Mobilität:Wenn der Bus nicht kommt

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Ob ein RVO-Bus kommt oder nicht, ist in diesen Tagen ein Glücksspiel. Vor allem bei der Schülerbeförderung gibt es Ausfälle. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Südlandkreis fallen seit Wochen Busse aus. Wer dort auf den ÖPNV angewiesen ist, muss kreativ sein. Der Kreisausschuss diskutiert über Sanktionen gegen den RVO.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Seit Wochen fallen immer wieder Busverbindungen aus - meist unangekündigt. In erster Linie ist der südliche Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen betroffen. Vor allem Eltern stellt dies vor große Probleme, wenn ihre Kinder nicht mehr zur Schule oder von dort wieder nach Hause kommen. Der Kreisausschuss beschäftigte sich am Montag mit dem Thema. Im Gremium gehen die Meinungen auseinander, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, dass der Regionalverkehr Oberbayern (RVO) es nicht mehr schafft, alle Linien zu bedienen.

Fachkräftemangel, unbesetzte Stellen, Krankmeldungen und nicht zuletzt viele Baustellen machen dem RVO zu schaffen. Besonders problematisch ist derzeit die Sperrung der Staatsstraße 2063 zwischen Bichl und Penzberg. Kinder und Jugendliche, die eine der Schulen in Penzberg besuchen, stehen oft umsonst an den Haltestellen. Der Bus kommt nicht.

Sanktionen auf dem Prüfstand

20 unbesetzte Stellen gebe es beim RVO, berichtete Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Das führe eben dazu, dass Busse ausfielen. Besonders ärgerlich sei dies bei der Schülerbeförderung. Im vergangenen Jahr habe der RVO mit derartigen Problemen im Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau zu kämpfen gehabt. Und auch im Landkreis Starnberg habe es schon massive Ausfälle gegeben. Der RVO betreibt die Buslinien eigenwirtschaftlich, sprich: Er erhält dafür Konzessionen von der Regierung von Oberbayern. Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wiederum bestellt beim RVO die Verbindungen, die er für wichtig erachtet, und zahlt entsprechend. Wegen der massiven Ausfälle in jüngster Zeit kam die Frage auf, ob Sanktionen gegen den RVO geprüft werden sollten. "Aber das verbessert die Situation auch nicht", gab Niedermaier zu Beginn der Debatte zu bedenken. Mit Blick in die Zukunft wolle er "einfach nur das Schuljahr überstehen".

Grünen-Kreisrat Klaus Koch möchte den RVO in die Pflicht nehmen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Landrat schlug vor, die Sommerferien, die eine Entlastung bei der Schülerbeförderung brächten, zu nutzen, um beim RVO "konkrete Aussagen" zu erhalten, wie es im neuen Schuljahr weitergehen solle. Damit konnte sich Klaus Koch (Grüne), selbst Schulleiter der Marie-Luise-Schultze-Jahn-Schule in Bad Tölz, nicht anfreunden. Die Situation sei "extrem ärgerlich", denn regelmäßig führten die Busausfälle dazu, dass Schüler "rumstehen" würden. Schon unter Niedermaiers Vorgänger Manfred Nagler hätte es Diskussionen gegeben, ob alle Konzessionen automatisch an den RVO gehen müssten. "Es muss geprüft werden, ob diese dem Betreiber entzogen werden können", forderte Koch. Im Nordlandkreis, wo der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) für die Busse zuständig ist, gebe es keine Ausfälle. "Man muss dem RVO auf die Füße steigen", sagte Koch und verwies darauf, dass der RVO als erster Betreiber beim Landkreis anfragte, ob dieser sich an den gestiegenen Treibstoffkosten im Zuge der Ukraine-Kriegs beteilige.

Er könne die Forderung verstehen, erwiderte Niedermaier. Aber er denke nicht, dass der Entzug von Konzessionen, die für zehn Jahre vergeben werden, einfach sei. Außerdem müssten dann andere Betreiber gefunden werden - ob die sich jeden Tag in der Lage sehen, so und so viele Linien regelmäßig zu stellen, sei fraglich. "Und wenn, dann bedeutet das massivste Kostensteigerungen." Sollte es zu einer "Notvergabe" kommen, würden nur Schüler befördert. "Da fährt sonst keiner mit."

Niedermaier berichtete weiter, dass ein Anfänger-Busfahrer im Schnitt 2700 Euro brutto im Monat verdiene. Bei der MVV/MVG seien es 900 Euro mehr. Ob dies einer der Gründe sein könnte, warum der RVO kein Fachpersonal findet, blieb offen. Des Weiteren, so der Landrat, koste der Führerschein für Busfahrer 15 000 Euro. Die meisten Unternehmen würden diese Ausgabe übernehmen. Allerdings sei die Prüfung zum Busfahrer nicht leicht. Etwa die Hälfte der Anwärter falle durch, weshalb diskutiert werde, die Standards zu senken. "Aber das macht die Industrie- und Handelskammer vermutlich nicht."

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