"Musica Burana":Stimmungsvoll bayerisch

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Gründer der "Musica Burana": Franz Schesser in Iffeldorf. (Foto: Manfred Neubauer)

Franz Schesser, Peter Weiß und Volksmusikanten gestalten einen gelungenen Heimatabend in Iffeldorf

Von Sabine Näher, Iffeldorf

Alljährlich veranstalten die Ländlichen Konzerte Penzberg ein Konzert unter dem schönen Titel "Musica Burana". Motor und Initiator der Reihe ist Sänger und Zitherspieler Franz Schesser. Mit schlohweißem Haar und prachtvoll angetan mit nachthimmelblauer Weste prangt er inmitten seiner Musikerschar. "Wenn der Schesser Franz ruft, dann spring' i", erklärt Peter Weiß, dessen Stimme BR-Hörern wohl bekannt ist. Er ist für den Textanteil zuständig. Und, was längst nicht alle Rundfunkleute hinbekommen, er kann es auch live und in greifbar engem Kontakt mit dem Publikum in der trotz Fußballabend gut gefüllten Pfarrkirche St. Vitus. Weiß hat Geschichten mitgebracht, Heimatgeschichten im allerbesten Sinne, die mitten ins bayerische Herz und Gemüt hinein leuchten.

Passend zur Musica Burana spielen sie auf dem Dorf und haben etwas mit Musik und Kirche zu tun. Gut ausgewählt - und noch besser vorgetragen. Nämlich schlicht und doch sehr anschaulich, ohne jedes Zuviel, weder an Gestik, Mimik noch Pathos. Das heimelige Gefühl, man säße um einen großen Tisch in der Stube, inmitten von Freunden und Familie, stellt sich ein. Und wird von der musikalischen Seite intensiviert und bestärkt. Dass die Musik von Mozart, Boccherini, Haydn und Schubert stammt, tut diesem Heimatabend keinen Abbruch. Denn die gut gemachten Bearbeitungen für zwei Geigen (Pia Janner-Horn, Markus Helferich), zwei Flöten (Heinz Hennen, Elisabeth Rieder-Grupp), Klarinette (Martha Horn, die alternativ auch an der zweiten Zither sitzt), Franz Schesser an seiner Zither, Harfe (Regina Scharrer) und Kontrabass (Thomas Kapfer-Arrington) lauschen den Komponisten der Wiener Klassik ihre mehr oder weniger verborgene volksmusikalische Seite ab.

In verschiednen Kombinationen entfaltet das Ensemble mal fast orchestrale, dann wieder kammermusikalische Klänge, mal alpenländisch, mit ausgelassenem, ländlichem Charme, mal mit ernsthafter Feierlichkeit. Dass nicht immer alles akkurat zusammen ist oder die Intonation einmal schwankt, tut der stimmungsvollen Atmosphäre keinen Abbruch. Aus dem Rahmen fällt Schuberts Zwischenakt-Musik aus "Rosamunde": Die hat, anders als die vorangegangenen Kontretänze, Menuette und Landler, nun wirklich keine volksmusikalischen Wurzeln. Insofern wirkt sie ein wenig fremd in diesem Umfeld, wird aber mit so viel Wärme musiziert, dass sie berührt - und Peter Weiß kurz ins Stocken bringt: "Nach einer so schönen Musik will man gleich gar nicht weiter reden." Er tut's dann doch, zum Glück. Denn man will ja wissen, wie die Geschichten ausgehen.

Den Auftakt macht die vom Holzschlitten-Lenker, der ein kleines Taschen-Kruzifix vorne an die Kufe heftet. Als der Schlitten im Wald verunglückt, meint er: "I hob ma's drob'n scho denkt, dass du kloanes Manderl den Schlitten net derholtst." In mehreren Etappen erzählt Weiß dann die berührende Geschichte eines jungen Kirchenmusikers, der mit vollem Einsatz eine Fest-Messe zur Aufführung bringt - mit einem desolaten Kirchenchor, der von manchem Zipperlein geplagten Orgel und einem rudimentär zusammengestellten Orchester. Die Details sind jedem, der schon mal auf nicht professioneller Ebene musiziert hat, nur allzu vertraut. Die beiden lungenstarken Dorf-Posaunisten scheinen dann das allzu frühe Ende der Messe zu bedeuten, verhelfen ihr aber letztlich doch zum Sieg. Denn die wahre Liebe zur Musik und das Vertrauen in ihre Kraft vermögen eben vieles zu bewirken.

Die zweite große Erzählung handelt vom Misslingen des Pfingstwunders, das in einer kleinen Dorfkirche alljährlich verkündet wird. Herrlich umständlich, sich in anschaulichen Details verlierend, nimmt sie ihren Fortgang und fesselt die Zuhörer bis zur letzten Zeile. Großer, verdienter Applaus für alle Beteiligten.

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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