Leserbriefe:Leserbriefe

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Zu "Ickinger Wahlkampf eskaliert" vom 24. Februar und "Morddrohung in Wildwestmanier" vom 25. Februar:

Ist dies nicht eine höchst merkwürdige gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland? Rettungskräfte und Mitarbeiter von Behörden werden bedroht. Bürgermeister und andere Politiker werden in den sogenannten sozialen Medien mit Hass überzogen, fürchten um Leib und Leben für sich und ihre Familien und geben auf. Selbst physische und psychische Gewalt gegen Lehrer nimmt - nicht zuletzt auch durch Eltern - immer weiter zu.

Auch in unserem näheren Umfeld zeigen sich erschreckende Tendenzen - wie zum Beispiel kürzlich in Icking mit telefonischen oder optisch inszenierten Morddrohungen. Mich wundert dies nicht. Warum um alles in der Welt werfen sogar gebildete Menschen anonyme, Emotionen schürende Flugblätter in die Briefkästen oder ziehen in Leserbriefen - ohne jeglichen wissenschaftlichen Beleg - in verantwortungslosester Weise Parallelen zwischen Mobilfunk und Contergan-Opfern. Wissen diese Menschen nicht, dass sie mit solchen und anderen Aktionen den Nährboden des Hasses schaffen - für allzu einfach gestrickte und leicht beeinflussbare Menschen, die von Schlagworten leben, tiefergehende Hintergründe nicht begreifen können oder wollen und unfähig und zu feige sind sich mit schlüssigen Argumenten an sachlichen Diskussionen zu beteiligen.

Kann es sein, dass unsere früher so geschätzte Demokratie Stück für Stück ausgehöhlt wird und aus dem Ruder läuft? Wenn sich immer mehr Menschen nicht dem Gemeinwohl, sondern dem Eigennutz verpflichtet fühlen und dafür außerhalb unserer demokratisch gewählten Gremien spezielle Initiativen gründen, um ihre persönlichen Vorstellungen mit plakativen Schlagworten durchzudrücken. Sollten wir nicht dankbar sein, dass sich noch Bürger im Rahmen von Parteien demokratisch zur Wahl stellen und meist ehrenamtlich viel Zeit für uns alle opfern? Ist es nicht allerhöchste Zeit, dass wir diesen demokratisch gewählten Vertretern wieder mehr Vertrauen schenken und mit sachlichen und überzeugenden Argumenten den Rücken stärken - anstatt sie im Regen stehen zu lassen.

Vielleicht sollten wir uns alle in diesem Zusammenhang an ein Zitat von John F. Kennedy erinnern: "Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, sondern was Du für Dein Land tun kannst". Mehr Idealismus statt Egoismus - aus Verantwortung für unsere zukünftigen Generationen. Wilfried Stangler, Geretsried

Nicht zurückweichen

Das Entsetzen über den Vandalismus an den Plakaten zur Kommunalwahl ist sicher in der Ickinger Bürgerschaft allgemein und mehr als nur ein Ärgernis über die entstandene Sachbeschädigung. Die Vorgänge haben eine weitere Eskalation erfahren. Wurden in vergangenen Zeiten die Papierplakate abgerissen oder schon mal durch "Verzierungen" mit dem Farbstift ergänzt, so haben die jetzigen Zerstörungen eine neue Qualität. Hier sprechen neben dem Abräumen von Plakaten nun Grabkreuze (Zitat Zechmeister), Messer und Galgensymbole. Das ist eine nicht mehr zu übersehende Warnstufe.

Es ist gut zu sehen, dass fast alle in Icking vertretenen Gruppierungen, die sich an der Wahl beteiligen, einhellig zum Handeln aufrufen. Insofern ist es richtig, dass noch am Montagabend die Vertreter der Gruppen und Parteien zu einer Krisensitzung zusammengekommen sind. Das Entscheidende wird sein, Geschlossenheit gegen diesen Angriff auf die Demokratie zu zeigen. Das ist auch wichtiger, als in ernsthaften und gut gemeinten Einzel-Aktionen hektisch zu reagieren.

Es ist vor allem auch sorgfältig darüber nachzudenken, ob das Entfernen aller noch im Feld befindlichen Plakate das richtige Zeichen des Protestes ist? Vollenden UBI und PWG nicht unbeabsichtigt das Werk der Vandalen, wenn sie nun ihre Plakate einholen? Mein Ratschlag: Nein, tun sie es nicht, zeigen sie gemeinsam die Wehrhaftigkeit der Demokraten. Abhängen der Plakate bedeutet zurückweichen statt mutig entgegenzutreten. Ich wünsche Icking Geschlossenheit und gute Ideen, mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen diesem bösen Spuk begegnet werden kann! Gerhard Jakobi, Icking

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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