Landkreis:Den Autofahrern blüht etwas

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Verkehrsinseln, die wie diese in Neubiberg mit heimischen Blütenpflanzen bewachsen sind, wünschen sich die Grünen auch im Landkreis. (Foto: Claus Schunk)

Die Grünen wollen Verkehrsinseln mit wilden Blumen bepflanzen. Das würde Geld sparen und den Bienen helfen

Von Petra Schneider, Geretsried

Der Frühling ist da, auf Verkehrsinseln wächst das Gras, es blühen Stiefmütterchen und Tulpen: Sauber angeordnet in Beeten und Rabatten, kein Unkräutchen schmuggelt sich unter die blühenden Muster. Was Verkehrsteilnehmer erfreuen mag, ist nicht unbedingt das, was sich Biologen und Naturgartenplaner wünschen. Denn ihnen geht es nicht zuerst um Ästhetik, sondern um die Vielfalt. Statt Rasen und Beete wollen sie auf öffentlichen Flächen Wiesen und heimische Wildpflanzen, auf denen sich Insekten und Bienen tummeln. Auch die Grünen wollen das Konzept "Naturgarten im öffentlichen Raum" im Landkreis bekannter machen und haben zu ihrer Kreisversammlung am Montag die Lenggrieser Landschaftsgärtnerin Franziska Bauer eingeladen, die im Gasthof Geiger das Konzept vorstellte.

In den allermeisten Kommunen läuft es bisher so: Bauhofmitarbeiter bepflanzen jedes Jahr Verkehrsinseln, Grünstreifen und öffentliche Grünanlagen, bewässern, mähen und pflegen sie. Im Herbst wird die verblühte Pracht entsorgt. Nachhaltig sei das nicht, sagte Bauer. Und im Vergleich zu naturnahen Pflanzungen kosten- und pflegeintensiver. Denn statt bis zu 20 Mahden im Jahr müssten diese nur ein- bis zweimal jährlich gemäht werden. Kleinlebewesen wie Bienen, auch bedrohte Arten, fänden in Blumenwiesen einen Lebensraum. "Und für Menschen werden Wildblumen wieder vertraut". Scharfgarbe etwa, Margeriten, Kamillenblüten, Malven oder Mohn. Ziel von Naturgärten im öffentlichen Raum sei ein Anteil von mindestens 66 Prozent heimischer Wildpflanzen. Im Alpenvorland herrschten Magerflächen vor, die eine hohe Artenvielfalt ermöglichten. "Auf Humus haben Wildpflanzen keine Chance".

Deshalb sei bei einer Umgestaltung von bisherigen Beetbepflanzungen eine Bodenbearbeitung nötig. Was im ersten Jahr wie eine Kieswüste aussehe, entwickle sich ab dem zweiten Jahr praktisch von alleine zu einem attraktiven Blickfang. Allerdings auf Zeit. Denn wenn im Herbst die Blumen verwelken und braune Samenstände übrig bleiben, "sind naturnahe Anlagen optisch nicht mehr so repräsentativ", sagte Bauer. Damit sinke die Akzeptanz in der Bevölkerung. "Aber es ist nicht das Design, das Naturgärten schön macht, sondern, dass wir in ihnen das Leben erleben." Deshalb sei es wichtig, Bürgern das Konzept mit Infotafeln zu erklären. Dass durch hohe Stauden womöglich Verkehrsteilnehmer gefährdet werden könnten, hält man im Landratsamt für unwahrscheinlich. "Wenn die Bepflanzung auf der Mittelinsel bleibt, Verkehrszeichen nicht verdeckt und die Sicht nicht eingeschränkt werden, ist dagegen nichts einzuwenden", sagt Georg Fischhaber, Sachgebietsleiter für Verkehrswesen. Innerorts sei die Gestaltung der Verkehrsinseln ohnehin Sache der Kommunen. Im Außenbereich sind das Landratsamt oder das staatliche Bauamt zuständig. Dort gelte: Hindernisse wie Bäume oder große Steine würden nicht genehmigt, weil sie im Falle einer Überfahrung zu schweren Unfällen führen könnten.

Naturnahe öffentliche Verkehrsflächen gibt es im Landkreis laut Grünen-Kreissprecherin Barbara Schwendner bisher nur in Egling. Sie schlug vor, Schauflächen anzulegen, "damit man unsere Mandatsträger für das Thema sensibilisiert." In der Gemeinde Haar wurde bereits vor zwei Jahren umgestellt. Dort werden vier Hektar öffentliche Grünfläche, aufgeteilt auf 39 Areale, naturnah bepflanzt. Bürger können Patenschaften für Staudenpflanzungen übernehmen. Als "Straßenbegleitgrün" erstreckten sich Blumenwiesen bis nach Vaterstetten, Ebersberg und Zorneding, erklärte Bauer. So seien Wandermöglichkeiten für Insekten entstanden. Auf einer digitalen "Landkarte des Lebens" können Kommunen ihre naturnahen Flächen eintragen.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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