Kulturausschuss Wolfratshausen:Afghanen suchen Anschluss

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Bericht über die Lage der Flüchtlinge in Wolfratshausen

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Nach wie vor hochzufrieden sind die Mitglieder des Kulturausschusses im Stadtrat mit der Arbeit, die die städtische Verwaltung und engagierte Wolfratshauser gemeinsam im Interesse der Asyl- und der Wohnungssuchenden leisten. "Es läuft alles ganz unspektakulär, der Helferkreis begleitet die Asylbewerber so gut, dass sie in der Stadt überhaupt nicht auffallen", lobte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) die Leistung der Betreuer. Auch für die Arbeit von Anika Dollinger, die seit anderthalb Jahren in der Stadtverwaltung für die Asyl-, Integrations- und Wohnungslosenhilfe zuständig ist, fanden die Stadträte anerkennende Worte. So gab es zu ihrem Jahresbericht nur die eine oder andere Verständnisfrage und die allseits geäußerte Bitte, sich doch umgehend zu melden, falls zusätzliche Unterstützung der Stadt gefragt sei.

Von Mai vergangenen Jahres bis jetzt sind Dollingers Bericht zufolge 83 Asylsuchende umverteilt worden, 24 anerkannte Flüchtlinge sind aus Wolfratshausen weggezogen, für 41 gelang es gemeinsam mit der Caritas und der Städtischen Wohnbaugesellschaft, eine Bleibe zu finden. In die Obdachlosenunterkünfte habe niemand einziehen müssen, "auch weil die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt sehr gut funktioniert", wie Dollinger ihrerseits lobend feststellte.

Der Katalog an Hilfestellungen, die geleistet werden, ist breit. So unterstützen Stadt und Helferkreis die Flüchtlinge nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern auch bei Anträgen auf Sozialleistungen, die für die Betroffenen eine hohe bürokratische Hürde darstellen. Dies gilt auch für Anträge, in denen es um Aufenthaltstitel, Familienversicherungen sowie um Kinder- und Betreuungsgeld geht. Der Beistand umfasst die Übersetzung schwer verständlicher Behördenbriefe, die Vermittlung von Integrationskursen und Arbeitsplätzen, die Betreuung bei Umzügen sowie die Vermittlung von Grundregeln der deutschen Rechtsordnung. Zu den hierfür angesetzten Terminen haben sich 14 Syrer, 42 Afghanen und 15 Afrikaner gemeldet. Bestandteil des Leistungskatalogs ist nicht zuletzt die "Radlwerkstatt" - Stadt und Asylhelferkreis stellen Berechtigungsscheine aus, mit denen Flüchtlinge und Sozialcard-Inhaber ein Fahrrad bekommen können. Erfolgreich und gut besucht war nach Dollingers Bericht eine Veranstaltung zum Thema "Alltag in der neuen Heimat", bei der Flüchtlinge ihre Erfahrungen schildern konnten.

Detaillierte Zahlen legte die Mitarbeiterin der Stadt über Herkunft und soziales Umfeld der Asylsuchenden vor. Demnach kommt der weitaus größte Teil aus Afghanistan (43 Prozent), gefolgt von den Herkunftsländern Nigeria (18 Prozent), Irak (zwölf Prozent), Syrien (neun Prozent) und der Türkei (zwei Prozent). Ebenfalls zwei Prozent sind staatenlos, bei weiteren zwei Prozent ist die Herkunft ungeklärt. 70 Prozent sind Männer. Die Flüchtlinge sind schwerpunktmäßig in der Altstadt (87 Prozent), in Weidach (sieben Prozent) und in Farchet untergebracht (sechs Prozent).

Die 61 anerkannten Flüchtlinge, die in Wolfratshausen eine Wohnung gefunden haben, tauchen in der Statistik nicht mehr auf, werden aber weiterhin betreut. Auf die Frage von Stadträtin Annette Heinloth (Grüne), welcher Art "die Bedarfe" unter den Asylsuchenden seien, wies Dollinger auf die vielen Afghanen hin, die noch keine Arbeitserlaubnis besitzen. "Die wünschen sich Kontakte mit Deutschen, die wollen reden und spielen und sind sehr wissbegierig auf das Leben hier." Ihnen wäre mit persönlichen, unkomplizierten Kontakten sehr gedient.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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