Die Gestalt ist schrill. Über einem Totenkopf lodert brennendes Haar. Auf dem Brustbein hat sich ein großer blauer Schmetterling niedergelassen, darunter blicken dem Betrachter ein Elefant, ein Jaguar und ein Papagei frontal ins Gesicht. Auf den Schenkeln tauchen Krokodile ab, zeigen ihre spitzen Zähne. "Save the Amazonas!" hat Murml Gold der Figur als Botschaft mit auf den Weg gegeben. Die Königsdorferin, die vergangenes Jahre bei den Bodypainting-Weltmeisterschaften in der Kategorie "Amateur Award" gewonnen hat, wollte mit der Figur auf die verheerenden Regenwaldbrände in Südamerika aufmerksam machen. Sie habe das Gefühl gehabt, etwas gegen die Waldbrände tun zu müssen, sagt sie. "Damit wollte ich ein Statement setzen."
Gemeinsam mit ihrer Assistentin griff sie im vergangenen August zu Pinsel und Farben und verwandelte ein Modell in einer Fünf-Stunden-Sitzung in ein flammendes Mahnmal. "Wir haben dann ein Foto gemacht und es dem World Wildlife Fund geschickt", erzählt sie. Dieser habe das Bild auf seiner Facebookseite gepostet.
Seit mittlerweile zehn Jahren widmet sich Gold intensiv dem Face- und Bodypainting. Eigentlich hat sie Bankkauffrau gelernt. Am kommenden Samstag, 14. März, eröffnet sie ihre eigene Bodypainting-Schule im Königsdorfer Gewerbegebiet. In einem großen, hellen Raum mit Tafel, Beamer und Fernseher sollen künftig verschiedene Kurse angeboten werden. "Wie in einer ganz normalen Schule", so Gold. Ob man Vorerfahrung habe oder ein kompletter Neuling ist, das sei dabei unerheblich, sagt sie.
In den Basiskursen will sie die Grundlagen des Face- und Bodypaintings vermitteln und "sehr leichte Symbole zeichnen", etwa kleine Blumen oder Schmetterlinge. Die Kurse für Fortgeschrittene richten sich dann vor allem an Kreative, die tiefer einsteigen wollen. Unterstützt wird sie dabei von qualifizierten Gastdozenten wie Matteo Arfanotti, ebenfalls Weltmeister in Face- und Bodypainting, oder Andrea Benocci, Weltmeister für Make-up-Spezialeffekte.
Angefangen hat die Künstlerin mit dem Kinderschminken. Über das Bellypainting, also das Bemalen von Schwangerschaftsbäuchen, kam sie zum Bodypainting. Was sie daran vor allem begeistere, sei die "Teamwork", sagt sie. Denn nur durch die Zusammenarbeit von Malerin und Modell könne eine echte Botschaft vermittelt werden. Die Chemie müsse passen, denn die gemeinsame Arbeit habe viel mit Vertrauen zu tun. Während sie male, habe sie oft noch keine genaue Vorstellung davon, was sie am Modell umsetzen werde. "Ich überlege mir oft erst beim Malen, was ich überhaupt ausdrücken möchte", erklärt sie. Motive für Wettbewerbe dagegen würden aber natürlich intensiv und lange geplant.
Für sie sei das Bodypainting eine Möglichkeit, gedanklich abzuschalten und Dinge aus dem Alltag zu verarbeiten. "Wenn andere Tagebücher schreiben, nehme ich den Pinsel in die Hand und male. So kommen meine Gedanken und Gefühle zum Ausdruck."
Genau das möchte sie Einsteigern in ihrer eigenen Schule näherbringen. "Es soll ein Start für jeden sein, der anfangen möchte, sich irgendwie künstlerisch oder malerisch auszudrücken." Zugleich richtet sie sich an Leute, die sich im Bodypainting aus- oder weiterbilden wollen. "Bodypainting ist zukunftsträchtig und keine brotlose Kunst", sagt die Königsdorferin.
Eigentlich wollte sie zur Eröffnung an diesem Wochenende im Hotel Hofherr Besuchern einen Einblick in diese Kunst geben. Im Hinblick auf die Corona-Epidemie hat sie die Performance abgesagt. "Die Eröffnung wird nun im privatem Rahmen stattfinden und über Facebook live übertragen", sagt sie. Die ersten Kurse starten Ende April.
Infos unter www.skinpainters.com oder unter Telefon 0174/626 09 07, das Live-Painting ist unter www.facebook.com/murml.skinpainters zu sehen