Landgericht München II:Mit Bierglas blutig geschlagen

Lesezeit: 1 min

Claudiu B. muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten. Vor dem Landgericht gibt er die Tat zu - und begründet sie mit Angst.

Andreas Salch

Als er sah, was er angerichtet hatte, rannte Claudiu B. davon. Es war gegen 1 Uhr am Morgen des 6. November vergangenen Jahres. Nicolae B. lag mit zerschnittenem Gesicht blutüberströmt vor dem Tresen einer Diskothek in der Adalbert-Stifter-Straße. Claudiu B. hatte ihm sein Bierglas in die linke Gesichtshälfte geschlagen. Kurz zuvor war es zwischen den beiden und zwei anderen Männern auf der Toilette zu einem Streit gekommen. Angeblich weil dort einer dem anderen auf die Füße getreten war.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 24-Jährigen versuchten Totschlag vor. (Foto: dpa)

Nicolae B. erlitt mehrere tiefe Schnittwunden im Gesicht und am Hals. Drei Operationen waren nötig, um die stark blutenden Wunden zu stillen. Claudiu B. soll bei der brutalen Attacke den Tod von Nicolae B. "billigend in Kauf genommen" haben, so die Staatsanwaltschaft am Landgericht München II. Sie hat deshalb Anklage wegen versuchten Totschlags vor der Schwurgerichtskammer erhoben. Claudiu B. wurde kurz nach der Tat von der Polizei festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Seit Mittwoch muss er sich vor Gericht verantworten.

Nachdem Staatsanwalt Eric Ende die Anklage verlesen hatte, gab die Verteidigerin des 24-jährigen Bauarbeiters eine Erklärung ab. Claudiu B. räumt darin ein, mit dem Glas auf seinen Kontrahenten eingeschlagen zu haben. Und zwar aus "Angst". Denn Nicolae B. soll, nachdem er die Toilette verlassen hatte, im Lokal seinen Freund in den Schwitzkasten genommen haben, so der Angeklagte. Als er sich daraufhin eingemischt habe, um beide von einander zu trennen, seien jedoch Nicolae B. und dessen Freund plötzlich auf ihn losgegangen.

Da sie "sehr aggressiv" gewesen seien, habe er sich nicht anders zu helfen gewusst, als mit seinem Glas auf Nicolae B. einzuschlagen, ließ der Angeklagte seine Verteidigerin erklären. "Das alles tut mir sehr leid", sagte Claudiu B. selbst zu dem Vorsitzenden Richter Ralph Alt.

Obwohl seine Verteidigerin eine Erklärung abgab, nahm Claudiu B. zum Auftakt des Prozesses trotzdem noch selbst ausführlich Stellung zum Hergang der Tat. Immer wieder hob er dabei hervor, dass er "Angst" vor Nicolae B. gehabt habe. Der 28-Jährige sei dafür bekannt, dass er aggressiv sei, und habe ihn vor der Attacke in der Diskothek mit dem Tod bedroht und ihn als Zigeuner beschimpft.

Das Gericht hat zwölf Zeugen geladen, die das Geschehen beobachteten. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 03.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: