Penzberg:Edeka-Areal wird nicht bebaut

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Weil die Beratungsgesellschaft CIMA die Ansiedlung von Deichmann und Vögele auf dem Gelände an der Grube kritisch sieht, macht Projektentwickler Herbert Küblböck vorerst einen Rückzieher

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Das Thema Edeka-Areal hat sich vorerst erledigt. Projektentwickler Herbert Küblböck hat die Bauanträge für einen Discounter und Fachmärkte sowie die Änderung des Bebauungsplans mit Schreiben vom 23. Juli zurückgezogen. Als Grund nennt er den "geforderten Verzicht auf die ,Verlagerung' des Deichmann-Schuhfachmarktes". Dürfe Deichmann nicht auf das Edeka-Areal umziehen, habe dies "für das Gesamtinvestment erhebliche betriebswirtschaftliche als auch rechtliche Konsequenzen", schreibt Küblböck. Die Umsiedlung von Deichmann bewertet die Beratungsgesellschaft CIMA als Bedrohung für die Läden in der Innenstadt.

Und wieder gerät eines der größten Projekte in der Stadt Penzberg ins Stocken. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Penzberger Stadtrat sollte sich mit dem Edeka-Areal am Dienstag sowohl in öffentlicher als aus nicht öffentlicher Sitzung beschäftigen. Neben den Bauangelegenheiten sollte der städtebauliche Vertrag zwischen Stadt und Projektentwickler beschlossen werden. Den wollten Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) und Küblböck am Dienstagvormittag beurkunden - auch diesen Termin sagte der Regensburger Geschäftsmann ab.

Seit bekannt ist, dass der Schuh-Anbieter Deichmann und der Textiler Vögele (oder sein Nachfolger) vom Thal weg auf das Edeka-Areal an der Grube umziehen wollen, ist der Unmut der Geschäftsleute in der Innenstadt groß. Sie befürchten ein Ausbluten des Penzberger Zentrums, sollten als Nachmieter für die frei werdenden Verkaufsflächen im Thal wieder ein Schuhladen und ein Textilfachmarkt einziehen.

Die Einzelhandelsexperten sehen in der Konzentration von Schuh- und Textilfachmärkten auf dem Edeka-Areal an der Grube eine Gefahr für die Geschäfte in der Innenstadt. (Foto: Manfred Neubauer)

Auch wenn Christian Hörmann, Projektleiter beim Beratungsbüro CIMA, nicht glaubt, dass die verhältnismäßig geringen Ladengrößen im Thal für Nachmieter in diesen Branchen attraktiv sein könnten, auszuschließen ist eine solche Entwicklung nicht. Das hatte Hörmann bei einer Info-Veranstaltung zum Edeka-Areal vor gut zwei Wochen bestätigt. Die CIMA hat im Auftrag der Stadt ein Gutachten erstellt, auf dessen Grundlage die Stadträte entscheiden sollen, welche Märkte und Geschäfte auf dem Areal zwischen Zibetholzweg, Henlestraße und Grube angesiedelt werden können - ohne Einbußen für die Innenstadt. Bei der Info-Veranstaltung konnte Hörmann allerdings keine aktualisierte Version des Gutachtens vorlegen, denn der Umzug von Deichmann und Vögele war noch nicht eingearbeitet. Damals bat federführend die Grünen-Fraktionssprecherin Kerstin Engel darum, dass die CIMA-Expertise rechtzeitig zur Stadtratssitzung im Juli aktualisiert werden solle.

Der Projektentwickler Herbert Küblböck hat seine Bauanträge zurückgezogen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Ergänzung wurde am 18. Juli von der CIMA erstellt, per Mail bekommen haben die Stadträte die neue Version an diesem Montag, einen Tag vor der Sitzung. In der Studie heißt es, dass die auf dem Edeka-Areal geplanten Textilfachmärkte 28 Prozent Umsatz vom Standort Innenstadt abziehen werden. Aus diesem Grund schlagen die Experten eine Reduzierung der Textilverkaufsflächen (geplant 1575 Quadratmeter) um mindestens 520 Quadratmeter vor. Damit könne, so die Argumentation, auf dem Edeka-Areal der Gesamtumsatz im Bereich Textil von rund 4,3 auf gut drei Millionen Euro reduziert werden. Das Gutachten spricht davon, "die Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich der Stadt Penzberg auf ein verträgliches Maß zu reduzieren". Gänzlich gegen den Umzug von Deichmann sprechen sich die CIMA-Experten in ihrer aktualisierten Stellungnahme aus. Die Ware "Schuhe" sollte laut Einzelhandelskonzept der Innenstadt vorbehalten bleiben. Würde für das Thal sichergestellt werden können, dass kein neuer Schuhhändler Deichmann nachfolgt, könnten sich die Gutachter eine Ausnahme vorstellen. Doch da dies nicht der Fall sei, schreibt die CIMA: "Unter diesen Bedingungen kann die CIMA, zum Schutz des zentralen Versorgungsbereichs der Stadt Penzberg, die Realisierung eines Schuhfachmarkts am Standort Auf der Grube nicht empfehlen."

Was Küblböcks Bauanträge für Discounter und Fachmärkte angeht, die außerhalb eines Bebauungsplans nach Paragraf 34 Baugesetzbuch abgewickelt werden sollten, hat das Landratsamt Weilheim-Schongau seine Einschätzung abgegeben. Die Kreisbehörde schreibt, dass von ihrer Seite wiederholt darauf hingewiesen worden sei, dass auch Vorhaben nach Paragraf 34 "keine schädlichen Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich" haben dürften. Somit gebe es keinen Unterschied zum Bebauungsplanverfahren.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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