Kurzkritik:Der Riesenzwerg

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Tölzer Madlschule zeigt fabelhafte Weihnachtsgeschichte

Von Sabine Näher, Bad Tölz

Draußen in der Marktstraße herrscht dichtes Gedränge. In den Räumen der Alten Madlschule wäre dagegen noch mehr Platz für "Zwerge ab drei". An diese richtet sich die Weihnachtsgeschichte "Adalbert, der 8. Zwerg" - und alle, die sie nicht gesehen haben am Samstagnachmittag, haben echt was verpasst.

Denn der Münchner Schauspieler Sebastian Knözinger, der auf Theatererfahrung in Salzburg, Freiburg und Landshut verweisen kann, hat alles, was es für gelungenes Kindertheater braucht: Er ist locker und souverän genug, um auf die kleinen Zuschauer spontan reagieren zu können. Er schafft es, die Geschichte vom achten Zwerg, den die wohlbekannten sieben Brüder verstoßen haben, weil er nicht mit dem Wachsen aufhören wollte, so kindgerecht zu erzählen, dass die Kleinen problemlos folgen können.

In einer zweiten Bedeutungsebene spricht Knözinger geschickt die Erwachsenen an, die so ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Doch alleine schon das liebevoll ausgestaltete Bühnenbild kann entzücken: Ein Zwergenstübchen mit Holzverkleidung, alles in tannengrün und rot-weiß gehalten, natürlich auch Adalberts Outfit. Einziger Begleiter des einsamen, nunmehr vor den sieben Bergen lebenden Riesenzwerges ist seine sprechende Blume, für die er im Advent gerne Zimtsternbrösel ins Gießwasser tun würde - wenn sie nicht eine Nussallergie hätte.

Und als er im völlig verdunkelten Zuschauerraum alias dem Wald mit Taschenlampe auf Tannenbaumsuche geht, da wird das Publikum schon mal zu einer furchteinflößenden Wildschweinrotte, vor der Adalbert zum juchzenden Vergnügen der Kinder kopflos flieht. Es sind die unzähligen, fantasievollen Details, die das Zuschauen zum uneingeschränkten Vergnügen machen - und das über 90 Minuten ohne Pause.

Natürlich muss eine Weihnachtsgeschichte ein Happy End haben. Nachdem Adalberts Einladung an seine Brüder hinter den sieben Bergen von "Fräulein Brieftaube", die drei Brotbrösel plus einen als Trinkgeld für ihre Dienste erhält, nicht zugestellt werden kann, weil diese "unbekannt verzogen" sind, sieht man einen weinenden Riesen, der sich auf einem Zwergenstühlchen zusammengefaltet hat. Doch da flattert ein roter Brief herein: Die Brüder sind umgezogen - in zwei neue Häuser, ein kleines für sie, ein großes für den Adalbert. Der bricht sofort auf. "Und die Blume?", ruft ein Mädchen aus der ersten Reihe ganz entsetzt. Aber die darf natürlich mit. Und bekommt einen winzig kleinen Schal um, damit sie sich auf der Reise nicht erkältet.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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