Franziskanerkirche in Bad Tölz:Stille statt Konzerte

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Als Konzertsaal soll die Tölzer Franziskanerkirche auch künftig nicht mehr dienen. Seit 2015 gehört das Gotteshaus der Erzdiözese München und Freising. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Tölzer Stadtrat lehnt einen Antrag von Gabriele Frei ab, eine doppelte Nutzung des Gotteshauses prüfen zu lassen. Der Grund: Die Kosten für die nötigen Umbaumaßnahmen wären zu hoch.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Franziskanerkirche in Bad Tölz soll nicht zu einem großen Konzertsaal werden. Eine solche Doppelnutzung hatte Gabriele Frei (CSU) am Dienstagabend im Stadtrat vorgeschlagen und dafür eine Machbarkeitsstudie beantragt, sofern die Erzdiözese München und Freising vorher ihre Zustimmung signalisiert. Da das Kurhaus von Mitte 2023 an umgebaut werden soll, wäre es wichtig, "ein Ausweichquartier in Form eines entsprechenden Saals" für den Kulturbetrieb zu haben, erklärte Frei. Ihren Vorstoß lehnte der Stadtrat mit einer knappen Mehrheit von zwölf zu acht Stimmen jedoch ab. Sollte die Studie zu dem Ergebnis führen, dass die Kirche als Konzertsaal genutzt werden könne, werde dies hohe Umbaukosten nach sich ziehen, warnte Karsten Bauer (CSU). Falls ein Zweifachbetrieb nicht möglich sei, werde die Stadt auch nichts tun. Bauers Fazit: "Wir können uns die Studie sparen."

Die Zukunft des beliebten, im Barock errichteten Gotteshauses war nach dem Wegzug des Franziskanerordens im Jahr 2008 unklar. Die Erzdiözese, die Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt und die Stadt verhandelten lange darüber, wer die sanierungsbedürftige Kirche übernehmen soll. Eine Weile stand sogar eine Entweihung des Sakralbaus im Raum, wogegen sich damals viele Tölzer mit einer Unterschriftenaktion wehrten. 2015 übernahm schließlich die Erzdiözese die Klosterkirche für einen symbolischen Betrag von einem Euro. Seither können Gläubige dort noch zur Beichte gehen oder eine Messe am Sonntagabend besuchen. Einmal im Monat lädt die Tourismusseelsorge montags zu einer 20-minütigen "Zeit für Stille" ein.

Das Gotteshaus sei "schon seit längerer Zeit mit kirchlichen Veranstaltungen nicht mehr so stark frequentiert", argumentierte Frei. Für einen Konzertbetrieb wären zwar bauliche Maßnahmen nötig, für Rettungswege zum Brandschutz, für die Wiedereröffnung des Ein- und Ausgangs im Klosterbau. Dafür aber würde der Zeitdruck aus dem Umbau des Kurhauses genommen, das saniert und einen modernen Nebenbau bekommen soll. Auch danach könne die Kirche "mit ihrer fantastischen Orgel und einer hervorragenden Akustik" als Konzertsaal erhalten bleiben, meinte Frei. Dadurch schüfe man "eine kulturelle Achse im Badeteil".

In der alten Klosterkirche finden nurmehr wenige Gottesdienste statt. Voriges Jahr war sie Schauplatz eines interreligiösen Gedenkens an die Corona-Opfer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Brita Hohenreiter erteilte dem Vorstoß ein Absage. Die Umbauphasen des Kurhauses seien dergestalt getaktet, dass der Betrieb fast nahtlos weiterlaufen könne, erklärte die Kurdirektorin. Andernfalls sähen sich Kulturveranstalter andernorts um, ein Programm im Kurhaus müsste hernach komplett neu aufgelegt werden. Der Sakralbau als großer Konzertsaal zöge nach Hohenreiters Dafürhalten auch "eine deutliche Ausweitung des Veranstaltungsprogramms im Bereich der Hochkultur" nach sich. Die Aufführungen großer Chor- und Orchesterwerke seien aber zumeist defizitär. Die Kurdirektorin verwies dabei auf die Tölzer Orgelfesttage von Sepp van Hüllen. Trotz eines qualitativ "kaum zu überbietenden Programms" gebe es nur eine "geringe Nachfrage", sagte sie. Außerdem betreffen die nötigen Umbauten für Hohenreiter nicht alleine den Brandschutz. Da gehe es etwa auch um Barrierefreiheit, Sanitäreinrichtungen, Bühnen- und Tontechnik.

Die Grünen stimmten dem Antrag bis auf Bärbel Weixner zu, ebenso Julia Dostthaler und Josef Steigenberger (beide CSU). "Bad Tölz fehlt einiges an Strahlkraft", sagte Moritz Saumweber (Grüne). Die Kirche als Konzertsaal wäre seiner Ansicht nach "ein Leuchtturm" für die Stadt. Seine Fraktionskollegin Johanna Pfund plädierte ebenfalls dafür, die Idee zumindest prüfen zu lassen: "Die Franziskanerkirche steht mehr oder weniger ungenutzt rum, das finde ich schade."

Dem hielten Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) und Willi Streicher (SPD) entgegen, dass die Stadt eine Menge Geld in eine fremde Immobilie investieren müsste. Um dies zu wissen, brauche er nicht 10 000 Euro für eine Studie, sagte Streicher. Bad Tölz benötige zwar Leuchtturmprojekte, aber die sehe er im Kurhaus-Umbau oder in der Erweiterung des Hallenbads. Ähnlich äußerte sich Christof Botzenhart (CSU): "Wesentlich wichtiger wäre mir, im Moraltpark eine Multifunktionshalle zu schaffen, für Rockkonzerte, für Partys und Schulabschlussfeiern." Rene Mühlberger mahnte, mit den städtischen Finanzmitteln behutsam umzugehen. Schließlich stünden Vorhaben wie das neue Pflegeheim auf der Flinthöhe, der Moraltpark oder auch Straßenbauprojekte an. Und was große Konzerte anbelangt, habe man ja schließlich die Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt, sagte er.

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