Kulturelle Vielfalt:Bunte Heimat

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Beim Internationalen Fest zeigt sich Wolfratshausen am Wochenende erfrischend weltgewandt

Von Barbara Szymanski, Wolfratshausen

Scones aus Schottland, Vlazi Karai aus Kenia, Aresa Sambosa aus Afghanistan, Salsa aus Mexiko, aber auch Apfelkuchen und Zwetschgendatschi aus Deutschland: So bunt wie die Speisen ist auch die große Schar der Gäste auf dem Interkulturellen Fest. Gefeiert wird es auch heuer im Garten der Bücherei bei der Hammerschmiedschule mit Spielen, Musik, Tanz und natürlich vielen Gesprächen. Und: Man spricht Deutsch. Vor allem die Migrantenkinder sind ganz offensichtlich angekommen in ihrer neuen Heimat.

Mittendrin und stets umringt bewegt sich Ines Lobenstein durch die Reihen. Die Koordinatorin des Asylhelferkreises berichtet, dass in Wolfratshausen Menschen aus 110 Nationen leben, derzeit 360 Flüchtlinge und Einwanderer hier wohnen und von immerhin 115 Helfern betreut und begleitet werden. Sie betont: "Wir kümmern uns nicht nur um Geflüchtete, sondern auch um Menschen aus Ungarn oder Kosovo - um Migration im Allgemeinen eben." Auch Silke Vogel, Büchereileiterin und neben dem Iruma-Verein und dem Barbezieux-Verein sozusagen Gastgeberin des Fests , sieht die derzeitige Aufgabe in einer gelungenen Integration. "Und das bildet sich inzwischen deutlich ab", sagt sie.

Ein Garten, viele Kulturen: Auf dem Gelände der Wolfratshauser Stadtbücherei hat am Wochenende das Internationale Fest stattgefunden. Wie in Mexiko üblich wurde die mit Süßigkeiten gefüllte Piñata geknackt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wenn es nach Bakhtiar geht, dem quirligen 14-Jährigen aus Afghanistan, dann stimmt das. Er geht in die 9. Klasse, liebt Mathematik und möchte am liebsten Automechatroniker werden, genauso wie sein bester Freund Benjamin aus Griechenland. Dass Bakhtiar noch im Heim lebt mit seiner Familie macht ihm nichts aus, wie er sagt. Er hat Freunde und Ziele. Ines Lobenstein und Gisela Weber-Grunwald vom Helferkreis jedoch machen sich schon große Sorgen, wo noch Wohnungen aufzutreiben sind für die Familien.

Darüber braucht sich Esraa aus Syrien keine Gedanken zu machen, ihre Familie ist untergekommen. Die Elfjährige steht an der Getränketheke und agiert, als ob sie das täglich macht. Warum sie das tut: "Weil ich gern arbeite und Lust drauf habe." Dann aber unterbricht das Mädchen kurz seine Tätigkeit und klatscht mit zur Musik und dem Auftritt der Tanzgruppe der Griechischen Gemeinde aus Geretsried. Aus der Nachbarstadt kommt auch die Singgruppe "Gaudeamus" der Musikschule Geretsried mit internationalen Liedern. Das Trio ZAKK trägt mit flotter Musik ebenfalls zur guten Laune bei.

Griechische Tänze gab es zu sehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Musik gefällt Nastaran aus Afghanistan, die Dozentin werden will an der Fachoberschule für Gestaltung in München. Die 18-Jährige fühlt sich hier zu Hause, wie sie sagt. Sie glaubt, gute Chancen zu haben, ein eigenständiges Leben führen zu können und nicht auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein. Schließlich spricht sie nach rund drei Jahren sehr gut Deutsch aber auch Dari und Farsi, daneben auch Türkisch und ziemlich gut Englisch.

Eberhard Hahn, früher Diplomingenieur, ist heute als Asylhelfer tätig. Der Ruheständler betreut unter anderem einen jungen Mann aus Pakistan. Zwei anstrengende Verwaltungsgerichtsprozesse hat er mit ihm durchgestanden - und dabei immerhin eine Duldung erreicht. Denn der Migrant hat einen gut bezahlten Job gefunden in der Schweißkontrolle bei BMW in München. Was die Bemühungen um Integration betrifft, bezieht Eberhard Hahn deutlich Stellung: "Es ist notwendig und es ist eine Frage des Anstands."

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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