Mitten in der Region:Corona-Krise im Snackautomaten

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Die Pandemie nistet sich auch noch in den letzten Ecken unseres Alltags ein

Von THOMAS RADLMAIER

Er gibt Hoffnung, wenn alle Hoffnung verloren scheint. In den dunkelsten Stunden ist er da, wie ein guter Freund, der weiß, dass Worte in diesen Momenten unangebracht sind. Dass nur eines hilft: ein Snickers. Oh, liebster Snackautomat! Egal ob es windet, stürmt oder schneit, er steht am Bahnsteig zwischen den Gleisen. Wer abends die letzte S-Bahn verpasst hat und stundenlang warten muss, der kann die Zeit dank dem Snackautomaten zumindest ohne Magenknurren absitzen. Wer nach einem stressigen Tag im Büro nach Hause fährt, dem hilft der Snackautomat beim Abschalten. Und auch in der Corona-Krise bringt der Snackautomat einen auf andere Gedanken. Nur für ein paar Minuten all die Regeln und Gefahren der Virus-Verbreitung aus dem Hirnlappen löschen und sich dem Zuckerrausch hingeben. Der Snackautomat, eine rettende Insel im Meer des alltäglichen Wahnsinns.

Doch nun nimmt einem dieses ungnädige Virus auch noch diese letzte coronafreie Oase. Zumindest einen Teil: Neben Süßigkeiten kann man nun auch Mund- und Nasenmasken oder "antibakterielle" Feuchttücher kaufen. Wer etwa die 27 am Automaten eintippt, bekommt für sieben Euro eine Packung Masken. Zugegeben: Es ergibt Sinn. Wer seine Maske vergisst, kann sich so schnell eine neue holen und S-Bahn fahren. Doch als bekennender Snackosaurus kann man auch in Rage geraten. Denn das Snackangebot ist jetzt kleiner geworden, da die Masken den Schokoriegeln den Platz wegnehmen. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Und was ist, wenn man in dunklen Stunden ein Twix will, doch aus Versehen die falsche Nummer eingibt und plötzlich Feuchttücher hinter der Klappe liegen? Daran hat wieder niemand gedacht.

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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