Penzberg:Ein letztes Für und Wider

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Hannelore Jaresch entschuldigte sich für ihren vorherigen Abgang. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Abschlussveranstaltung zum Penzberger Hotel verläuft sachlich, am 14. Oktober entscheiden die Bürger

Von Petra Schneider, Penzberg

Diese Mal will man es besser machen als beim Bürgerentscheid vor drei Jahren: "Es hat in Penzberg noch nie eine so intensive und aktive Bürgerbeteiligung gegeben", sagte Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). Am Montag war die Beteiligung allerdings überschaubar; etwa 50 Bürger waren zur Abschlussveranstaltung in die Stadthalle gekommen, größtenteils Befürworter des Hotelprojekts. Moderator Daniel Schreyer ging ausführlich auf das Bürgerdialogverfahren der vergangenen Monate ein, Gegner und Befürworter konnten anschließend in 15-minütigen Präsentation ihre Argumente darstellen. Die Diskussion verlief sachlich, die Vorgänge um einen "Leserbrief", der Schreyer den Vorwurf mangelnder Neutralität einbrachte und die Bürgermeisterin in Erklärungsnot gebracht hatte, wurde am Montag nicht erwähnt. Hannelore Jaresch vom Bund Naturschutz, die beim vorangegangen Themenabend wütend den Saal verlassen hatte, entschuldigte sich am Montag: Es tue ihr leid, "wenn ich den Einen oder Anderen im Lauf der hitzigen Debatten persönlich verletzt habe".

Am 14. Oktober können die Bürger entscheiden, ob zwischen der Seeshaupter Straße und dem Kirnbergersee ein neues Hotel gebaut werden soll. Der Standort war unter 16 Vorschlägen von den Bürgern mit der höchsten Punktzahl bewertet worden. Auf dem etwa 9000 Quadratmeter großen, städtischen Grundstück soll ein Vier-Sterne Hotel mit 75 bis 100 Zimmern entstehen, das von einem Investor betrieben werden soll. Badeplatz und Kiosk sowie die Baumreihe am östliche Rand des Grundstücks sind von den Hotelplanungen nicht berührt, die Zufahrt zu Gut Hub werde nicht eingeschränkt, versicherte Zehetner. "Wir sind keine Hotelgegner, sondern setzen uns für den Erhalt des Naherholungsgebiets ein", betonte Hubert Helfenbein von der Bürgerinitiative (BI).

Es gebe alternative Standorte, "wo man keine Natur zerstören muss." Seiner Ansicht nach würde sich das rund zwei Hektar großen Areal zwischen Edeka und Hagebaumarkt, das einem Privateigentümer gehört, für ein Hotel anbieten. Ein U-förmiges Gebäude, das mit einer Bepflanzung von den Gewerbebetrieben abgegrenzt werden könnte, mit unverbaubarem Rundumblick, Arkaden und Geschäften, einer Poollandschaft und Diskothek im Keller - das seien Ideen, die man weiter entwickeln könne. Zudem sei die Anbindung zur Berghalde mit den dortigen Sportmöglichkeiten sowie zur Stadt gegeben. In der anschließenden Diskussion fand dieser Vorschlag keine Unterstützer: Baumpflanzungen würde die bestehenden Betriebe beeinträchtigen, und ein Hotel mit Geschäften in einem Gewerbegebiet mache keine Sinn, weil bereits die Läden in der Innenstadt Schwierigkeiten hätten, hieß es.

Jaresch argumentierte gegen den Standort am Kirnbergersee mit "tief empfundenen Gefühlen". Die Wiese sei Heimat von Wildblumen und Tieren, Familien könnten dort Natur erleben. Es sei zu befürchten, dass der Abstand zum Schutz der Bäume nicht eingehalten werde, der Verkehr zunehme und Events wie "Outdoor-Parties, Feuerwerk oder Abifeiern", das beschauliche Gebiet störten. Die bei Hotelprojekten üblichen Erweiterungen führten womöglich dazu, dass später zusätzliche Grundstücke erworben würden. "Wir sind tief traurig über den Eingriff in ein unbebautes Naherholungsgebiet, der nie wieder rückgängig gemacht werden kann", sagte Jaresch. Die BI plädiere für eine nachhaltige Entwicklung Penzbergs als Gewerbe- und Kulturstadt im innerstädtischen Bereich, "aber nicht im wertvolle Außenbereich". Der Stadtrat habe beim Kauf im Jahr 1996 versprochen, das 98 Hektar große Areal als Naherholungsgebiet für die Bürger zu belassen. Dem widersprach Alt-Bürgermeister Hans Mummert: Als man das Gebiet gekauft habe, sei es eine Brache gewesen, die von der Stadt ökologisch aufgewertet wurde. "Aber wir haben nie gesagt, dass das nicht bebaut wird", sagte Mummert. Er sei überzeugt, dass ein Hotel so gestaltet werden könne, dass es dem Gebiet nicht schade. Der Alt-Bürgermeister kritisierte den Flyer der BI; darauf sei ein Foto abgebildet, das eine Seenlandschaft mit Bergblick als Standort des Hotels suggeriere. Tatsächlich zeige es eine Ansicht weiter östlich. Durch das Foto werde "mit Emotionen gespielt", kritisierte Mummert.

Ulrich Welzel von der Befürwortergruppe "Penzberg initiativ" plädierte für den Hotelstandort: Die Eingriffe in die Natur seien gering, die Bademöglichkeiten blieben erhalten und ein Hotel sei für Penzberg ein Gewinn. Weil ein hochwertiges Übernachtungsangebot fehle, fließe die Wertschöpfung nach Seeshaupt oder Murnau ab. Das Areal sei eine "normale Wiese", die 16 Obstbäume seien im Bebauungsplan gesichert, zehn müssten versetzt, aber nicht gefällt werden. Was den geschützten Baumbestand am östlichen Rand anbelange: Ein Abstand von 20 Metern plus halbe Bauhöhe, also gut 26 Meter, sei gesetzlich vorgeschrieben.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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