Kulturelles Zentrum in Bad Heilbrunn:Der Himmel über der Kultur

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Viele Gäste folgten der Einladung auf Gut Karpfsee. (Foto: Manfred Neubauer)

Beim Familienfest in Nantesbuch werden die Themen der Stiftung in Theorie und Praxis erlebbar. Kinder erfahren sie beim Samenbomben-Basteln, Erwachsene in einer Bienen-Ausstellung.

Von Arnold Zimprich, Bad Heilbrunn

Strahlend blau wölbt sich der Himmel über die Gebäude der Stiftung Nantesbuch. In der Ferne ragen Heimgarten und Herzogstand schneebedeckt in den wolkenlosen Himmel. Im Alpenvorland hat es angenehme 20 Grad - das Wetter spielt mit beim Frühjahrsfest der Stiftung. Entlang den Ständen, die auf der Freifläche vor dem "Langen Haus" aufgebaut sind, herrscht am Samstag bereits um 11 Uhr reger Betrieb. Das Fest markiert den Auftakt zum Sommerprogramm, gleich am ersten Stand werden Eintrittskarten für die verschiedenen Veranstaltungen verkauft.

Der neue Geschäftsführer der Stiftung Nantesbuch, Börries von Notz, nimmt in seiner kurzen Begrüßung auch gleich Bezug auf die Schönheit der oberbayerischen Landschaft. Er nennt die Meta-Themen, derer sich die Stiftung annimmt: Kunst, Kultur und Natur. Ebenfalls drei Themen seien es, mit denen der Mensch heute primär konfrontiert sei, nämlich Globalisierung, Klimawandel und Entwicklung künstlicher Intelligenz. Alle drei verwiesen wiederum auf das Wesen des Menschen. "Ist der Mensch ein Naturwesen à la Rousseau? Oder ist er ein Mängelwesen im Sinne Herders?", fragt von Notz. Auch der moderne Mensch müsse sich immer wieder mit diesen Fragen beschäftigen. Einen interessanten Ansatz böte auch der Philosoph Arnold Gehlen, für den der Mensch schon mit dem Feuermachen in mythischer Urzeit begann, die Umwelt zu seinen Zwecken zu verändern und darüber hinaus Zeitpunkt und Ort dieser Veränderung auch selbst zu bestimmen - so sei es heute noch.

Kinder basteln Samenbomben für die Bienen. (Foto: Manfred Neubauer)

Man müsse sich kleineren Themen widmen, um in der Umwelt etwas zu bewirken. Eine Schärfung des Blickes sei notwendig, um diese auch wahrzunehmen, zudem müsse man wissen, wo die Grenzen des menschlich Machbaren liegen. Damit hat von Notz in kurzen Worten das Spannungsfeld umrissen, in dem sich die Stiftung mit ihrem Programm bewegt.

Entspannend wirkt die Band Bavaschôro, die das Programm mit mal jazzigen, mal volkstümlichen Klängen auflockert. Das Quintett rund um die Brüder Ludwig und Xaver Himpsl, die mit ihrer Unterbiberger Hofmusik schon seit Längerem von sich reden machen, sorgt für eine freundliche Kulisse.

Im Obergeschoss des Langen Hauses wird Kindern aus Waldemar Bonsels "Biene Maja" vorgelesen, zudem hat die Tölzer Buchhändlerin Petra Schenk ein Potpourri an Büchern rund um Bienen, Naturschutz und zum Frühling ausgelegt. "Was halt zum heutigen Programm passt", sagt Schenk lachend.

Thomas Peters liest aus dem Original des Kinderbuch-Klassikers "Biene Maja". (Foto: Manfred Neubauer)

Günther Stingl hat das schöne Wetter genutzt und ist von Kochel hergeradelt. Er ist das erste Mal in Nantesbuch und wollte sich das Programm "einfach mal anschauen", wie er sagt. "Ich bin durch das Loisachmoor und über Langau hergefahren", berichtet er. "Das Wetter kann ja nicht besser sein, morgen plane ich eine Skitour", so der rüstig wirkende Rentner.

47 Jahre Berufserfahrung im Umgang mit Bienen bringt Wolfgang Achtzehner mit, der "Senior-Imker" der Stiftung Nantesbuch. Zusammen mit Programmleiter Jörg Garbrecht und einem Junior-Imker führt er Interessierte durch eine Ausstellung mit Werken des Graubündner Künstlers Mirko Baselgia sowie des Spaniers José Maria Sicilias, die ihre Kunst mit Bienen verbinden. 14 Völker hat die Stiftung an zwei Standorten untergebracht, aktuell wird die Brut aufgezogen, wie Achtzehner anhand eines inmitten der Ausstellung aufgestellten Bienenstocks erläutert. 200 Hektar Grünland gehörten zur Stiftung; dort wüchsen speziell für Wildbienen geeignete Pflanzen, zum Beispiel das Springkraut. "Dank des Springkrauts können wir auf die Zugabe von Zuckerwasser verzichten", erläutert Achtzehner.

Wolfgang Achtzehner erzählt von seinen Erfahrungen mit naturnaher Imkerei. (Foto: Manfred Neubauer)

An einem Bastelstand werden Stempel entworfen, zwei Heuhaufen laden zum Spielen ein, daneben stehen mehrere Tröge mit Wasser, Erde und Samen, aus denen Kinder zusammen mit Veronika Westermeier vom Landesbund für Vogelschutz und Sinan von Stietencron von der Stiftung Nantesbuch Samenbomben formen. "Aber nicht in Nachbars Garten werfen!" ermahnt Westermeier die Kinder, "besser auf wenig bewachsene Flächen." Die zweijährige Luise ist ganz begeistert von Wasser und Matsch, ihren kleinen Papierbeutel hat sie mit ihrer großen Schwester schnell gefüllt.

Ein Fest "für die ganze Familie" sollte es am Samstag sein und den Blick für die kleinen Dinge und Vorgänge in der Natur schärfen - das ist der Stiftung Nantesbuch gelungen.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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