Kurzkritik:Durchwachsen

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Die vier Musiker fanden erst nach der Pause richtig zusammen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Hörerlebnis mit "Trio Chausson" erst nach der Pause

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Icking

Selten sind in Kammermusikkonzerten Klavierquartette zu erleben. Wenn ein Veranstalter diesem Genre mal den Vorzug gibt gegenüber Streichquartett oder Klaviertrio, muss man als Musikfan die Chance nutzen. In der Kammermusikreihe "Klangwelt Klassik" im Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium war mit dem französischen Trio Chausson und Mathieu Herzog, dem ehemaligen Bratschisten des Quatuor Ébène, eine hochkarätige Besetzung angesagt. Doch der Auftakt mit Carl Philipp Emanuel Bachs Quartett in G-Dur geriet den Musikern arg durchwachsen und wirkte wenig eingestimmt aufeinander.

Zwar beeindruckte Pianist Boris de Larochelambert mit großartigem Gespür, den originalen Cembalopart in seiner filigranen Leichtigkeit auf den Klavierflügel zu übertragen. Aber seine Streicherkollegen wirkten im Zusammenspiel mit dem bratschenden Gast befremdend. Das änderte sich erst im Klavierquartett op. 47 von Robert Schumann. Wenn die Musiker in diesem vor romantischer Fantasie sprühenden Werk inspiriert schienen und doch nicht ganz zu gemeinsamem Tonus fanden, lag das auch sehr daran, dass Cellist Antoine Landowski arg mit einem lockeren Wirbel seines Instrumentes zu kämpfen hatte.

Mit Bravour löste er in den Pausen seiner Partie das notwendige Nachstimmen, ohne die Miene zu verziehen. Das war schon beeindruckend. Das entscheidende Hörerlebnis kam allerdings vor allem nach der Pause mit dem Klavierquartett op 25. von Johannes Brahms. Jetzt agierten die vier Meister wie verwandelt, von Widrigkeiten befreit. Überzeugende Spannungsbögen taten sich auf, die einzelnen Stimmen mischten sich zu einem gerundeten Gesamtklang, eine kalkulierte Dynamik schaffte Kontraste, Zauber kam auf.

Ein Allegro, ein Animato, ein Andante con moto und das ungarisch gefärbte Rondo alle Zingarese wurden zum betörenden Hörgenuss. Und jeder der vier Musiker - je ein großer Solist, wenn es darauf ankam - war beseelt, mit dem Part des anderen zu verschmelzen. Großes Bravo am Ende vom Publikum. Als Zugabe folgte das Andante aus Brahms' op. 60. Ein langsamer Satz voll ausgelassen zelebrierter Gesangsseeligkeit.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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