Münsing/Wolfratshausen:"Kinderschwimmkurse sind essenziell"

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Dem Trend, dass immer weniger Kinder das Schwimmen beherrschen, setzt die bayerische Staatsregierung nun ein Förderprogramm entgegen. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Damit sie im neuen, interkommunalen Geretsrieder Hallenbad Trainings anbieten können, brauchen die Wasserrettungsorganisationen finanzielle Unterstützungen. Münsing zeigt sich dafür offen.

Von Benjamin Engel, Münsing/Wolfratshausen

Die Tätigkeit der Wasserwacht ist vielfältig und kann im Notfall überlebenswichtig sein. Der Ammerlander Ortsverein des Bayerischen Roten Kreuzes ist während der Sommermonate an den Stationen in Ammerland und am Münsinger Badegelände im Wachdienst aktiv. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte werden aber auch per Funk alarmiert und übernehmen den Wasserrettungsdienst am Starnberger See, helfen etwa gekenterten Seglern und sind als "Helfer vor Ort" oft vor dem Rettungsdienst bei Not- und Unfällen präsent. Für den Einsatzfall ist ein regelmäßiges Schwimmtraining essenziell. Im neu eröffneten interkommunalen Hallenbad in Geretsried hat die Ammerlander Wasserwacht dafür die notwendigen Trainingszeiten bekommen. Doch damit sich die Wasserwacht das Training auch leisten kann, braucht sie finanzielle Zuschüsse.

Im Münsinger Gemeinderat - dem Gremium der Heimatgemeinde der Ammerlander Wasserwacht - ist ein Antrag auf finanzielle Unterstützung auf positive Resonanz gestoßen. Dieselbe Problematik trifft auch die benachbarte BRK-Wasserwacht Wolfratshausen sowie die Deutsche-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Schäftlarn-Wolfratshausen. Beide Organisationen sprechen von einem Zuschuss-Bedarf von um die 40 000 Euro im Jahr und haben entsprechende Fördergesuche an die Stadt Wolfratshausen gestellt. Damit lasse sich auch verhindern, dass das Schwimmenlernen zum für Eltern kaum noch zu finanzierenden Luxusgut werde, so die Vorsitzenden der Wasserrettungsorganisationen.

Die Ammerlander Wasserwacht hat mit dem interkommunalen Hallenbad laut dem Vorsitzenden Alarich von Schlichting endlich einen Ort für Schwimmtrainings und -kurse. In jüngster Zeit habe der Ortsverein Kinderkurse im Starnberger See angeboten. Das sei aber wegen der Wassertemperaturen nur in einem kurzen Zeitraum möglich, so Schlichting. Angesichts des Bedarfs sei das ein "Tropfen auf den heißen Stein". Mit dem Zuschuss der Gemeinde könnten 40 bis 50 Münsinger Kinder pro Jahr das Schwimmen lernen. Diese Investition komme zudem insbesondere der Nachwuchsarbeit zugute. Eine Kindergruppe existiere, so Schlichting. "Wir wollen aber auch Jugendgruppen aufbauen. Momentan haben wir nichts, um sie bei der Stange zu halten."

Um die 7300 Euro Zuschuss bittet die Ammerlander Wasserwacht die Kommune Münsing. Damit könnte der Ortsverein zwei Stunden pro Woche für das halbe Becken im Lehrschwimmbecken des Geretsrieder Bades finanzieren - für Kinderschwimmkurse und die Kindergruppe. Für Trainings und Schwimmabzeichen der aktiven Mannschaft, Kinder- und Jugendgruppen reichte es zudem für zwei Wochenstunden auf zwei Bahnen im Sportbecken, die Ferienzeiten nicht ein- sowie die Einnahmen durch Kinderschwimmkurse gegengerechnet.

Die Stadt Geretsried hatte dem Ortsverein sogar zwei weitere Stunden im Lehrschwimmbecken angeboten. Darauf wäre die Wasserwacht Ammerland aus Kostenspargründen - jährlich würde so ein Zuschuss von 14 500 Euro nötig - bereit gewesen zu verzichten. Beim Grundsatzbeschluss, den Ortsverein finanziell zu unterstützen, signalisierten einige Münsinger Gemeinderäte, auch diese höhere Summe für vorstellbar zu halten, so wie Dritte Bürgermeisterin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing). "Insbesondere Kinderschwimmkurse sind etwas Essenzielles", sagte sie. Das Training für die Einsatzkräfte garantiere die nötige Sicherheit, im Ernstfall zu wissen, was zu tun sei.

Die Wasserwacht Ammerland hat 79 aktive Mitglieder und 45 ausgebildete Rettungsschwimmer im Wachdienst. Hinzu kommen zehn permanente Helfer vor Ort. Bei der Wolfratshauser Wasserwacht sind allein 80 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren aktiv. Von 5,15 Wochenschwimmstunden spricht deren Vorsitzender Ingo Roeske. Er betont, wie bedeutsam die Nachwuchsarbeit ist. "Die Jugend von heute sind die Einsatzkräfte von morgen." Die Wasserwacht hat zwei feste Standorte am Starnberger See - im Ambacher Erholungsgelände sowie an der Seeburg bei Allmannshausen - und ist auch an Isar und Loisach aktiv. Roeskes Aussage nach bräuchte es 40 000 bis 50 000 Euro Zuschüsse, um allein das Training für die Jugendgruppen und die Einsatzkräfte sicherzustellen.

Noch nicht eingerechnet sind laut Roeske Schwimmkurse für Kinder. Je mehr Unterstützung die Stadt Wolfratshausen gebe, desto günstiger könne man diese auch anbieten, sagt Roeske. Das hält er in einer Region wie dem Landkreis mit seinen vielen Gewässern für sehr wichtig. "Schwimmen zu lernen, darf keine Kostenfrage sein", sagt der Wasserwacht-Vorsitzende. Jetzt heißt es erst einmal abzuwarten, wie der Wolfratshauser Stadtrat über den Antrag entscheidet. Das entscheidet darüber, wie viel Nutzungszeiten im Geretsrieder Hallenbad Roeske bezahlen kann.

Dass überhaupt ein neues Hallenbad gebaut worden ist, das seine Organisation nutzen kann, lobt der Vorsitzende der DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen. Für Robert Klingel ist das angesichts des eher vorherrschenden Bädersterbens - das heißt das die Einrichtung vielfach geschlossen würden - erfreulich. Seine DLRG brauche die Zuschüsse, um die Nutzungszeiten im Geretsrieder Bad auch finanzieren zu können. Mit dem normalen Budget sei das nicht zu leisten. Je mehr Zuschüsse die DLRG mit der Station in St. Heinrich bekomme, umso besser sei das für die 55 Ehrenamtlichen der Wachmannschaft.

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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