Nach geplatztem Verkauf:Ringen um neues Seniorenheim

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Stadt Penzberg will mit der Arbeiterwohlfahrt zusammenarbeiten, bis ein neuer Betreiber gefunden ist. Als alternativer Standort ist das einstige Schlachthofgelände im Gespräch

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Der Verkauf des städtischen Seniorenheims an der Penzberger Gartenstraße ist geplatzt. Dennoch werden der Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und die Stadt weiter zusammenarbeiten. Die Awo wird das Seniorenzentrum vorerst bis zum 31. Mai 2018 betreiben. Das bedeutet, dass sich für die Bewohner und die Mitarbeiter nichts ändert. Nach den Osterferien wollen Stadt und Verband den Betriebsübergang im Detail regeln. Die Stadt bleibt dabei: Sie sucht einen neuen Betreiber. Auch wenn es dazu noch keinen Stadtratsbeschluss gibt, ist es wahrscheinlich, dass das neue Seniorenzentrum auf dem Areal des früheren Schlachthofs an der Karlstraße entstehen könnte.

Der Vorteil eines Standortwechsels liegt auf der Hand. Würde das neue Seniorenheim an der Karlstraße errichtet, könnten die Bewohner so lange ungestört im Haus an der Gartenstraße bleiben, bis ein Umzug möglich ist. Das Gelände des alten Schlachthofs ist knapp 4000 Quadratmeter groß. Die Stadt hatte auch dieses Areal der Awo angeboten, die es nicht wollte, wie Stadtkämmerer Johann Blank bei einem Pressegespräch sagte. Der Kaufpreis hätte bei 1,44 Millionen Euro gelegen. Dem Verband sei dieses Grundstück zu klein, hieß es damals. Die Stadt bezweifelt das, denn das Baurecht sieht dort Gebäude mit fünf Stockwerken vor. Die Awo hätte auch beide Standorte haben können, um an der Gartenstraße reines Seniorenwohnen anzubieten. Alle diese Gedankenspiele scheiterten.

Blank, Zweiter Bürgermeister Johann Bauer (Grüne) und Dritter Bürgermeister Ludwig Schmuck (CSU) traten am Dienstag den Behauptungen der Awo entgegen. Blank listete auf zweieinhalb Seiten auf, wie oft Stadt und Awo Kontakt miteinander hatten, um über den Verkauf des Grundstücks an der Gartenstraße und den Bau eines neuen Seniorenzentrums an dieser Stelle zu verhandeln - schriftlich wie auch persönlich bei Treffen. Damit widerspricht er dem Awo-Bezirksvorsitzenden Andreas Niedermeier, es habe nur zwei Treffen gegeben. Der Vorwurf an die Awo lautet: Erst bei einem Gespräch am 6. März sei thematisiert worden, dass der Bezirksverband von der Stadt fordert, die Kosten für den Abbruch des Hauses, das die Stadt 1976 errichtet hatte, und die Abdichtung der Baugrube zu übernehmen. Dabei sei man der Awo in vielen Punkten entgegengekommen, sagte Bauer. Etwa beim Kaufpreis für das Grundstück an der Gartenstraße mit 400 Euro pro Quadratmeter. Der Bordenrichtwert liegt bei 640 Euro. Für Wohnbebauung könnten in dieser Innenstadtlage 800 bis 900 Euro erzielt werden. Das Grundstück ist mehr als 7300 Quadratmeter groß.

Bauer und Schmuck erinnerten daran, dass dem Verband zu Beginn der Verhandlungen das Grundstück im Erbbaurecht angeboten worden sei, was die Awo ablehnte. Der Bezirksverband teilt indes in seiner Presseerklärung mit, sein Angebot, das Areal auf Erbpachtbasis zu erwerben, sei von der Stadt nicht akzeptiert worden. "Das stimmt nicht", betonte Bauer. Ferner habe die Stadt in den vergangenen zehn Jahren elf Millionen Euro in das Seniorenzentrum investiert. Der Bezirksverband Oberbayern ist Träger von 21 Heimen. Penzberg ist das einzige, das einer Kommune gehört und von der Awo betrieben wird.

Die Stadt richtet den Blick in die Zukunft, um den Übergang geordnet zu regeln. Ein neuer Vertrag mit der Awo ist notwendig, weil der Bezirksverband, der auch die Seniorenheime in Benediktbeuern und Wolfratshausen betreibt, die bestehende Vereinbarung mit der Stadt im Dezember 2016 gekündigt hatte. In diesem Punkt habe die Stadt einen Fehler gemacht, sagte Bauer, obschon es einen Stadtratsbeschluss gegeben habe: "Wir hätten auf die Rücknahme drängen sollen."

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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