Nach dem Ausscheiden von Heino Seeger:BOB-Mitarbeiter planen Aufstand

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Der langjährige BOB-Geschäftsführer soll, entgegen offizieller Angaben, nicht freiwillig gegangen sein. Seeger selbst schweigt. Die frustrierte Belegschaft will nun, falls nötig, vor der Pariser Konzernzentrale demonstrieren.

Kathleen Hildebrand

Heino Seeger (links), hier 2008 beim Besuch des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein, war seit 1999 Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der BOB. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Belegschaft der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) plant derzeit Protestaktionen, auch an Streik wird gedacht. Hintergrund ist die Kündigung von Heino Seeger als Geschäftsführer. In einer Pressemitteilung, die das Unternehmen am Montag herausgab, hatte es geheißen, dass Seeger mit sofortiger Wirkung von seinen Posten zurücktrete. Es folgten Floskeln, die einen Skandal verhindern sollen: Der 58-jährige wolle sich aus familiären und gesundheitlichen Gründen "beruflich und privat neu orientieren".

Doch von einem freiwilligen Rücktritt kann keine Rede sein. Auch wenn Seeger selbst schweigt, war aus Gewerkschaftskreisen zu erfahren, dass ihm gekündigt wurde, und das sehr plötzlich. Der französische Mutterkonzern Veolia-Transdev lasse Köpfe rollen. Es gebe keinen Grund für Seegers Kündigung, vielmehr müsse es sich um eine Einzelentscheidung auf höherer Ebene handeln.

Die frustrierte BOB-Belegschaft hat bereits mit Protestaktionen gegen die Kündigung ihres Geschäftsführers begonnen. Mitarbeiter machen die wahren Hintergründe von Seegers Weggang über Facebook deutschlandweit im Internet bekannt, hieß es aus der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Man wolle, falls nötig, bis nach Paris ziehen und vor der Konzernzentrale demonstrieren. Die Geschäftsführung solle zu spüren bekommen, dass sie so nicht mit ihren Mitarbeitern umspringen könne. In der Belegschaft habe es sogar die Überlegung geben, aus Protest zu streiken und BOB-Züge stehen zu lassen. Vorerst haben die Mitarbeiter sich aber offenbar dagegen entschieden.

Seegers Nachfolger als BOB-Geschäftsführer ist Axel Sondermann. Der Wirtschaftswissenschaftler arbeitete für die Deutsche Bank und die Deutsche Bahn. Bei Veolia Verkehr ist er seit 2010 Regionalleiter für die Region Südwest und Geschäftsführer der Veolia Verkehr Regio. Zwischen ihm und dem ausgebildeten Lokführer und Eisenbahnschlosser Seeger lägen Welten, sagte ein Gewerkschafter. Seeger sei ein echter Eisenbahner - der neue Geschäftsführer hingegen habe keine Ahnung von der Materie. Es werde schwer, Seegers Weggang nach seinen vielen Erfolgen und der hohen Kundenzufriedenheit nach draußen und den Mitarbeitern zu vermitteln. Erst im September hatte die BOB die Neuausschreibung für den Betrieb der Strecken von Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell nach München gewonnen.

Heino Seeger war seit 1999 Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der BOB, außerdem Bayern-Regionalleiter der BOB-Muttergesellschaft Veolia Verkehr GmbH, Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der Bayerischen Regiobahn sowie Konzernbeauftragter für das Sicherheitsmanagement aller Tochterunternehmen von Veolia Verkehr.

© SZ vom 06.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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