischer, Daniel Holzhauser) eine stimmige Aufführung gelang. Wunderbar aufgewühlt etwa das "Dies irae" in Orchester wie Chor, weit ausschwingend der Chor im "Lacrimosa", überzeugend der volle, saubere Streicherklang, herrlich die changierenden Farben im "Agnus Dei". Ein gelungenes Jubiläumskonzert, welches das Publikum in andächtiger Stille ausklingen ließ, ehe der Beifall einsetzte.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: