Lokalpolitik:Stunde null für Lenggrieser CSU

Lesezeit: 2 min

Der Umgang mit Christine Rinner (l.) sei nicht gut angekommen, wurde kritisiert. Ortsvorsitzender Bernhard Simon bat auch deshalb zur "Aussprache". (Foto: Manfred Neubauer)

Nach dem Wahldebakel sprechen sich die Mitglieder aus, doch es kommen nur wenige. Nach Kritik sollen nun wieder Themen im Vordergrund stehen

Von Petra Schneider, Lenggries

Die CSU in Lenggries will sich aus der Krise arbeiten: Neue Mitglieder werben, junge Leute über die Sozialen Medien ansprechen, den Zusammenhalt nach innen und außen stärken, mit Sachthemen punkten. Der neue Ortsvorsitzende Bernhard Simon hatte nach seiner Wahl Mitte Februar eine "Aussprache" angekündigt, die am Mittwoch im Alpenfestsaal stattfand. Von den 134 Mitgliedern des Ortsverbands waren nur 27 gekommen.

Die Stimmung bei der Lenggrieser CSU ist nach dem enttäuschenden Wahlergebnis schlecht. Stärkste Fraktion sind nun die Freien Wähler, die auch den Bürgermeister stellen. Mit Stefan Klaffenbacher können die Christsozialen gut leben: Das Arbeitsklima im Gemeinderat sei konstruktiv, "da wächst ein sehr guter Bürgermeister heran", sagte Kilian Willibald. Dass die CSU ab 2026 wieder den Rathauschef stellt, davon geht man offenbar nicht aus. Aber stärkste Fraktion will man wieder werden. Dafür ist einige Arbeit nötig, denn dass der starke Ortsverband bei der Wahl im vergangenen September keinen Kandidaten gestellt hat, haben viele der CSU nicht verziehen. Zehn Austritte habe es seit 2020 gegeben, sagte Simon, davon mindestens sieben wegen der Wahl. "Es sind Fehler gemacht worden, aber irgendeinen Kandidaten aufzustellen, wäre der falsche Weg gewesen". Bei der Veranstaltung am Mittwoch wurde auf Schuldzuweisungen weitgehend verzichtet, Kritik gab es aber dennoch. Der Umgang mit Christine Rinner sei beim Wähler nicht gut angekommen, sagte Dieter Grundmann. Man habe sich doch etwas dabei gedacht, als man sie nominiert habe. "Und beim zweiten Mal hat man sie einfach nicht mehr aufgestellt." Zur Sachpolitik gehöre doch auch "das Menschliche". Rinner, die am Mittwoch nicht dabei war, hatte es im März nicht in die Stichwahl geschafft. Bei der Wahl im September hätte sie es noch einmal versuchen wollen, aber der Vorstand war dagegen. Die CSU habe Rinner zu früh als Kandidatin präsentiert und im Wahlkampf alleine gelassen. "Die hat man schon im Vorfeld aufgearbeitet", sagte Kaspar Meyr. Scharfe Grundsatzkritik übte Lorenz Demmel. "Wir sind nix mehr, weil wir es nicht einmal schaffen, die Leute zu unseren eigenen Veranstaltungen zu bringen". Viele Mitglieder hätten das Gefühl, "nicht gehört zu werden." In der Gemeinde stünden große Investitionen wie das Pflegeheim oder die Sanierung der Isarwelle an. "Warum kümmert sich die CSU nicht darum?". Dagobert Müller warnte vor einer "Selbstzerfleischung"; wichtiger sei es jetzt, den Bürgerinnen und Bürgern klar zu machen: "Wofür steht die CSU in Lenggries".

Am Mittwoch wurden bereits einige Themen gesetzt. Für wichtig hält die CSU den Ausbau des Hochwasserschutzes, der angesichts der jüngsten Flutkatastrophe keinen Aufschub dulde. "Wenn der Halsbach ein Jahrhunderthochwasser bekommt, schluckt der Dorfbach das nicht mehr, und das gesamte Dorf steht unter Wasser", warnte Ehrenvorsitzende Manfred Baumgärtel. Wie Fraktionssprecher Josef Wasensteiner sagte, nehme das Wasserwirtschaftsamt Weilheim derzeit Änderungen an den aufwendigen Planungen vor; aus Kostengründen und weil nach dem derzeitigen Stand 100 Grundstückseigentümer betroffen wären.

Für großen Unmut in der CSU sorgen die Pläne der Caritas, im neuen Pflegeheim auf eine Küche zu verzichten. "Das kann man nicht machen", betonte Kaspar Meyr, da müsse sich die CSU dagegen stemmen. Der rapide Anstieg der Baukosten auf rund 20 Millionen Euro habe die Caritas veranlasst, an der Kostenschraube zu drehen. "Wir hoffen, dass sie das Projekt durchzieht und zu ihren Aussagen steht", sagte Wasensteiner. Andernfalls müsse man sich womöglich einen anderen Träger suchen. Nicht viel Konkretes gibt es beim Thema Kaserne. Es gebe zwar eine "recht seriöse Anfrage", aber nur für einen Teilbereich. Der Vorschlag von Lorenz Demmel, den Bauhof auf das Kasernenareal zu verlegen, fand wenig Unterstützung: Man würde sich dadurch Entwicklungsmöglichkeiten verbauen.

© SZ vom 30.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: