Neuer Landschaftspflegeverband:Vereint für die Kulturlandschaft

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Michael Häsch leitet den Zusammenschluss von Kommunen, Landwirtschaft und Naturschutz im Landkreis. Für Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber ist dies auch eine Chance für alle Beteiligten, geschwundenes Vertrauen im Zwist um FFH-Gebiete und Volksbegehren zurückzugewinnen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Mit dem Landschaftspflegeverband ist der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen reichlich spät dran. 62 davon gibt es schon in anderen bayerischen Landkreisen, fünf in kreisfreien Städten, ehe die Nummer 68 am Dienstagabend im Sitzungssaal des Tölzer Landratsamtes aus der Taufe gehoben wurde. "Das war schon eine schwierige Geburt", sagte Landrat Josef Niedermaier (FW) bei der Gründungsversammlung. Vor allem wegen der FFH- und Vogelschutzgebiete im Programm Natura 2000 und des Volksbegehrens zur Artenvielfalt waren sich Vertreter der Landwirtschaft und des Naturschutzes im Landkreis lange nicht grün gewesen. Den neuen Pflegeverband sieht der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW) deshalb auch als Chance, "über die Jahre verloren gegangenes Vertrauen Stück für Stück zurückzugewinnen". Zum Vorsitzenden wurde einstimmig Michael Häsch gewählt. Er werde einen "wirklich ganzheitlichen Ansatz" verfolgen, kündigte der CSU-Kreisrat und Bertenbauer an.

Die Bedeutung des neuen Landschaftspflegeverbands unterstrichen Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (links) und Landrat Josef Niedermaier. Der Gründung waren jahrelange Diskussion zwischen Vertretern der Landwirtschaft und des Naturschutzes vorangegangen. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Landschaftspflegeverband sitzen Vertreter von Kommunen, von Naturschutzverbänden sowie der Land- und Forstwirtschaft an einem Tisch. Ihr Ziel ist vor allem der Erhalt der Kulturlandschaft. Sie beraten Behörden, Eigentümer und Naturschützer bei der Pflege und Entwicklung artenreicher Flächen, akquirieren Fördergelder und achten auf eine nachhaltige Entwicklung in der Region. Rund 42 Millionen Euro stehen den bayerischen Pflegeverbänden für circa 4300 Maßnahmen zur Verfügung, betonte Umweltminister Glauber. Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sei mit Naturschönheit geradezu gesegnet. "Dieses Postkartenmotiv hat enorm viel mit Kulturlandschaft zu tun, die es für die kommenden Generationen zu erhalten gilt," sagte er. Die Alpen hätten eine Artenvielfalt "wie kein anderer Raum in Deutschland". Allerdings habe die Zahl der Gäste in der Corona-Pandemie auch ein Maß erreicht, das "extremst herausfordernd" sei. Gerade Themen wie Besucherlenkung seien nur durch eine übergreifende Partnerschaft wie im Pflegeverband zu schaffen. "Ganz wichtig ist dieses Miteinander", sagte Glauber.

"Wir lieben Landschaft, wir lieben Kulturlandschaft", sagte Beate Krettinger, Landeskoordinatorin Bayern des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL). Was Streuwiesen und Moore angehe, sei im Landkreis schon "gut etwas passiert - aber Sie haben noch viele Flächen, die auch noch Pflege brauchen". Landespflegeverbände seien gut darin, zusätzliche Fördergelder in ihren Landkreis zu bringen. Davon profitierten vor allem die Bauern, sagte Krettinger: "75 Prozent der beantragten Mittel werden an die Landwirte weitergeleitet." Mit Blick auf Glauber erklärte die DVL-Landeskoordinatorin, dass die Mitgliedsbeiträge in den Pflegeverbänden zwar ein "finanzielles Grundpolster" schafften, staatliche Mittel jedoch noch stärker nötig seien.

Im neuen Landschaftspflegeverband Bad Tölz-Wolfratshausen sind die Beiträge folgendermaßen aufgesplittet: Der Landkreis zahlt 75 Cent pro Kreis-Einwohner im Jahr, die Städte und Gemeinden je 50 Cent pro Gemeinde-Einwohner, Verbände - wie etwa vom Naturschutz - 100 Euro, einzelne Mitglieder 25 Euro. Dies mache rund 175 000 Euro pro Jahr aus, rechnete Franz Steger, Sachgebietsleiter für Umwelt im Landratsamt, zusammen. Hinzu kämen noch etwa 44 000 Euro vom Freistaat. "Das ist die Basis für das Personal und die Maßnahmen."

Gemeinderat Michael Häsch monierte eine fehlende Zukunftsplanung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für Vorsitzenden Häsch haben die Diskussionen über das Volksbegehren Artenvielfalt gezeigt, dass "jeder Verband für sich geredet hat, und nicht miteinander". Künftig säßen alle an einem Tisch, wobei er sich "auch auf kontroverse Diskussionen" freue, betonte Häsch. Seine Stellvertreter sind Walter Wintersberger von der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) und Klaus Mair vom Bayerischen Bauernverband (BBV).

Die Vorstandschaft ist paritätisch mit je vier Vertretern der Kommunen, der Land- und Forstwirtschaft und des Naturschutzes besetzt. Für die Kommunen wurden einstimmig Michael Häsch, Wolfgang Goymann (Kreisrat Grüne), Anton Margreiter (Bürgermeister Greiling, CSU) und Ingo Mehner (Bürgermeister Bad Tölz, CSU) gewählt. Die Land- und Forstwirtschaft repräsentieren Lisa Sappl (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft), Ursula Fiechtner (BBV), Klaus Mair (BBV) und Christian Eiring (Maschinenring Wolfratshausen). Für den Naturschutz sitzen Friedl Krönauer (Bund Naturschutz), Martin Kiechl (Isartalverein), Pater Karl Geißinger (Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern) und Walter Wintersberger (LBV) im neuen Pflegeverband. Der ebenfalls vorgeschlagene Wolfgang Morlang vom Kreisjagdverband erhielt mit 15 Stimmen nicht genug Unterstützung.

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