Penzberg:Chat mit Skizzen statt Wörtern

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Darum hat die Architektin Anna Gmelin einen Chat erfunden, bei dem die Partner zeichnen und deuten können. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Penzbergerin Anna Gmelin hat eine Online-Plattform für Zeichnungen entwickelt

Von Barbara Briessmann, Penzberg

"Mich hat das so genervt, dass ich am Telefon 500 Wörter brauche, um etwas zu erklären", sagt Anna Gmelin. "Wo doch alles schnell klar ist, wenn ich es meinem Gesprächspartner auf einer Skizze oder einem Bild zeigen kann." Das brachte sie auf eine Idee: eine Zeichen- und Kommunikations-Plattform zu gründen. Im August ist ihre Internet-Plattform an den Start gegangen. Die Architektin will damit nicht nur Bauherren, Planer, Handwerker ansprechen, sondern auch andere Berufszweige, in denen man sich nicht nur verbal, sondern auch optisch mit Hilfe von Bildern austauschen muss.

Ihre Internetseite heißt drawlk.de (international drawlk.com), verbindet also die englischen Wörter für Zeichnen (draw) und Reden (talk). Entstanden ist das Projekt aus Gmelins Online-Dienst fragmalanna.de, auf dem sie seit 2013 Zimmermeister und Bautechniker in Sachen Gestaltung berät. Dabei geht es fast ausschließlich um Grundrisse, Baupläne und Skizzen, die es dann telefonisch zu besprechen gilt. "Aber am Telefon missversteht man sich schnell", sagt die Architektin, die in Penzberg lebt und arbeitet. "Die Schäden, die daraus entstehen, können groß und teuer sein."

Beim "Drawlken" soll das vermieden werden. Und das funktioniert so: Ein Nutzer meldet sich mit E-Mail-Adresse und Passwort an, lädt am Computer oder Smartphone die Datei hoch, die es mit einem anderen zu besprechen gilt und setzt sich mit ihm in Verbindung. Der andere muss noch keinen Account haben, er wird über Mail informiert. Dann kann er in Kontakt treten. Beide Gesprächspartner sehen sich dann das Dokument an, können darauf herumzeichnen, etwas hinzukritzeln und sich gleichzeitig unterhalten. "Ganz wichtig ist", so Gmelin, "dass der andere nie Zugriff auf meinen Computer hat."

Die Plattform muss weder heruntergeladen, noch als App installiert werden. Sie ist browsergestützt, läuft über Firefox oder Chrome "problemlos", sagt Anna Gmelin. Den Account gibt es in drei Kategorien: einmal kostenlos. "Da kann man drauflos zeichnen, anderen Bilder und Grüße schicken, aber zum Beispiel auch Schiffe versenken oder Montagsmaler spielen", sagt die Architektin. Für 9,99 Euro im Jahr hat man mehr Möglichkeiten und vor allem Speicherplatz. Der Premium-Account für 99,90 Euro pro Jahr umfasst 500 Megabyte Speicherplatz und Inhaltsschutz.

Gmelin ist überzeugt, dass nicht nur Techniker drawlk nutzen können. "Wir stellen fest, dass es für viele Berufszweige hilfreich sein kann." Nicht nur für Bauherren, auch für Chirurgen, für Layout, Maschinenbedienung, Reparatur oder Ersatzteilbestellung. Gefragt ist es auch bei Schülern und Studenten - zur Nachhilfe oder für Korrekturen. "Eine Gruppe von TU-Studenten testet es gerade", sagt Gmelin. "Sie fotografieren ihre Berechnungen, schicken sie dem wissenschaftlichen Assistenten, und der bespricht mit ihnen auf drawlk, was weiter zu tun ist." Ein Vater habe ganz begeistert aufs Drawlken reagiert: "Da kann ich meiner Tochter die Mathe-Hausaufgabe erklären, auch wenn ich noch in der Arbeit bin", habe er gesagt. Und das in Echtzeit.

Auf Gmelins Seite gibt es ein Gewinnspiel, bei dem man noch bis 24. Dezember einen von mehr als 250 Accounts im Wert von 9,99 bis 99,90 Euro gewinnen kann: beim "Flockensammeln". Interessenten müssen nur eine Schneeflocke auf dem Bildschirm zeichnen und der Flockensammlung hinzufügen. Anna Gmelin erhofft sich mit dieser Aktion viele neue "Drawlkler". Die Hälfte der Einnahmen aus dem Verkauf von Premium Accounts in der Adventszeit spendet sie an den Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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