Konzert in Wolfratshausen:Prächtiges Klangbild

Lesezeit: 1 min

Vier Chöre interpretieren Schütz-Werk in Andreaskirche

Von Jakob Steiner, Wolfratshausen

Im Altarraum der Pfarrkirche St. Andreas in Wolfratshausen war am Samstagabend kaum noch Platz. Neben zahlreichen Instrumentalisten waren insgesamt vier verschiedene Chöre zusammengekommen: der Münchner Kammerchor Gaudete, die Kirchenchöre der Pfarreien St. Andreas in Eching, Mariahilf in München und St. Andreas in Wolfratshausen. Hintereinander gestaffelt boten sie - mitsamt dem historischen Instrumentarium - den Zuhörern ein imposantes Bild.

Im Mittelpunkt des Konzerts stand die "Historia der fröhlichen und siegreichen Auferstehung unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi" aus der Feder des frühbarocken Komponisten Heinrich Schütz, aufgeführt unter der Leitung des Wolfratshauser Kirchenmusikers Mark Ehlert am Cembalo. Das Werk erzählt die Ostergeschichte von der Entdeckung des leeren Grabes bis hin zur Begegnung Jesu mit den Emmaus-Jüngern. Es ist gekennzeichnet durch viele lautmalerische Elemente, ebenso dem häufigen Wechsel zwischen dem Evangelisten und den verschiedenen Hauptpersonen der Erzählung, allen voran Jesus. Der Hamburger Tenor Henning Kaiser übernahm die Rolle des Evangelisten, die Sänger des Gaudete-Chores die solistischen Motetten der Protagonisten. Kaiser entwickelte sich zu einem Erzähler, der in seinen farbigen Rezitativen dem Wort immer den Vorrang gab. Sicher führte er die Zuhörer in der anspruchsvollen Partie durch die Ostergeschichte. Am Ende der Phrasen ging ihm leider oft die Mühelosigkeit verloren.

Umrahmt wurde die Auferstehungshistorie von zwei Instrumentalwerken: eine Sinfonia für Streichinstrumente von Michael Praetorius und eine Sonatina über "Allein Gott in der Höh sei Ehr" für ein Cornett und drei Posaunen von Gottfried Reiche. Die Kirchenchöre kamen bei zwei Psalmvertonungen von Schütz am Anfang und am Ende des Konzerts zum Zug. Der lobpreisende Psalm 103 bestach durch großen Abwechslungsreichtum. Mit quasi zwei Dirigenten - dem Echinger Kirchenmusiker Maximilian Betz in der Mitte, dahinter Ehlert am Cembalo - ließen die Sänger und Instrumentalisten ein prächtiges Klangbild entstehen.

Mit dem Dankpsalm 136 zogen die Musiker zum Schluss alle Register. Sie erfüllten den Kirchenraum mit voller Kraft und durch die Mantra-artige Wiederholung des "Denn seine güte weret ewiglich" steigerte sich der Klang hin zu einem majestätischen, den Chor fordernden Schlusspunkt, verstärkt durch Bläser und Pauken von der Empore. Die Zuhörer - nur knapp so viele wie die Ausführenden selbst - honorierten die Leistung der engagierten Musiker mit viel Applaus.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: