Kulturverein und Historischer Verein:Verbrannt, aber nicht vergessen

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Gedenkveranstaltung in der Loisachhalle erinnert an Musiker, die den Nazis als "entartet" galten

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Notenpapiere: verbrannt. "Die Dreigroschenoper": verboten. Kurt Weill gehört zu jenen Komponisten, die von den Nazis verfemt wurden. Er war damit in allerbester Gesellschaft - die größten Musiker galten den Faschisten als "entartet": Arnold Schönberg, Alban Berg, Paul Hindemith, Igor Strawinsky, Franz Schreker, Ernst Krenek, Hanns Eisler ... Der Historische Verein Wolfratshausen, der Badehaus-Verein und der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) setzen in ihrem Gedenken an die Bücherverbrennung diesmal den Schwerpunkt auf die sogenannte "entartete Musik". Prominente und Schulklassen gestalten den Abend am kommenden Freitag in der Loisachhalle gemeinsam. Am vergangenen Freitag war Generalprobe im Geltinger "Hinterhalt".

Die Bühne ist schwarz, weiße Gestalten gehen, huschen, tänzeln oder marschieren darüber, am Rand werden auf der einen Seite Zeittafeln und auf der anderen Transparente mit Stichworten hochgehalten: 2.3.1900 - Dessau; 1935 - Flucht und New York. Dazwischen, 1933, stampfen martialische Männer in Schwarz mit gereckten Armen auf die Bühne, umringen und bedrängen die zentrale weiße Figur - es ist, an einer Maske zu erkennen, Kurt Weill.

Die gesamte Szenerie ist unterlegt mit Liedern und Melodien des Komponisten, der intensiv mit Bert Brecht zusammengearbeitet hat, und natürlich trägt der Haifisch Zähne.

Kurt Weills Leben in einer szenischen Revue: Die Mittelschule Wolfratshausen bei der Generalprobe. (Foto: Hartmut Pöstges)

Jugendliche der Mittelschule Wolfratshausen zeigen so in wenigen verdichteten Bildern das Leben Kurt Weills in Stationen auf. An der Gedenkveranstaltung sind außerdem die Grundschule Waldram, die Mittelschule Geretsried, die Realschulen beider Nachbarstädte, die Gymnasien Geretsried und Icking und die Freie Waldorfschule beteiligt. Der Kinderchor von Yoshi Kinoshita ist dabei und interpretiert Auszüge aus der Kinderoper "Brundibár" des jüdischen Komponisten Hans Krása. Sie wurde seinerzeit auch im KZ Theresienstadt gespielt, in das die Nazis Krása 1942 deportiert hatten. Der Komponist wurde 1944 in Auschwitz vergast.

Unter den prominenten Gästen, die am Freitag lesen und musizieren, sind die Schauspielerinnen Ilse Neubauer und Marianne Sägebrecht, die Jazzer Klaus Doldinger und Stephanie Lottermoser, die Kabarettisten Peter Spielbauer und Claus Steigenberger. Sägebrecht, die in Neufahrn in der Gemeinde Schäftlarn lebt, kommt zusammen mit der ebenfalls dort beheimateten Geigerin Andrea Schumacher. Sie gestalten eine Lesung aus Gedichten von Hilde Domin und Hans Arp mit Musik von Gideon Klein und Paul Hindemith. Als Marianne Sägebrecht davon spricht, dass sie aus "Kaspar ist tot" des Dadaisten Arp lesen wird, und die Zeile rezitiert: "und die feen liegen halbverkohlt auf den scheiterhaufen", hält sie inne und sagt: "Ich kriege schon Gänsehaut."

Marianne Sägebracht liest Hilde Domin und Hans Arp. (Foto: Hartmut Pöstges)

Verbrannte Bücher und "entartete" Musik: Freitag, 10. Mai, 19 Uhr, Einlass 18 Uhr, freie Platzwahl, Loisachhalle Wolfratshausen, Karten für 25 Euro/ Schüler und Studenten 10 Euro zu den Öffnungszeiten im Badehaus, http://www.erinnerungsort-badehaus.de/

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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