Mitten in der Region:Ganz schön stad

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Zwischen Weihnachten und Neujahr ist es in Wolfratshausen tatsächlich ruhig - auf den Straßen. Eine Zeit, in der es ausnahmsweise mal nichts am Verkehr zu meckern gibt.

Von Jacqueline Lang

Egal ob in Wolfratshausen oder München: Die meiste Zeit des Jahres ist es eine Qual, sich tagsüber durch den Verkehr zu schlängeln oder abends einen Parkplatz zu suchen. Nur allzu oft wünscht man sich dann, doch mit der S-Bahn unterwegs zu sein. Nur birgt das auch so seine Tücken, denn wie oft stand man schon am Bahnsteig und die Bahn fuhr einem vor der Nase weg oder kam erst gar nicht? Jedenfalls, die meiste Zeit des Jahres ist der Weg von und zur Arbeit und alles dazwischen oft ziemlich mühsam. Da hilft nur, gelegentlich darüber zu meckern. Immerhin: Das bedeutet auch, dass man sonst keine Probleme hat.

Nur, dass man das ganze Jahr meckern muss, das stimmt so dann auch nicht: Wer gerade durch die Straßen Wolfratshausens fährt, dem fällt vor allem auf, was fehlt: die vielen Autos, die Menschen. Man sagt zwar, die stade Zeit sei die Adventszeit, tatsächlich ist es aber besonders ruhig, wenn alle Zugereisten pünktlich zum Fest nach Hause fahren. Die stade Zeit ist also genau jetzt, zwischen den Jahren. Und in diesem Jahr scheint es sogar besonders ruhig zu sein: Die Daheimgebliebenen hören nicht einmal Böller, die in der Ferne explodieren. Ganz so als müssten sich selbst die halbstarken Zünder von den Strapazen des Jahres erholen, bevor sie dann pünktlich zum 31. Dezember zur Höchstform auflaufen.

Die Zeit zwischen Weihnachten, wenn man die Verwandtschaft wieder los ist, und Silvester, wenn die Vorsätze für das neue Jahre noch frisch sind, ist also eine besonders stade Zeit. Für jene, die unterm Jahr nie Verschnaufpausen haben, ist diese Stille fast schon unheimlich. Doch auch wenn die Stille den ein oder anderen zuweilen unruhig macht, lohnt es sich doch, sie noch ein wenig auszuhalten. Denn eines ist gewiss: Selbst für jene, die den Luxus haben, für ein paar Tage aus dem Karussell des Lebens auszusteigen, wird es sich schon bald wieder in gewohnter Geschwindigkeit drehen. Und spätestens wenn man auf dem Weg zur Arbeit wieder im Stau steht und das Hupkonzert losgeht oder man dicht gedrängt am Bahngleis auf die S 7 wartet, wird man sie sich zurück wünschen, die stade Zeit.

© SZ vom 30.12.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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