Penzberg:Heiter statt besinnlich

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Unter der Leitung von Günther Pfannkuch setzten die Penzberger Musikfreunde mit Beethoven einen starken musikalischen Akzent. (Foto: Manfred Neubauer)

Musikfreunde Penzberg geben Beethovens Vierte

Von Claudia Koestler, Penzberg

Der Advent ist inzwischen eine Zeit von viel Glitzer und Bling-Bling, und musikalisch gesehen hört man allenthalben vorwiegend sattsam bekannte Staubzucker-Melodien. Deswegen tut es gut, just in dieser Zeit musikalische Entdeckungen zu erleben, noch dazu lebensfrohe und begeisternde. Das hatten sich die Musikfreunde Penzberg und Umgebung mit ihrem Konzert am Sonntag vorgenommen und entsprechend regen Zulauf erfahren. Mit ihrem Auftritt gelang es ihnen zudem, ein Ausrufungszeichen hinter ihr erfolgreiches Jubiläumsjahr zu setzen.

Auf dem Programm in der vollbesetzten Christkönigkirche stand am Sonntag zunächst Beethovens Vierte Sinfonie. Der Komponist hat das Werk in einer Phase des Hochgefühls geschrieben, "wegen seiner Liebe zur Comtesse Therese von Brunsvick", wie es im Programmheft beschrieben wurde: "Ignaz von Seyfried charakterisierte den Tondichter zu dieser Zeit als ' heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsinnig, munter, lebenslustig, witzig, nicht selten satirisch'".

Doch neben der monumentalen Dritten, der "Eroica", und Beethovens Fünfter, der "Schicksals-Sinfonie", wirkt die Vierte nicht nur zurückhaltend und klassizistisch. Sie muss mitunter aus dem Schatten dieser sinfonischen Riesen geholt werden - wie nun etwa in Penzberg. Dort zeigte sich: Trotz ihrer Grazilität hat Beethovens Vierte durchaus kraftvolle Züge - die Musik balanciert schließlich in allen vier Sätzen verschiedene Kräfteverhältnisse aus.

Im ersten Satz tasteten sich die Musiker unter der Leitung von Günther Pfannkuch noch recht vorsichtig und zurückgenommen heran. Doch immer mehr erwachte die Musik zum Leben, mit teils pulsierender Vitalität, aber nie polternd ungestüm, nicht drangvoll stürmend dargeboten, sondern eher von beseelter Lebenskraft leuchtend.

Im zweiten Satz gelang dem Orchester das Verhältnis von Melodie und Rhythmus sehr gut ausgewogen. Im dritten Satz wiederum streiten die Taktarten miteinander, was einem wild wirbelnden Tanz gleicht, doch das Orchester setzte auf Herz und Elan und vor allem Durchsichtigkeit des Klangs. Selbst das eigentlich stürmische Finale blieb kontrolliert und doch überzeugend agil.

Noch lebensbejahender, noch mitreißender gelang den Penzbergern daraufhin die "Messa di Gloria" von Puccini. Anders als in seinen Opern ist hier so gar nichts zu merken von tränenreicher Tragik. Puccinis "Messa di Gloria" ist vielmehr ein fideles Stück, munter und strahlend, mit dramaturgischen Steigerungen, kantigen Blöcken und großen Emotionen.

Die Messa beginnt instrumental: Gleißende Streicher, absinkende Intervalle, dunkle Celli. Dann setzte der Chor ein, den sphärischen Klang der Streicher aufgreifend. Der Chor in Penzberg bestach durch seinen sehr gefühlvollen Ansatz mit viel Inbrunst und sinnlichen Klangfarben. Kleinere Intonationsschwächen konnten den Gesamteindruck nicht trüben. Im "Gloria" gelangen schwingende Tempi in den recht kontrastierenden Abteilungen, im "Gratias" stand die dankbare Haltung im Vordergrund, kein herrischer Anspruch. Das "Credo" wiederum inszenierte Puccini mit viel Dramatik und lyrischen Einschüben, wobei in Penzberg weniger Schalldruck denn Ausdruck das Leitmotiv war.

Ein gutes Händchen hatten die Musikfreunde bei der Wahl der Solisten bewiesen, auch wenn Puccini keinem der beiden einen spektakulären Auftritt komponiert hat. Dennoch ließ der Tenor-Solist Matthew Grills mit sicherer und sehr feinsinniger Stimme seinen recht pastoral klingenden Part leuchten. Sein Kollege Andrea Borghini überzeugte mit profundem Bass im Benedictus und schließlich beim gemeinsamen Agnus Dei.

Sehr lang anhaltender Beifall belohnte die Sängerinnen und Sänger des Chors, das Orchester, die Solisten und den Dirigenten für zwei Interpretationen auf hohem Niveau.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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