Gedenken:Out of Wimpasing

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Mit seiner Mutter Susanne Adlon fuhr Percy als Kind gern in einer kleinen Pony-Kutsche durchs Dorf. (Foto: Archiv Gemeinde Münsing/oh)

Einstige Weggefährten erinnern sich an Percy Adlon, der in der Gemeinde Münsing aufgewachsen und nun in Los Angeles gestorben ist.

Von Anja Brandstäter, Münsing

Paul Rudolf Parsifal Adlon, genannt Percy, ist vor wenigen Tagen im Alter von 88 Jahren in Los Angeles gestorben. Seine Mutter Susanne stammte aus der Berliner Hoteliersfamilie Adlon, sein Vater war der Operntenor Rudolf Laubenthal. Percy Adlon, der als Regisseur und Drehbuchautor mit der Komödie "Out of Rosenheim" 1987 Filmgeschichte schrieb, ist in Wimpasing, einem Gemeindeteil von Münsing, aufgewachsen. Seine älteste Kindheitserinnerung galt dem Kiesplatz vor dem Haus seiner Mutter. "Da war ich gerne und habe landwirtschaftliche Fuhrwerke gezogen", erzählt er in Band III der Münsinger Ortschronik. "Das hat mir gut gefallen, obwohl es schwer war."

Wie sich in der Chronik nachlesen lässt, liebte er das Leben auf dem Land, interessierte sich für die Bauern, Fischer und Künstler in der Nachbarschaft. Mit dem Maler Colombo Max verband ihn Anfang der Sechzigerjahre eine enge Freundschaft. Max war damals Mitte 80, Adlon noch keine 30. Später porträtierte er in seinem Film "Im Haus des Affenmalers Gabriel Max" die Künstlerfamilie.

Zu den einstigen Weggefährten, die sich heute noch an Adlon erinnern, gehört Anneliese Stecher aus Ammerland. Sie wurde 1941 zusammen mit ihm eingeschult. "Er war in der gleichen Klasse wie ich", sagt sie. "Percy war etwas kleiner als wir und schüchtern. Oft hatten wir früher Schule aus, sodass wir zu Fuß nach Hause gegangen sind. Dann haben wir den Percy nach Hause begleitet." Sie hätten ihn bemuttert und sogar seine Tasche getragen. Einmal sei sie deswegen zu spät nach Hause gekommen und ausgeschimpft worden. "Nicht, weil wir den Percy nach Hause gebracht haben, sondern weil meine Mutter Angst vor den Bomben der Tiefflieger hatte."

Percy Adlon (Mitte) mit Schulkameradinnen in Münsing. (Foto: Archiv Gemeinde Münsing/oh)
Und Jahre später bei einer Musical-Probe in Hamburg (2005). (Foto: Ulrich Perrey/picture alliance/dpa)

Juliana Gries, geborene Lanzinger, ist auf dem Sterzenhof in Wimpasing aufgewachsen. "Die Mutter von Percy hat ein Shetlandpony samt Kutsche gekauft", erzählt sie. "Mit dem eleganten Wagen sind die beiden herumgefahren." Susanne Adlon sei gerne zu ihnen auf den Hof gekommen und habe sich Tipps zur Pflege des Ponys geben lassen. "Später, als Percy erwachsen war und beim Rundfunk gearbeitet hat, ist er mit Manuskripten am Bach entlanggelaufen und hat den Text gelernt. Er war sehr gerne bei den Bauern, da konnte er sein, wie er war."

Auch der Ammerlander Bildhauer Ernst Grünwald hat den Filmemacher kennengelernt. Als Adlon einen Film über den Bildhauer Fritz König drehte, stellte er für ihn den Kontakt zu dessen Kunstgießer Hans Mayr her. Für den dritten Band der Münsinger Ortschronik, die im vergangenen Jahr erschienen ist, hat Grünwald Adlon interviewt. Jedes Jahr sei dieser mit seiner Frau nach Deutschland gekommen. "Wir haben uns zweimal getroffen und ab und zu geschrieben", sagt Grünwald. "Er war ein wortgewaltiger Mann, der druckreif sprach."

Eigentlich hätte Adlon am Freitag, 26. April, noch einmal selbst von seiner Kindheit erzählen sollen - im Rittersaal von Schloss Kempfenhausen, wo die Ortschronik vorgestellt wird (Beginn 19 Uhr). Außer Grünwald haben vier weitere Engagierte mit 25 Zeitzeugen der NS-Diktatur und der Nachkriegsjahre gesprochen. "Sein Tod hat uns überrascht", sagt Fritz Wagner vom Ambacher Verlag. Adlons Erinnerungen sollen nun von Max Schmid gelesen werden.

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