Kultur in der Loisachstadt:Flussfestival sinkt tief in die roten Zahlen

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Der Wolfratshauser Veranstaltungsreigen verzeichnet 2017 einen Verlust von rund 217 000 Euro. Der Kulturausschuss will mit besserer Auslastung gegensteuern

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Rein kulturell betrachtet ist das Wolfratshauser Flussfestival eine reizvolle, kunterbunte Mixtur, aus haushaltstechnischer Sicht tendiert das Projekt dagegen immer mehr zu einer einzigen Farbe: tiefrot. Der Kulturausschuss hat deshalb jetzt Überlegungen angestellt, wie sich die Stadt angesichts des wachsenden Defizits in Zukunft zumindest wieder "einer schwarzen Null annähern könnte", wie dies CSU-Stadtrat Peter Plößl formulierte. Einigkeit herrschte in dem Gremium darüber, dass es nicht allein damit getan sein dürfe, einfach nur die Eintrittspreise zu erhöhen oder auf kostspielige Höhepunkte wie den Auftritt des österreichischen Liedermachers Rainhard Fendrich zu verzichten. Denn gerade die machten das Festival ja so attraktiv. Als Alternative will sich die Stadt nun künftig bemühen, hochwertige Events, die schnell ausverkauft sind, besser auszulasten, also durch zusätzliche, weniger komfortable, nicht überdachte Stehplätze einem größeren Publikum zugänglich zu machen, und auf diesem Wege die Einnahmen zu erhöhen. Das sei "wie in einer alten Kathedrale, da gibt es ja auch Seitenschiffe", erläuterte Plößl.

Der Illusion, dass die Veranstaltungsreihe jemals völlig kostendeckend sein wird, gaben sich die Ausschussmitglieder indes nicht hin. Dafür waren die Zahlen, die Kulturmanagerin Marion Klement für die vergangenen drei Festivals präsentierte, doch zu ernüchternd. Hatte sich das Defizit im Jahr 2013 noch auf rund 130 000 Euro belaufen, so waren es im Jahr 2015 schon knapp 163 000 und im vergangenen Jahr bereits 217 000 Euro. Die jüngste Steigerung stellten "einen Quantensprung" dar, räumte Klement ein. "Richtig teuer" war ihrem Bericht zufolge eine eigene, nicht vom Publikum frequentierte Toilette, die von den Künstlern verlangt wurde. Dafür habe der Bauhof, weil dies technisch nicht anders zu lösen gewesen sei, eigens eine Rohrleitung durch die Loisach verlegen müssen. Finanziell abträglich waren auch die hohe Miete für das Dach, die Einstellung eines zweiten Nachtwächters an der Floßlände, die mittlerweile notwendige Taschenkontrollen am Eingang sowie der Ausfall wichtiger Sponsoren, darunter Möbel Mahler.

Teuer sei das Flussfestival aber "schlicht durch die Qualität der Veranstaltungen" geworden, so Klement, die dazu allerdings keine Alternative sieht. "Man braucht einfach das eine oder andere Highlight, sonst plätschert das alles so dahin". Aus ihrer Sicht wäre es deshalb auch nicht verwerflich, die Eintrittspreise "als Stellschraube" zu nutzen, denn man zahle bei jeder einzelnen Veranstaltung drauf. "Extrem froh" wäre sie wenn die Stadt die Floßlände als Veranstaltungsort besser präparieren würde, sodass der Platz bei Regen nicht immer wieder neu mit teuren Hackschnitzeln aufgeschüttet werden müsste. Dies werde man in Angriff nehmen, versprach Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), ebenso müsse die provisorische Toilettenleitung fest installiert werden.

Mit höheren Eintrittsgeldern mochten sich die Ausschussmitglieder allerdings nicht anfreunden. Weil die Stadt jede Karte mit 33 Euro subventioniere, müsse sie dann ja auch jedes Ticket um diesen Betrag teurer machen. Dies fand die Ausschussmehrheit nicht sozial und nicht vermittelbar. Heilinglechner wies in diesem Kontext darauf hin, dass eine Stadt wie München ihre kulturellen Veranstaltungen mit ungleich höheren Beträgen subventioniere. Andernfalls gäbe es etwa im Herkulessaal kein einziges Konzert mehr. Einigkeit herrschte darüber, dass die Kosten zwar gesenkt werden müssen, das Geld angesichts des öffentlichen Interesses an dem Festival aber auch gut investiert sei. Klement zufolge wurden mittlerweile allein auf Facebook nahezu 10 000 Fans registriert und auch die Zahl der Besucher sei gestiegen - von rund 3600 im Jahr 2013 auf 6500 in 2017. Lobend und dankend erwähnt wurde der engagierte Einsatz von vielen ehrenamtlichen Helfern, ohne die sich die Kosten noch zusätzlich erhöht hätten.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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