Landtagswahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Sieger Thomas Holz, Gewinner AfD

Lesezeit: 3 min

CSU-Wahlkampfparty mit Thomas Holz (rechts) und Martin Bachhuber (links). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der CSU-Direktkandidat holt wie erwartet das Mandat. Freie Wähler werden zweitstärkste Kraft. Grüne und AfD ringen lange um Platz drei. Die Wahlbeteiligung ist mit 74,3 Prozent hoch.

Von Claudia Koestler und Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Thomas Holz hat es wie erwartet geschafft, das Direktmandat für die CSU im Stimmkreis 111 Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen wieder zu sichern. Der bisherige Bürgermeister der Gemeinde Kochel am See wird somit ins Maximilianeum einziehen - allerdings mit gerade einmal 36,6 Prozent der Stimmen, während seine Partei 39,6 Prozent erhielt. Für Holz entspricht sein Abschneiden keinem besseren Ergebnis als das seines Vorgängers Martin Bachhuber - und der war vor fünf Jahren entsetzt über seine Ausbeute bei seiner dritten Landtagswahl (37,12 Prozent) und das seiner Partei (40,8 Prozent), die 2013 noch 57,8 Prozent geholt hatte. Holz aber fand sein Ergebnis "nicht schlecht", auch wenn er sich erklärtermaßen über mehr Stimmen gefreut hätte.

Gefeiert wird bei der CSU, auch wenn das Abschneiden schlechter als zuvor war. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auf Platz 2 der Direktkandidaten hat dagegen Florian Streibl mit 21,2 Prozent der Stimmen deutlich zugelegt (2018: 14,5 Prozent). Der Oberammergauer, der bisher Sprecher seiner Fraktion im Landtag war, hatte sich nach der Flugblattaffäre unverbrüchlich zu Hubert Aiwanger bekannt - was auch bei seiner Partei hier im Landkreis Zustimmung gefunden hatte. Als Gesamtergebnis im Stimmkreis 111 kamen die Freien Wähler auf 18,2 Prozent. "Wir wollen selbstbewusster gegenüber der CSU werden. Wir lassen uns nicht mehr die Butter vom Brot nehmen", erklärte Streibl noch am Wahlabend.

Wie in Bayern insgesamt, so lagen auch im Stimmkreis 111 Grüne und AfD während des Auszählungsabends lange Zeit annähernd gleichauf. Allerdings war schon bald klar, dass die AfD, anders als die Grünen, drastisch zugenommen hat. Bei der Landtagswahl 2018 hatten sich die drei Tölzer Landräte Josef Niedermaier (FW), Thomas Holz (CSU) und Klaus Koch (Grüne) bereits über damals 8,84 Zweitstimme für die Rechtsextremen fassungslos gezeigt. Heute aber liegt die AfD zwischen Icking und Grainau bei 13 Prozent der Stimmen. Dem Direktkandidaten Ingo Hahn gaben sogar noch ein paar mehr der Wählenden ihr Votum, er kam auf 13,1 Prozent. In Geretsried, der größten Stadt des Landkreises, hatte die Partei bereits vor fünf Jahren eine Hochburg, nun hat sie es dort auf mehr als 20 Prozent gebracht - ihr wohl stärkstes Ergebnis im gesamten Stimmkreis.

Die Grünen um Jakob Koch feiern im Gasthaus Tölz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Grünen konnten ihr 2018 als historisch bezeichnetes Ergebnis von 19,3 Prozent nicht halten, sie fielen auf 13,9 Prozent bei den Gesamtstimmen zurück. Direktkandidat Jakob Koch, der aus der Grünen Jugend hervorgegangen ist, konnte mit ebenfalls 13,9 Prozent auf Anhieb nicht das Ergebnis seines Vorgängers Hans Urban (23,9 Prozent) holen, freute sich aber über vor allem über das bayernweite Abschneiden seiner Partei und zeigte sich überzeugt, dass die grünen Themen bei den Wählern gut angekommen seien. Hans Urban war vor fünf Jahren auf der Liste seiner Partei von Platz 36 auf Rang 16 vor gerutscht und hatte deshalb überraschenderweise einen von insgesamt 17 Mandaten der Grünen für Oberbayern erhalten. Um sein politisches Engagement ist es allerdings jüngst ruhig geworden und Urban trat nicht noch einmal zur Wahl an.

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Die SPD ist im bayerischen Oberland ohnehin nicht erfolgsverwöhnt, der erneute tiefe Fall schockierte den Direktkandidaten Benedikt Hoechner und seine Parteifreunde aber doch. Er selbst schnitt mit 5,4 Prozent zwar leicht besser ab als der Vorgängerkandidat Robert Kühn (4,8 Prozent). Für seine Partei gilt im Oberland aber offenkundig, was die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch am Sonntagabend mit dem Blick auf den Freistaat insgesamt sagte: "Es gibt nichts, worauf die SPD hoffen kann." Am Ende erreichten die Sozialdemokraten im Stimmkreis 111 bei den Gesamtstimmen 5,5 Prozent.

Erneut ein tiefer Fall für die SPD, die zur Wahlparty in Schlehdorf eingeladen hatte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Simon Roloff von der FDP versuchte sich am Sonntagabend darin, etwas Positives im Ergebnis seiner Partei auf Stimmkreisebene zu finden, die 2,9 Prozent erhielt: "Immerhin liegen wir leicht über dem Landestrend, deshalb bin ich enttäuscht, aber auch ein kleines bisschen zufrieden", sagte der Vorsitzende des Kreisverbands. Direktkandidat Tim Sachs aus Bichl hingegen gab unumwunden zu, dass er sein persönliches Abschneiden mit 2,8 Prozent als "schade" empfinde.

Die Linke hingegen rangierte am Sonntagabend nur noch unter ferner liefen mit gerade einmal 1,2 Prozent. 2018 hatten sie immerhin etwa zwei Prozent erreicht. Direktkandidat Sebastian Englich schaffte immerhin ein um 0,1 Prozentpunkte besseres Ergebnis als seine Partei mit 1,3 Prozent.

Die ÖDP, die mit Manuel Tessun ebenfalls einen Direktkandidaten stellte, kam auf 1,6 Prozent. Die Partei erreichte 0,9 Prozent, ihr Direktkandidat Florian Merkl 1,1 Prozent.

Bis zum Ergebnis mussten Interessierte allerdings eine ordentliche Portion Geduld mitbringen. Denn erst um 2.18 Uhr war auch der letzte Stimmbezirk endlich ausgezählt. Insbesondere in Königsdorf, Dietramszell und Geretsried zog es sich bis in die tiefen Nachtstunden.

Wahlergebnisse der Landtags- und Bezirkswahl 2023 im Landkreis Wolfratshausen

Erststimmen im Landkreis

Thomas Holz (CSU): 36,6% (Stand: 1 Uhr)

Benedikt Hoechner (SPD): 5,3% (Stand: 1 Uhr)

Florian Streibl (Freie Wähler): 21,4% (Stand: 1 Uhr)

Jakob Koch (Die Grünen): 13,8% (Stand: 1 Uhr)

Tim Sachs (FDP): 2,8% (Stand: 1 Uhr)

Ingo Hahn (AfD): 13,0% (Stand: 1 Uhr)

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