Lärm oder kein Lärm:Ein Dorf liegt im Streit

Lesezeit: 2 min

Von der Terrasse des Ausflugslokals Märznhof in Nantesbuch haben Gäste einen fantastischen Blick ins Loisachtal. Die Harmonie trügt: Anwohner und Wirtsfamilie liegen im Streit. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Penzberger Ortsteil Nantesbuch beschweren sich die Anwohner wegen des Verkehrs, den die Gaststätte Märznhof verursachen soll

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

In Nantesbuch rumort es kräftig. Der Autoverkehr, der in dem kleinen Penzberger Ortsteil wegen des beliebten Ausflugslokals Märznhof zugenommen hat, macht den Anwohnern zu schaffen. Unterschriften wurden gesammelt, Protest-Briefe geschrieben. Daraufhin lud das Rathaus nun zu einer Ortsteilversammlung ein, um Missverständnisse, Bedenken und Befindlichkeiten aus dem Weg zu räumen.

Wie sehr die Fronten verhärtet sind, zeigt sich darin, dass einige Anwohner sich weigerten, den Märznhof als Veranstaltungsort für die Ortsteilversammlung zu akzeptieren. Kurzerhand verlegte die Verwaltung das Treffen in den Sitzungssaal im Penzberger Rathaus. Dort kritisierte Michael Luig als "Mithauptbetroffener" das "Einladungsprozedere" als "Zumutung". Wie man die Versammlung in jenem Wirtshaus abhalten habe wollen, das der Stein des Anstosses sei, verstehe er nicht.

Luig blieb an diesem Abend nicht der einzige, der sich in Rage redete. Das idyllische Nantesbuch thront einige Kilometer nördlich von Penzberg auf einer Hügelkette. Der Ort besteht aus wenigen Höfen, der Kirche Mariä Himmelfahrt, dem alten Schulhaus und der Zimmerei Lenk. Im Frühjahr 2017 eröffnete die Familie Höck den Märznhof - ursprünglich als Tagescafé genehmigt. Daraus entwickelte sich mehr und mehr eine Gaststätte. Zählt man die benachbarten Weiler wie Zist, Promberg, Oberhof und Zachenried dazu, leben in Nantesbuch etwa 100 Menschen. Und die fragen sich, wie sich Nantesbuch in Zukunft entwickeln soll.

Ausgelöst wurden die Bedenken durch die Anfrage von Märznhof-Betreiber Peter Höck im Penzberger Rathaus, die Gaststätte um Tagungsräume und Gästezimmer zu erweitern. Auch die Pläne von Hardi Lenk, auf dem Gelände seiner Zimmerei eine Betriebsleiterwohnung zu bauen, wurden anfangs kritisch beäugt. Und da sind noch die Nantesbucher selbst, die Baurecht haben wollen und befürchten, zu kurz zu kommen.

Hauptknackpunkt bleibt der Verkehr. An schönen Sommertagen gibt es schon mal kein Durchkommen mehr im Ort. Massiv beeinträchtigt fühlen sich die Bewohner nicht nur vom fließenden Verkehr. Das wilde Parken im Dorf erzürnt die Nantesbucher. Die 28 Stellplätze unterhalb des Lokals, entlang der Gemeindestraße, sind umstritten. Genehmigt werden konnten sie erst, als die Stellplätze als Wanderparkplatz ausgewiesen wurden.

Ihm seien keine Beschwerden zu Ohren gekommen, sagte Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann. Der Polizei sei auch nichts bekannt. Dennoch bot er an, eine Verkehrszählung in Auftrag zu geben. Ferner soll mit der Polizei zusammen eine Ortsbesichtigung stattfinden. Holzmann betonte, dass man eventuell die Straße abschnittsweise verlegen könnte. Ausweichbuchten würden den Begegnungsverkehr entzerren. Die Anwesenden regten an, ob nicht ein eigener Parkplatz für den Märznhof angelegt werden könnte.

Groß sind die Ängste der Nantesbucher, die Erweiterungswünsche könnten das Gesicht des Dorfes nachhaltig verändern. Sabine Grünwald fürchtet, es könnte ein Hotel entstehen oder eine Tanztenne. Dass sich die Nachbarn in jüngster Vergangenheit nicht grün waren, verdeutlichte das Statement von Wirtstochter Michaela Höck. Der Verkehr habe nicht nur wegen des Märznhofs zugenommen. Viele würden etwa zur Gaststätte Hoisl-Bräu in Promberg oder zu Pferdehöfen fahren. Nachbarn seien unter Druck gesetzt worden, um Unterschriften zu leisten. Ihre Familie sei beschimpft worden, die Mitarbeiter hätten Angst, nachts zu ihren Autos zu gehen. "Das ist geschäftsschädigend und Rufmord", sagte sie.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: