Penzberg:Auf der grünen Wiese

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Der Stadtrat will einen Hotelneubau am nordwestlichen Ortseingang vorantreiben. Dies gefällt nicht jedem, denn die Grünfläche am Huber See ist für viele ein beliebtes Erholungsgebiet

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Stadt Penzberg braucht ein Hotel. Darin ist sich die Mehrheit einig. Nur am Standort scheiden sich die Geister.

Nun hat der Stadtrat am Dienstag mehrheitlich beschlossen, einen Hotelneubau am nordwestlichen Ortseingang voranzutreiben. Darüber dürften sich die Bürgerinitiative "Kein Hotel am Huber See" und der Bund Naturschutz überhaupt nicht freuen.

Denn gemeint ist die Wiese an der Seeshaupter Straße, die direkt an der Zufahrtsstraße zum Huber See und Gut Hub liegt. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Grundlagen für einen Hotelbau abzuklären und den Standort mit den Behörden wie der Regierung von Oberbayern abzusprechen. Kann in ein Bebauungsplan-Verfahren eingestiegen werden, soll dies im Stadtentwicklungsausschuss diskutiert werden.

Für Irritationen sorgte die Vorlage der Verwaltung zum Tagesordnungspunkt "Neubau eines Hotels am Huber See". Sie ist als "Mitteilung" tituliert, also als reine Information ohne Beschlussfassung. Doch findet sich in der Vorlage ein Beschlussvorschlag der Verwaltung. Sogar von Grundsatzbeschlüssen ist die Rede - mit weitreichenden Konsequenzen.

Der Stadtrat sollte darüber abstimmen, dass es sich um ein Vier-Sterne-plus-Hotel mit maximal 110 Zimmern handeln soll; die Ausrichtung des Hauses müsse in den Sparten Tagung, Sport/Wellness und klassischer Ferientourismus liegen; die Gastronomie müsse öffentlich zugänglich sein. Außerdem sollte das Gremium den Verkauf des Grundstücks beschließen und das Stadtbauamt mit der Vorlage eines Bebaungsplans samt Umgriff beauftragen.

Das ging einigen Stadträten zu weit. Dieser dreiteilige Beschluss wurde nicht umgesetzt. Vielmehr plädierte Grünen-Fraktionssprecherin Kerstin Engel dafür, sich nicht auf diesen Standort oberhalb des Huber Sees festzulegen. Einen Lerneffekt aus der Niederlage beim Bürgerentscheid im Jahr 2015 könne sie nicht sehen. Sie halte es für sehr vermessen, mit einem Standort daherzukommen, der lediglich 300 Meter von der damals abgelehnten Hotel-Fläche am Kreisverkehr liege. "Das ist ein Affront gegen die Bürger." Der Entscheid habe doch klar gemacht, dass ein großer Teil der Penzberger das Erholungsgebiet Huber See unangetastet sehen möchten. Nun bringe man einen Standort ins Spiel, der früher bereits abgelehnt worden sei. Dem stimmten Wolfgang Sacher (BfP) und Jack Eberl (Freie Fraktion) zu. Er vermisse den Bürgerwillen, sagte Eberl. Der Beschlussvorschlag könne so nicht stehen bleiben. Sacher verwies auf den Flächennutzungsplan und zitierte daraus, dass es keine weiteren Erschließungen mehr am Huber See geben solle.

Dieser Standort sei immer schon in der engeren Wahl gewesen, antwortete Hardi Lenk (SPD) auf Engels Beitrag. Die Regierung von Oberbayern habe damals allerdings das Areal am Kreisverkehr favorisiert wegen der bestehenden Anbindung. Die CSU steht zu einem Hotelneubau am Ortseingang. "Dieser Standort ist sehr geeignet und hat viele, viele Vorzüge", sagte Fraktionssprecherin Christine Geiger. Etwa, dass die Hotelgäste, wenn sie über die A 95 kämen, nicht erst durch die gesamte Stadt fahren müssten.

Für ihn handle es sich um eine "straßenbegleitende, intensiv genutzte Wiese", auf der das Hotel gebaut werden könnte, sagte Johannes Bauer (Grüne). Er habe diesen Standort stets favorisiert. Was nicht mehr passieren dürfe, dass es keine klaren Aussagen dazu gebe, wie groß etwa der Flächenverbrauch sei. Das habe beim ersten Versuch, ein Hotel in der Stadt zu realisieren, kein Vertrauen bei den Bürgern erweckt. Bauer sprach sich dafür aus, das Projekt dieses Mal aktiv anzugehen: Bei einem Wettbewerb soll der beste Hotelentwurf ermittelt werden; der Stadtrat müsse im Bebauungsplan klare Vorgaben machen, etwa dass keine Bäume gefällt werden, um die Aussicht vom Hotel auf den See zu optimieren; und eine Dachbegrünung. "Wenn es gleich um den Verkauf des Grundstücks geht, ist das ein K.-o.-Kriterium", sagte er. Die Stadt müsse die Herrin des Verfahrens bleiben. Sie müsse den Bebauungsplan vorfinanzieren. Nach dessen Rechtskraft müsse Penzberg einen Vorhabenträger bei einem Ideen- und Preiswettbewerb auswählen. "Nur so kann ich dazu stehen", sagte Bauer.

Stadtbaumeister Justus Klement betonte, dass das Bauamt wissen müsse, wie es an das Vorhaben herangehen solle. "Sollen wir bauleitplanerisch anfangen, weitere Standorte suchen oder zuerst den Investor und Betreiber?", fragte er. SPD-Fraktionssprecher Adrian Leinweber formulierte daraufhin den Beschluss, der eine breite Zustimmung fand. Die Freie Fraktion, die Bürger für Penzberg und die beiden Grünen Klaus Adler und Kerstin Engel stimmten dagegen.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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