Landkreis München:Auf einem Gleis

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Die S7 soll zwischen Giesing und Kreuzstraße weiter ausgebaut werden: Auf Konkreteres einigen sich die Münchner Stadträte nicht. Die Opposition fürchtet, dass es noch Jahre dauern wird, bis die zweite Trasse kommt

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Es wird wohl noch lange dauern, bis der zweigleisige Ausbau der S 7 zwischen dem Giesinger Bahnhof und der Haltestelle Kreuzstraße im Landkreis Miesbach sowie der Zehn-Minuten-Takt verwirklicht werden. In der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt haben die Stadträte der schwarz-roten Koalition einen Antrag der Opposition zum schrittweisen Ausbau der Trasse sowie zur Prüfung der Kosten durch die Deutsche Bahn durchfallen lassen. Vielmehr verständigten sich SPD und CSU auf einen allgemein gehaltenen Antrag, demzufolge sich die Stadt München und der Freistaat lediglich dafür einsetzen sollen, dass der Ausbau der S 7 auf dem Ost-Ast des S-Bahnnetzes weiter verfolgt werden soll.

"Wischiwaschi-Antrag", nannte der grüne Stadtrat Herbert Danner die Formulierung des schwarz-roten Beschlusses, dem seine Fraktion - aus Danners Sicht - letztendlich aber zustimmen musste: "Die Formulierung ist ja nicht falsch. Aber die große Koalition hat alles Konkrete, das wir gefordert haben, rausgestrichen." Die Opposition hatte gefordert, in einem ersten Schritt den zweigleisigen Ausbau von Giesing bis zum Bahnhof Perlach und anschließend bis nach Höhenkirchen-Siegertsbrunn zu realisieren.

Am Ende, sagte Danner, sei nur noch eine "weichgespülte Formulierung" übrig geblieben, die den zweigleisigen und barrierefreien Ausbau der Trasse "auf den Sankt Nimmerleins Tag" verschiebe.

Der Beschluss hat freilich Konsequenzen für die Landkreisgemeinden an der Strecke. Seit Jahren wird sowohl von Kreispolitikern als auch zahlreichen Bürgermeistern der Zehn-Minuten-Takt gefordert, der allerdings nur mit einem zweigleisigen Ausbau der Trasse verwirklicht werden könnte. Die Bahn wehrte sich bisher vehement gegen dieses Vorhaben und ließ alle Forderungen diesbezüglich kühl an der Konzernfassade abprallen. Dennoch sagt etwa Ursula Mayer, CSU-Kreisrätin und Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn: "Ich glaube schon noch daran, dass der Ausbau irgendwann kommt. Aber vorher müssen wohl noch andere Projekte verwirklicht werden, ehe sich die Erkenntnis durchsetzt, auch im Münchner Süd-Osten handeln zu müssen."

Offenbar, vermutet Mayer, gelte das Interesse der schwarz-roten Koalition in der Landeshauptstadt derzeit ausschließlich der Umsetzung der zweiten Stammstrecke: "Wahrscheinlich glaubt man in der Stadt, erst wenn dieses Projekt durch ist, dürfe man sich an etwas Neues heranwagen." Grünen-Stadtrat Danner vermutet indes, dass die bevorstehende Wahl der Münchner Referenten auch eine Rolle spiele: "In so einer Phase wird natürlich alles, was von der Opposition kommt, abgeblockt. Und die SPD ist auf uns Grüne momentan eh nicht gut zu sprechen."

Gerade für die Gemeinden Ottobrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist die Münchner Verzögerungstaktik Segen und Fluch gleichermaßen. "Wir sind momentan sehr froh über den 20-Minuten-Takt - wie auch die Ottobrunner", sagt Rathauschefin Ursula Mayer. "Einen Zehn- oder auch 15-Minuten-Takt würden wir mit der eingleisigen Trasse nicht verkraften." Denn sowohl in Ottobrunn als auch Höhenkirchen-Siegertsbrunn werden wichtige Durchgangsstraßen in Ost-West-Richtung von der S 7 durchschnitten - und derzeit sind die Schranken bei einer Durchfahrt vier Minuten lang geschlossen. "Bei einem Zehn-Minuten Takt und zwei Richtungen bleibt da nicht mehr viel übrig", sagt Mayer. Das würde das Ortszentrum nicht verkraften. "Würde die S-Bahn zweigleisig verlaufen, wäre das alles kein Problem", sagt Mayer. Allerdings argumentiere die Bahn stets damit, die Fahrgastzahlen auf der Strecke seien zu gering. Die Bürgermeisterin sieht das anders: "Aber da kann man wirklich drüber streiten."

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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