Kultur im Schützenhaus:Pasta on stage

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Live im D'Amato: Der Wirt an seiner Nudelmaschine. Weil das Publikum bei Konzerten häufig ausbleibt, steht Michel Amato immer häufiger selbst auf der Bühne seiner Kneipe - und kocht für Privatgesellschaften. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit Privatfeiern, bei denen er groß aufkocht, finanziert Michel Amato das Kulturprogramm seiner Musikkneipe. An diesem Freitag gehört die Bühne "Zweckinger"

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Michel Amato wird an den kommenden beiden Freitagabenden wieder einmal ganz fest hoffen, dass es in seiner Musikkneipe "schön voll wird". Der gelernte Unternehmensberater, der seit Jahren als Gastronom arbeitet, hat zwei Gruppen zu Gast im "D'Amato im Schützenheim", die seiner Ansicht nach "viel Publikum verdienen": die Mundartband Zweckinger und die "Grenzgänger zwischen Volksmusik und Partyszene" Oansno. Anderswo, so sagt Amatos früherer Veranstaltungspartner Christoph Bühring-Uhle, füllten solche Künstler Säle und Hallen. Im "D'Amato" ist das nicht immer garantiert.

Seit vierdreiviertel Jahren bespielt Amato zwei zur Bar umgestaltete Räume im Schützenheim an der Geltinger Straße in Wolfratshausen. Er hat das mit großen Ambitionen begonnen, mit genauen Vorstellungen über die Qualität und die Mischung des Programms: breit gefächert und anspruchsvoll. Um viele zu locken, gab es anfangs nicht einmal Eintrittspreise; ein Hut ging rum, in den jeder Besucher so viel Geld legen konnte, wie er mochte. "Das hat nicht gut funktioniert", sagt Amato, "nach einem Jahr haben wir Eintritt verlangt." Denn all jene Musiker, die er erstklassig fand, habe das Publikum eher gemieden. Die Leute wollten offenbar nichts ausprobieren, sagt er, sie kämen eher, wenn Bekanntes auf dem Programm stehe: "Coverband-Geschichten zum Mitsingen." Oder regionale Gruppen wie die jungen Rock'n'Roller Bonny Tones, die aus der Geretsrieder Musikschule hervorgegangen sind: "Da ist es immer brechend voll."

Natürlich habe er eine Phase der Desillusionierung gehabt, sagt Amato, der seine Lebensgrundlage mit der Cafeteria im Kreiskrankenhaus verdient. Aber mittlerweile sieht er den Nebenjob pragmatisch: Kultur koste Geld, und die wirtschaftlichen Zwänge machten es für einen wie ihn nötig, andere Quellen anzuzapfen. "Mein Schwerpunkt sind inzwischen die privaten Feiern." Er bietet das "D'Amato" Gesellschaften für Geburtstage, Jubiläen, Weihnachtsfeiern und anderes an, mit individueller Bewirtung je nach Wunsch. "Vom Essen her mache ich alles, auch frische Nudeln auf der Bühne." Im Schnitt habe er viermal im Monat solche Feiern, das musikalische Programm habe er längst auf maximal zwei Auftritte im Monat reduziert. Anfangs gab es Donnerstag, Freitag und Samstag Veranstaltungen: "Wir haben schnell gemerkt, dass das zu viel war." Auch auf der Speisekarte verzichtet er bei den Konzerten auf Spezialitäten: "Neunzig Prozent der Leute wollen eh Pizza - am liebsten vorgeschnitten."

Zu den Künstlern hat Amato einen guten Draht: "Die Musiker fühlen sich bei uns sauwohl", sagt er. Das liege sicher an der Wertschätzung, die sein kleines Team ihnen entgegenbringe. "Alle, die da waren, sind begeistert." Solche Enthusiasten gibt es auch unter den Besuchern: "Leute, die extra aus München rauskommen, weil sie die Wohnzimmer-Atmosphäre mögen. Bei uns kann man die Künstler ja wirklich zum Anfassen haben." Und für ihn selbst sei die Musikkneipe genau "das Zubrot, das mir Spaß macht". Umso mehr, als sein Musikgeschmack "querbeet" gehe und er noch jeden, der bei ihm auftrat, einzigartig gefunden habe.

Mit den offenen Fragen seines Nebenjobs hat er sich abgefunden. Warum viele Wolfratshauser nicht an die Geltinger Straße kommen, wisse er nicht, denn bekannt sei sein Lokal. Ein für ihn frappierendes Erlebnis waren die Auftritte des aus der TV-Wirtshausbühne "Schlachthof" bekannten österreichischen Musikers und Kabarettisten Stefan Leonhardsberger: Zweimal im D'Amato, beim ersten Mal zwanzig, beim zweiten Mal vierzig Besucher. Dann derselbe Künstler auf einer Amato-Veranstaltung im Kursaal Bad Heilbrunn: "Hundert Leute!" Und darunter nicht wenige aus Wolfratshausen. Ein Rätsel.

"Zweckinger" : Freitag, 13. April, 20 Uhr , Mischung aus Rock, Folk und originellen bairischen Texten , Abendkasse 15 Euro, Vorverkauf 12 Euro, Karten und Infos: 08171/34 63 47

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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