Landkreis:Schlaglöcher und Buckelpisten

Lesezeit: 2 min

Jeder zweite Staatsstraßenkilometer im Landkreis ist reparaturbedürftig, doch eine großflächige Sanierung ist nicht in Aussicht.

Birgit Lotze

Man fährt selten über Schotterpisten, doch die Straßen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind vielerorts sehr reparaturbedürftig. Das bayerische Innenministerium hat dies auf Anfrage Florian Streibls, Abgeordneter der Freien Wähler für Bad Tölz-Wolfratshausen, auch durch Zahlen belegt: Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen besteht ein Sanierungsbedarf von fast sieben Millionen Euro.

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen besteht ein Sanierungsbedarf von fast sieben Millionen Euro. Doch es wird wohl holprig bleiben auf den Staatsstraßen. (Foto: dpa)

Doch es wird wohl holprig bleiben auf den Staatsstraßen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat in seiner Antwort auf Streibl eingeräumt, die Staatsregierung könne noch nicht abschätzen, ob die notwendigen Reparaturen überhaupt finanziert werden können. Dabei sind die neuen Schlaglöcher, die der früh einbrechende Winter verursacht hat, noch gar nicht eingerechnet.

Der Kreis Tölz-Wolfratshausen ist unter den "Top 10" der Bayerischen Kreise mit den schadhaftesten Staatsstraßen. Knapp die Hälfte aller Staatsstraßenkilometer soll nach einer Statistik des Innenministeriums von 2010 sanierungsbedürftig sein. Nur auf Staatsstraßen in einigen Landkreisen in Niederbayern rumpelt es deutlich mehr. Zum Vergleich: In ganz Oberbayern gilt jeder dritte Staatsstraßenkilometer als sanierungsbedürftig.

Streibl, der Verbesserungen gefordert hatte, warnt davor, weiterhin auf Investitionen zu verzichten. "Wenn das so weitergeht, durchzieht unser Land bald ein Netz malerischer Schotterpisten, angesichts vieler maroder Brücken mag dann auch wieder Wildwasser-Romantik Einzug halten, wenn man sich eine Furt durch unsere Flüsse suchen muss um auf die andere Seite zu kommen", formuliert er überspitzt. Die Flickschusterei, die derzeit betrieben werde, führe zu eklatanten Schäden, meint er. Problematisch werde es vor allem bei den Brücken, die in die Jahre gekommen seien. Viele seien vor rund 30 Jahren errichtet worden und müssten dringend saniert werden. "Sonst stehen bald viele Neubauten an."

Streibl nützt natürlich die Gelegenheit, der CSU unter die Nase zu reiben, ihr Bemühen, die Verkehrsinfrastruktur in der Fläche zu erhalten, sei gescheitert. Darüber hinaus wirft er der Staatsregierung vor, auf notwendige Investitionen verzichtet zu haben, um gut dazustehen: als "finanzpolitische Haudegen", die es schaffen, keine neuen Schulden zu machen. Den ausgeglichenen Haushalt habe sich die Regierung in den vergangenen Jahren teuer erkauft. "Diese Schulden verstecken sich in unserer sanierungbedürftigen Infrastruktur."

Auch Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) sagt, er habe den schlechten Zustand der Straßen wiederholt auf höherer Ebene moniert. "Allerorts wird mehr Mobilität gefordert. Da muss die Infrastruktur mitwachsen. Aber das tut sie nicht." Im Freistaat seien die Bemühungen um die Staatsstraßen seit 20 Jahren reduziert. Doch auch auf den Kreisstraßen ist die Lage nicht rosig, "nur ein kleines bisschen besser", gibt Niedermaier zu. Auch im Kreis seien die Mittel knapp. Zwei Drittel des Gesamthaushaltes flössen allein in Soziale Leistungen und Schulen. Die dritte Pflichtaufgabe, die Kreisstraßen, müsse dahinter zurückstehen. Nur "das Allernötigste" sei gemacht worden, sagt der Landrat.

Eine knappe Million Euro ist in Bad Tölz-Wolfratshausen im vergangenen Jahr in Kreisstraßen investiert worden. 650.000 Euro flossen in die Oberbauverstärkung der TÖL 16 zwischen Bad Tölz und Lenggries, die auch teils verlegt werden musste, da sie nah an der Hangkante gebaut war. 300.000 Euro kostete die Sanierung der TÖL 2, die Seeuferstraße von Ambach bis an die Landkreisgrenze nach Starnberg in Richtung Berg. Für 2011 ist die komplette neue Asphaltierung der TÖL 22 zwischen Gelting und Eurasburg geplant. Die Erneuerung der 8,5-Kilometer-Straße soll 700.000 Euro kosten. Außerdem wird der Kreuzungspunkt B472 und TÖL 5 bei Heilbrunn Richtung Penzberg saniert und noch eine Lücke auf der TÖL 16 geschlossen. Das bedeutet, dass auch 2011 wieder eine Million Euro investiert werden soll.

© SZ vom 17.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: