Die Schneemassen bringen die Leute schon auf verrückte Ideen. Im Internet etwa kursieren derzeit etliche Videos von Menschen, die mit Badehose, Taucherbrille und Schnorchel Hechtsprünge von ihrer Veranda in den meterhohen Schnee machen. Unten angekommen, kraulen sie um die Wette, damit es ihnen nicht gar so kalt auf der nackten Haut ist. Sie wirken dabei wie Fische, die an Land versuchen, voranzukommen.
Wohl nicht ganz so witzig, aber deutlich spektakulärer war die Show vor einer Woche im eingeschneiten Bad Tölz. In der verkehrsberuhigten Altstadt, durch die sonst Touristen flanieren, wirbelten plötzlich Snowboarder und Skifahrer durch die Luft und führten waghalsige Sprünge und Tricks vor. Einige der jungen Männer erzählten später, dass sie eigentlich in die Berge fahren wollten, aber das Wetter ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. So wurden sie kreativ und holten die Berge einfach zu sich nach Tölz - oder besser gesagt: Sie waren schon dort. Aus den riesigen Schneehügeln, die der Bauhof beim Räumen zusammengeschoben hatte, bauten sie sich eine richtig fette Schanze.
All das könnte man freilich noch unter der Kategorie "jugendlicher Übermut" abspeichern. Aber die Schneemassen bringen mittlerweile offenbar auch erwachsene Kulturveranstalter auf die wildesten Ideen. Wolfgang Ramadan, der an diesem Samstagabend den Liedermacher Werner Schmidbauer auf die Bühne vom Ickinger "Vereineheim Dorfen" holt, bittet sein Publikum jetzt wahrhaftig, mit Skiern zu der Vorstellung zu kommen - jedenfalls schreibt er das so in seiner Pressemitteilung. Gewiss ist das mit einem Augenzwinkern gemeint, ein kreativer Einfall, um das schneebedingte Parkplatzproblem zu lösen, ist es aber allemal. Vielleicht könnte Ramadans Bitte ja sogar Debatten im Ickinger Gemeinderat anstoßen. Die bereits 1926 errichtete Skisprungschanze im Ort wurde zuletzt anno 1972 genutzt. Vielleicht sollte man sie reaktivieren.