Sanierung und Erweiterung:Abschied von der Super-Schule

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Frank Schwesig, der Rektor der Hammerschmiedschule, fordert eine schnelle Lösung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Umbau am Hammerschmiedweg würde laut aktueller Schätzung 60 Millionen Euro kosten - doppelt so viel wie bisher gedacht. Das kann sich Wolfratshausen nicht leisten.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Dass die geplante Sanierung und umfangreiche Erweiterung der Hammerschmiedschule in Wolfratshausen teurer werden würde als die bislang dafür veranschlagten 30 Millionen Euro, wurde schon seit geraumer Zeit in Stadtratskreisen gemunkelt. Die korrigierte Fassung der prognostizierten Kosten, die dem Gremium Ende November in nicht-öffentlicher Sitzung präsentiert worden waren und am Dienstag in der Sondersitzung des Stadtrats erstmals öffentlich gemacht wurden, sind allerdings mehr als nur ernüchternd: 59,6 Millionen Euro soll die zukunftsfähige Schule mit allen bisher beschlossenen Modulen demnach kosten - doppelt soviel wie bisher angenommen. Eine derartige Investition, waren sich alle Stadträte einig, kann sich Wolfratshausen nicht leisten. Nun sollen Planer, Fraktionsvertreter, Kämmerer und Rektoren im Februar beraten, wie es weitergeht.

Die enorme Kostensteigerung ist laut Beschlussvorlage mehreren Faktoren geschuldet: einer regulären Kostensteigerung nach Baukostenindex seit der Machbarkeitsstudie von 2018, der Flächenmehrung durch den geplanten Aula-Neubau, der Interims-Containeranlage, der zusätzlich angeregten Tiefgarage, den laut Gutachten schlechten Baugrund- und Grundwasserverhältnissen und dem Zuschlag einer Kostenreserve von zehn Prozent.

Das mit der Planung beauftragte Büro "KarlundP" hatte dem Stadtrat zwar vier Einsparungsmöglichkeiten aufgezeigt - den Verzicht auf Tiefgarage, Lehrschwimmbad und neue Aula sowie die Verkleinerung zweier Baumodule. Doch auch damit betrüge das Bauvolumen immer noch mehr als 43 Millionen Euro, erklärte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen). In der Fraktionssprechersitzung am Montag sei man daher übereingekommen, auf einen Beschluss zu verzichten und stattdessen im Februar gemeinsam mit den Rektoren der Hammerschmiedschule und der Grund- und Mittelschule in Waldram zu beraten, wie es nun mit der Schule weitergehen soll. Einerseits sei die Stadt "gezwungen, etwas zu machen", sagte der Bürgermeister. So müsse der marode Grundschulbereich am Hammerschmiedweg saniert werden. "Aber überstürzt so ein Investitionsvolumen loszutreten, ist nicht sinnvoll. Das ist derzeit für unseren Haushalt nicht darstellbar."

In diesem Punkt waren sich alle Stadträte einig. Sie wollen eine Haushaltssperre, die Wolfratshausen unter Bürgermeister Reiner Berchtold schon einmal erlebt hat, in jedem Fall vermeiden. Die Ratlosigkeit war jedoch spürbar. Ulrike Krischke (BVW) wollte "grundsätzlich feststellen", dass die Vorplanung ein "sehr guter Vorschlag für ein schlüssiges, zukunftsfähiges Gesamtkonzept" sei. Dieses solle auf jeden Fall weiterhin berücksichtigt werden. Nur müsse man nun überlegen, ob man die einzelnen Module über einen längeren Zeitraum hinweg nacheinander realisiere. Die vorgelegten Baukosten seien trotz in Aussicht gestellter Zuschüsse von 59 Prozent der förderfähigen Kosten nicht zu stemmen.

Mit der Schulentwicklung beschäftigt sich seit 2014 ein Arbeitskreis. Ziel ist es, den Schulstandort Wolfratshausen langfristig zu stärken. Zwei Jahre später hat der Stadtrat mehrheitlich beschlossen, die beiden Mittelschulen zu fusionieren, eine Mensa und moderne Klassenräumen zu schaffen und aus Waldram eine Ganztagsgrundschule zu machen. Nach einer erfolgreichen Machbarkeitsstudie 2018 hat der Stadtrat schrittweise weitere Module beschlossen, unter anderem ein Lehrschwimmbad, eine Mittagsbetreuung und einen Schulkindergarten. Zuletzt stand auch eine Tiefgarage für die Lehrer zur Debatte, die etwa 2,8 Millionen Euro gekostet hätte.

"Es liegt ein wirklich durchdachter Plan auf dem Tisch", sagte Fritz Meixner (SPD), der sich maßgeblich in die Arbeitsgruppe eingebracht hat und 2018 vom Stadtrat zum Schulentwicklungsreferenten ernannt wurde. Der Plan sei mit Schulamt und Schulleitern abgesprochen worden. "Wir haben geschaut: Wo wollen wir hin", sagte Meixner. "Die Stärkung der Mittelschule ist uns wichtiger als dem Kultusministerium", stellte er hörbar verbittert fest. Er hätte gerne einen zukunftsweisenden Beschluss über die "Schule der Zukunft" gefasst, sagt er. Dieser aber sei "heute tatsächlich nicht möglich". Das habe "nichts mit Mutlosigkeit oder Verschieberitis zu tun", erklärte Meixner, sondern sei "eine Zusatzrunde mit Blick auf die ganze perspektivische Stadtentwicklung", zu der auch die Gestaltung der Marktstraße, eine neue Turnhalle und die S-Bahn-Verlängerung gehörten. Er mahnte jedoch dazu, "mit Hochdruck an der Sache dranzubleiben". Nur so könne man teure Übergangslösungen, die keinen bleibenden Wert schaffen, vermeiden.

"Wir müssen so schnell wie möglich eine Lösung finden", forderte auch Frank Schwesig, der Rektor der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg. Man habe sich bereits mit dem Architekturbüro zusammengesetzt, um zu eruieren, wie man den Bau in drei Phasen einteilen könne, um Interims-Container zu vermeiden, sagte er. Das aber sei auch ein Zeitfaktor. Einsparungen seien "nur in der derzeitigen Phase möglich". Schließlich gingen die Prognosen von einer fünfzügigen Grundschule aus, man müsse also nun so schnell wie möglich zusätzliche Räume schaffen.

Annette Heinloth (Grüne) erklärte das Wunschkonzert für beendet. Einige Module seien ein "Nice-to-have", sagte sie. Man müsse nun "dort starten, wo es am dringlichsten ist". Durch das vorliegende Konzept müsse man nicht bei Null beginnen - "und auch nicht hopplahopp etwas streichen".

© SZ vom 16.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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