Liedermacher-Kabarett:Was macht der Dobrindt im d'Amato?

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Kabarett mit Klampfe: Christoph Weiherer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Man weiß es nicht, der Weiherer Christoph verrät es nicht - doch es ist köstlich unterhaltsam

Von Nicola Seipp, Wolfratshausen

Eigentlich wissen Kabarettisten und politische Liedermacher derzeit kaum noch, wo anfangen mit Kritik und Spöttelei. Welche Politiker und Organisationen sollen sie sich als Erste vorknöpfen, welche aktuellen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Zustände als nächstes sezieren? Eine Zeit, in der Krise auf Krise folgt, ein Skandal den nächsten jagt, ist auch eine Zeit, in der gnadenlos offengelegt und angeprangert wird. Laut, giftig, bissig und zuweilen äußerst unbequem.

Wie nett und zurückhaltend, irgendwie aus der Zeit gefallen wirkt da der Weiherer, wie er am Freitagabend in grauem Sweater, Jeans und Turnschuhen auf der kleinen Bühne im D'Amato im Wolfratshauser Schützenhaus steht, ewig an seiner Gitarre herumstimmt, immer mal wieder die glatten langen Haare ruhig hinter die Ohren streicht und ganz entspannt auch über längst vergangene Zeiten parliert. So über die frühere Freundin mit dem eigenen Bioladen, die schon mal kurzerhand, als die eigene Ware ausgeht, im Discounter gegenüber günstigen Brokkoli kauft und ungleich teurer bei sich wieder feil bietet. Lange habe die Beziehung danach nicht mehr gedauert.

Er spöttelt, lästert, grantelt über dies und das, ärgert sich über die ewige Frage nach der Postleitzahl im Baumarkt, erzählt ein wenig von den Nachbarn oder der eigenen Herkunft, im tiefsten Niederbayern, unweit von Marktl am Inn - "do beim Papst". Zwischendrin immer mal ein kurzes kehliges Auflachen, so als sei er selbst amüsiert über all die Alltagsgeschichten, dann wieder wird die Gitarre gestimmt. Obwohl es doch eh keiner im Publikum höre, wenn die Gitarre verstimmt ist. Es seien immer nur die Jazzmusiker, die das merkten. Ausgerechnet die, deren Musik sich doch irgendwie immer so anhöre, als sei sie verstimmt.

Doch während der Weiherer immer noch so tut, als gehe es gleich los, und als müsse er nur noch kurz überlegen, wie viel künstlerischen Einsatz er jetzt eigentlich bringen soll (denn den mache er eigentlich immer abhängig von der Höhe des Eintrittspreises), befinden sich die Besucher an den vollbesetzten Tischen längst mittendrin im Programm "A Liad, a Freiheit und a Watschn".

Und genau das ist es, was den 35-jährigen niederbayerischen Liedermacher und Kabarettisten Christoph Weiherer ausmacht: Er kommt scheinbar nur mal so zu einer Plauderei vorbei, freundlich, unaufgeregt und sympathisch; erzählt, musiziert und singt, mit Gitarre und Mundharmonika, bayerische Lieder, fragt das Publikum, was es hören will, spürt und fühlt die Stimmung, greift spontan das ein oder andere auf, spinnt den Faden so weiter. Dabei unterhält er das Publikum bestens. Witzig und mit bairischer Mundart. Man kann nie genau sagen, wann es eigentlich losgeht, was als nächstes kommt, wann und wie es endet. Seine Texte entstünden ähnlich, erzählt er, irgendwann schlichen sie sich in seinen Kopf, meist schreibe er sich nichts auf. Er nimmt die Gitarre, fängt an zu spielen und zu singen. Und merkt sich dann einfach alles.

Und obwohl es ja für politische Liedermacher schwerer geworden sei, wie der Weiherer klagt, denn die Politiker wechselten so oft, kommt dann doch noch ein wenig Politik und das Thema auf Stoiber, man ist ja in Wolfratshausen. Aber auch auf den Dobrindt. Nach ihm hat er sogar seine erste Band benannt, "Weiherer und die Dobrindts". Warum dieser Name, ist allerdings nicht so ganz klar geworden. Vielleicht muss man dafür die erste gemeinsame CD hören, sie erscheint am 13. November und heißt "Best of Greatest Hits".

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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