Kurzkritik:Dirigent mit Eleganz

Lesezeit: 1 min

Der Neue am Pult: Dirigent Henri Bonamy hinterließ am Samstag bei seinem Debüt mit dem Orchester Isartal einen sehr souveränen Eindruck. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Henri Bonamy gibt souveränen Einstand

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Lauter Beifall brandete nach dem letzten Ton auf - und zwar nicht nur vom Publikum in der Loisachhalle, sondern vor allem auch von den Musikern, die ihrem jungen Chef damit signalisierten, wie sehr sie hinter ihm und seiner Arbeit stehen. Der neue Dirigent Henri Bonamy hinterließ am Samstagabend bei seinem Debüt einen sehr souveränen Eindruck. Er nahm das Philharmonische Orchester Isartal fest an der Hand und leitete es sicher durch das Programm, das noch vom Vorgänger Christoph Adt zusammengestellt worden war und einen Querschnitt durch die Romantik des 19. Jahrhunderts bot.

Bonamy ist eine schmale, elegante Erscheinung, der ein wenig an einen französischen Eliteschüler erinnert. Fast könnte man sich dazu verleiten lassen, ihn den "Macron der Musik" zu nennen. Er fackelt nicht lange und legt recht zackig los. Das braucht es auch für Schuberts Ouvertüre in e-Moll, D 648, einem Werk, das noch vom Sturm und Drang der Epoche geprägt ist und mit reichlich dramatischen Höhepunkten dem Orchester die Gelegenheit gibt, seine volle Klangfülle zu entfalten. Mitunter galoppieren die Musiker zu temperamentvoll davon, dann fängt Bonamy sie geduldig wieder ein.

Johannes Brahms' Violinkonzert in D-Dur, op. 77, ist eines der bedeutendsten des 19. Jahrhunderts - und eines der schwierigsten, denn Brahms hatte es aus der Sicht eines Pianisten komponiert. "Unspielbar" schimpften zeitgenössische Musiker. Die junge Solistin Charlotte Veihelmann jedenfalls meistert die hohen technischen Herausforderungen mit Bravour und begeistert mit ihrer gefühlvollen Interpretation. Vor allem gelingt es ihr, sich im Wechselspiel mit den mitunter mächtigen Geigen zu behaupten. Die Bläser wirken insgesamt zu zaghaft und haben den Streichern nicht viel entgegenzusetzen. Hier wird Bonamy noch einiges zu tun haben.

Nach der Pause leitet das Konzertprogramm über zur französischen Romantik. Die L'Arlesienne-Suiten sind auf Effekt komponiert und verhalfen Georges Bizet noch vor der Oper "Carmen" zum Durchbruch. Dirigent und Musiker illustrieren sie leicht wie ein Soufflé, schmissig, gefällig. Akzente setzen Harfe, Becken und Saxofon. Ein schönes Querflöten-Solo wird vom Publikum entsprechend gewürdigt, ebenso wie die Gesamtleistung des Orchesters. Bonamys Einstand lässt auf eine gelungene künstlerische Zusammenarbeit hoffen.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: