Penzberg - ein guter Standort für junge Unternehmen:Roche will Gründerzentrum in Penzberg

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Bürgermeisterin Elke Zehetner unterstützt das, sieht jedoch den Pharmakonzern in der Pflicht, tätig zu werden

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

In der Landeshauptstadt München ist nicht nur der Wohnraum teuer. Auch viele Start-up-Unternehmen stehen vor der Herausforderung, günstige Flächen zu finden. Platz für ein neues Gründerzentrum gäbe es im Industriepark Nonnenwald in unmittelbarer Nachbarschaft zur Firma Roche. Das Pharmaunternehmen hat sein Interesse an der Ansiedlung passender Kooperationspartner bekundet. "Wir würden einen inhaltlichen Input geben, was zu uns passt", sagt Werkleiter Ulrich Opitz. Die Initiative zur Ansiedlung innovativer Jungunternehmen müsse allerdings von der Stadt Penzberg ausgehen.

2017 hatte es Gespräche zwischen Stadt, Roche, dem Landkreis Weilheim-Schongau und dem bayerischen Wirtschaftsministerium gegeben. Weil die Ansiedlung neuer Start-ups, vor allem im Biotechnologie-Bereich, in München schwieriger wird, könnte Penzberg mit seinen freien Gewerbeflächen ein idealer Standort sein. In diesem Jahr startete der erste sogenannte "Accelerator" für Start-ups im Bereich Digital Health in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Impulsgeber und Hauptsponsor Roche wolle damit die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorantreiben und die Entwicklung nachhaltiger Netzwerke fördern, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Gerade im Bereich "Digital" könnte man sich gut neue Nachbarn in einem Gründerzentrum im Nonnenwald vorstellen, sagte Opitz beim der Bilanz-Pressegespräch.

119 Millionen Euro hat das Unternehmen Roche in den großen Labor-Büro-Komplex investiert, der 2017 eingeweiht wurde. (Foto: Manfred Neubauer)

Man habe die freien Flächen im Gewerbegebiet ausgeschrieben, sagt Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) auf Anfrage. Ein Gründerzentrum habe schließlich die Stadt ins Gespräch gebracht. Zehetner sieht allerdings den "Riesen" in der Pflicht, tätig zu werden. "Wenn Roche das will, muss das Unternehmen mithelfen." Eher mit gemischten Gefühlen nimmt die Bürgermeisterin zur Kenntnis, dass die Geschäftsführung im Penzberger Werk wohl demnächst die 6000-Mitarbeiter-Marke knacken könnte. Bis zum Ende des Jahres 2017 hatte Roche 5949 Angestellte in Penzberg. Edgar Vieth, Personalchef der Roche Diagnostics GmbH, machte keinen Hehl daraus, dass man im Nonnenwald auch gerne 7000 Mitarbeiter sehe. Sollte ein Teil dieser möglichen neuen "Rochianer" nach Penzberg ziehen wollen, hätte dies unweigerlich Auswirkungen auf die vorhandene Infrastruktur. Bürgermeisterin Elke Zehetner sähe es daher gerne, wenn der Pharma-Riese mit Hauptsitz in der Schweiz sich finanziell daran beteiligen würde. Konkret an dem Bau eines neuen Kindergartens.

Auf dem Penzberger Werksgelände sind indes die Zeiten der großen Bauvorhaben vorerst vorbei. Zwischen 2013 und 2017 flossen allein gut 1,4 Milliarden Euro in den Standort. Damit sei Penzberg eines der weltweit führenden Biotechnologiezentren, sagte Ursula Redeker, Sprecherin der Geschäftsführung von Roche Diagnostics. Optimierungsbedarf erkennt Leiter Opitz allerdings schon - und auch dieser wird Investitionen in Millionenhöhe nach sich ziehen. Noch in diesem Jahr wird in der Basler Konzernzentrale eine Entscheidung fallen, ob am Standort im Nonnenwald eine Veranstaltungshalle für bis zu 1000 Personen gebaut wird. Errichtet werden könnte sie auf dem Areal des pleitegegangenen Kofferherstellers Titan. Die Lage hätte den Vorteil, dass die Halle auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden könnte, da sie außerhalb des Firmengeländes läge. Opitz spricht von Kongressen und Veranstaltungen etwa in Kooperation mit dem Krankenhaus.

Werkleiter Ulrich Opitz sieht Bedarf für eine Veranstaltungshalle. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Des Weiteren müssten neue Labore wie auch Bürogebäude geplant werden. Der Werkleiter verweist in diesem Zusammenhang auf die etwa 900 Mitarbeiter, die in Büro-Containern untergebracht sind. Auch liefen Detailplanungen zur Erneuerung mit Teilumbau des Hochregallagers. Einige Gebäude im Nordosten des Werksgeländes seien am "Ende ihres Lebenszyklus". Manche könnten renoviert, andere müssten abgerissen werden.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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